Tuesday 22 June 2010

Ein Nachmittag wie jeder andere

Da geh ich so durch die kleine Straße in der ich wohne. Geh dort so entlang und freu mich über den Sonnenschein und den strahlend blauen Himmel. Ab und an kommen mir Leute entgegen, die gerade aus der Haustür treten, den Rasen mähen, ihr Auto abschließen, Einkäufe ins Haus tragen. Mein freundliches Nicken und meine unzähligen 'Guten Tags' verlaufen sich. Einem Nachbarn, der gerade eine Mandarine ißt, fällt ebendiese aus der Hand als ich ihn grüße. Er schaut mich mit großen Augen an, erwidert nichts.

Aufgrund meiner Erziehung fällt es mir ja so verdammt schwer an Leuten vorbei zu gehen, ohne diese zu grüßen. Der Typ, der am Kurfürstendamm, der Domplatte, in Spitalfields oder in St-Germain-des-Pres spazieren geht und jede Seele grüßt die einem entgegen kommt, bin ich nicht. Schon klar. Ich spreche davon, dass man Leute die einem zum Beispiel im Hausflur oder in unmittelbarer Nähe des Hauses in dem man wohnt grüßt. Genau so wie man auch 'Guten Tag' oder von mir aus auch 'Guten Morgen' sagt, je nachdem, wenn man eine Bäckerei betritt oder eine Arztpraxis. Ganz normales Verhalten eben.

'Guten Tag'. Leider bekommt man hier in den seltensten Fällen eine Antwort. Na gut, ist übertrieben. Mein Friseur sagt mir schon Hallo wenn ich den Salon betrete.

Man kommt sich verdammt merkwürdig vor, wenn man ins Wartezimmer seines Zahnarztes tritt, ein lautes ‚Guten Tag’ in die versammelte Runde schmeißt und keine einzige Reaktion erhält. Für einen klitzekleinen Moment fühlt man sich irgendwie sehr nackt. Das gleiche Gefühl macht sich breit, wenn man einem Nachbarn winkt und dieser partout nicht reagiert. Und das immer.

Weiter auf meinem kleinen Rundgang durch mein Stadtviertel. Es wird nicht mehr ‚Guten Tag’ gesagt, sobald ich meine Strasse verlasse und dort niemanden mehr kenne. Versteht sich irgendwie von selbst. Um die Ecke von mir, da gibt es ein Seniorenheim. Ein alter Mann in einem Rollstuhl in der Sonne hinterm Zaun sitzend, schaut mir einsam entgegen. Ich lächele ihn an. Er zuckt zusammen. Nachdem er den ersten Schrecken überwunden hat, lächelt er ganz zaghaft zurück.

Schöne Grüße aus Melbourne!

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