Monday 5 July 2010

Die Schreckensherrschaft der Jogginghose



Hier gibt es schon viele gute Geschäfte. Jigsaw, Karren Millen, Mango, FCUK, Benetton, Pepe Jeans, G-Star. Moment, die sind doch alle Europäisch. Ach so, es gibt natürlich auch tolle Australische Geschäfte hier. Gorman, Sportscraft, Peter Alexander, Country Road.

In der Benetton Filiale, in der Innenstadt von Melbourne ist es meistens gähnend leer. Der Verkäufer erzählte mir, dass die Australier diese Art der Mode nicht so anspricht. Er war aber der Meinung es brauche wohl noch einige Zeit, bis Benetton hier angenommen wird. Jetzt wird sogar gemunkelt Zara und H+M sollen hier bald eröffnet werden. Bin gespannt, wie das gelöst wird. Die fertigen und verkaufen die Mode in so einem rasanten Tempo. Gerade eben bei einem Designer gesehen, nachgeschneidert und kurz darauf hängt es schon für die Massen zum Verkauf bereit auf der Stange in den Läden. Wie soll as Konzept hier aufgehen, mit den zu Europa/USA/Asien Entgegengesetzten Jahreszeiten? Kriegen wir dann hier die Ware die in Europa niemand mehr braucht? Obwohl, dass wäre ja nicht mal schlimm. Noch immer viel besser als das was man hier ansonsten als Mode bezeichnet.

Geschäfte die hier als schick, cool und auf einem internationalen Standard und typisch australisch gelten verkaufen Schlechtgefertigte Stücke. Schade, dass man hier keinen Karneval feiert, denn in den Läden kann man sich sehr kostengünstig ein herrliches Kostüm zusammenzustellen. Valleygirl, Sportsgirl oder Dotti. Billiger Ramsch. Gut, gut, gut, ist ja auch Geschmacksache. Wenn ich alleine daran denke wie viel unzählige Verkäufer/innen ich über all die Jahre schon mit dem Hinweis auf mangelnde Qualität verschreckt habe, wird mir ganz anders. Polyester ist halt billiger und die Leute kümmern sich nicht darum, aus was die Kleidung hergestellt ist, erklärten mir viele.

Sobald hier eine Zeitschrift auf einen Trend aufmerksam macht, kann man diesen garantiert kurz darauf an vielen der Modebewussten Einwohner sehen. Da sind die schon verlässlich. Wie kleine Soldaten in Uniform laufen die Opfer der neuesten Trends Selbstbewusst durch die Strassen. Doch das alle so aussehen wie verkleidet, dass merkt man nicht. Jedem Trend blind zu folgen, dass hat wenig Stil. In Europa ist man ja ständig von Kunst und Kultur umgeben. Das inspiriert. Einen Vorwurf kann man den Ozis da ja also gar nicht machen. Welche Muse soll einen denn hier auch küssen?

Im letzten Jahr war ich im Frühjahr in England, später im Jahr in Südafrika, Botswana und einen Abstecher nach Kambodscha habe ich auch noch gemacht. Erst vor einigen Wochen bin ich aus China zurückgekommen. Bin halt gerne unterwegs. 'Weg zu sein' ist immer schön. Zwischen dem Entdecken fremder Kulturen, exotischer Küchen, karger Landschaften und lebenslustiger Menschen liebe ich es einzukaufen. Bin ja auch nur eine ganz normale Frau.

Stehe ich in einem Geschäft auf der Long Street in Kapstadt oder irgendwo in einer hippen Boutique in Phnom Penh oder streife ich über die Ehrenstrasse in Köln, staune ich mit großen Augen. Dieses Angebot, so willig verfügbar. Sofort vergesse ich wo ich wohne. Die Strände hier in Oz sind perfekt, die Sonne scheint andauernd. T-Shirt, Shorts, Sonnenhut und Flip Flops, das ist es. Ja, mehr braucht man für die meiste Zeit des Jahres nicht. Sehe das alles ganz anders. Mode muss sein, sie ist Ausdruck der Persönlichkeit. Möchte ungern jemanden mit der Ansicht einer ungepflegten schlabberigen Jogginghose beim Bäcker zur Last fallen.

Die Pferde gehen eigentlich immer mit mir durch beim Einkaufen. Ein neues Jackett, eine gut geschnittene Hose oder ein Kleid passen immer noch in meinen Koffer. Habe ich mich erst einmal in 'Rage' gekauft und den Duft der 'Grossen Weiten Welt' geschnuppert, geht alles.

Es kommt wie es kommen muss. Zuhause in Melbourne angekommen, werden erst einmal die Koffer ausgepackt. Abends geht es dann in eine Bar, ein paar bekannte Gesichter treffen. In der Straßenbahn muss ich ganz einfach ignorieren, dass ich mit meinen Klamotten etwas overdressed daherkomme. In der Bar dann das gleiche Spiel. Die anderen Gäste tragen T-Shirts und Turnschuhe und die Frauen auch sehr gerne und alarmierend knappe Polyester Kleidchen mit hohen Absätzen. Aber mich aufgeben werde ich nicht.

Es gibt doch auch hier echt famose Designer, Sass & Bide, Gorman, Fleur Wood. In diesen Produkten braucht sich niemand zu verstecken. Doch nein, wird von vielen Australiern einfach ignoriert. T-Shirts, Flip Flops oder halbnackt mit Stöckelschuhen. Nein. Kann ich nicht. Mach ich nicht. Will ich nicht. So! Nein, ich werde auch nicht im Schlafanzug in den Supermarkt zum Wocheneinkauf gehen. Ja, ist niedlich. Aber nein. Mach ich auch nicht. Sind alle so entspannt hier, doch das ist weder schön noch begehrenswert.

Schöne Grüße aus Melbourne!

2 comments:

  1. thongs im Sommer zu tragen habe ich mich schon zu überwinden müssen .. was ich aber noch ganz und gar nicht verstehe ist des Australiers Art, ganz ohne Schuhe überall hinzugehen.

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  2. @Marc. Vielleicht mal ausprobieren? Barfuß laufen in der Innenstadt? Schöne Grüße aus Melbourne!

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