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Sunday, 15 August 2010
Die größte Schafs-Show der Welt
Ich habe es mir nicht nehmen lassen, die seit 1877 einmal jährlich in Bendigo, Victoria stattfindende Schafs-Show zu besuchen. Diese Schafs-Show gilt als die größte ihrer Art in der ganzen Welt. Dort findet man alle Informationen rund ums Schaf. Die mehr als 5000 teilnehmenden Farmer informieren über unterschiedliche Schafs-Rassen, Baby Schafe, Alpakas, Ziegen, Schafhütehunde, Wolltypen, Mode aus Wolle, Lebensmittel und Schafsscherer.
Einem Border Collie Wettbewerb habe ich beigewohnt und gelernt, dass ein guter Hund die Arbeitskraft von zwei Männern wert ist. Die Bauernfrauen können sich an dem Tag voll der Wolle hingeben. Anscheinend stricken die Männer nicht, denn es war nur von Frauen die Rede. Sie können selbst gestricktes / selbst gehäkeltes ausstellen, einkaufen und/oder verkaufen.
Der ganze Besuch war äußerst interessant. Alle waren guter Stimmung, man konnte die in der Luft liegende Aufregung spüren. Sogar für den Nachwuchs war gesorgt. Kinder, die Farmer von morgen, hielten ihre eigenen Wettbewerbe ab.
Romantische Vorstellungen von riesigen Schaffarmen im australischen Busch schossen mir durch den Kopf. Bilder von gemütlichen Lagerfeuern nach einem anstrengenden Tag auf der Farm. Alles ganz nett, so richtig idyllisch was die Leute auf dem Land so treiben. Jeder kennt jeden und hält gerne mal einen kleinen Schnack.
Ich habe mich dann auch schon bald auf den Weg gemacht, in das Zelt in denen die Schafscher-Demonstrationen abgehalten wurden. Die Schafscherer gehen nicht gerade zimperlich mit den Tieren um. Der ganze Vorgang sah sehr brutal aus, bei einigen Schafen habe ich blutige Wunden am Körper gesehen. Übel wird einem da schon, hört auf möchte man da am liebsten laut in die Gesellschaft brüllen. Irgendwie hatte ich plötzlich keinen Spaß mehr und bin heimgefahren. Hier hab ich ja nur ganz normales Schafscheren gesehen. Der Vorgang des Mulesings wurde nicht vorgeführt. Zu meinem großen Glück.
Schafen wurden Hautfalten angezüchtet, so dass man mehr Wolle gewinnen kann. In diesen Falten sammelt sich Schweiß und Urin, dies zieht Fliegen an. Um die Schafe vor dem Befall der Fliegenmadenkrankheit zu schützen, schneiden Bauern ihnen große Hautstücke rund um den Schwanz weg, ohne Narkose. Einmal vernarbt, können Fliegen in diese Stellen keine Eier mehr legen. Die legen dann oft Eier in die offenen Wunden. Die schmerzhafte Prozedur wird Mulesing genannt.
Vor fünf Jahren hat ‘Australian Wool Innovation’ zugesagt, dass Mulesing in Australien im Jahr 2010 verboten wird und Alternativen ausgearbeitet werden. Doch dieses Versprechen wurde bislang nicht gehalten. Den Farmern ist das ganz einfach zu aufwendig und teuer. In Südafrika und Südamerika wird kein Mulesing mehr durchgeführt. Die australischen Farmer hätten gerne eine Prämie auf den Verkaufspreis ihrer Wolle, wenn diese ohne Mulesing von den Schafen gewonnen wurde.
Die ‘Australian Wool Innovation’ bittet seit 2008 die australische Bauern, ein Formular auszufüllen, in welchem sie angeben, ob auf ihrem Bauernhof noch Mulesing durchführen. Nur 38 Prozent der Bauern macht mit. Als Zeitverschwendung empfindet es der Rest der Bauern. Sie füllen das Formular aus, wenn Mulesing in Australien verboten wird. Das sei immer noch zeitig genug, finden sie. Bis dahin machen sie weiter wie bisher.
2010 ist ja noch nicht um. Vielleicht ändern die australischen Schafsbauern ihre Meinung ja noch. Auf der Show gaben sich alle als eine glückliche Gesellschaft von Schafsbauern. Warum können sie sich nicht einigen und eine für die Schafe angenehmere Prozedur einführen? Der Druck von Einkäufern aus dem Ausland wächst und ist bereits gewaltig.
Schöne Grüße aus Melbourne!
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