Tuesday 26 April 2011

Augenzeugin. Franzi aus Deutschland!

Heute erzählt uns mal die Franzi aus Queensland, wie sie es so findet, hier in Australien zu leben. Für die Australier ist sie die Francy, weil Franzi hier ja sonst niemand aussprechen kann.

Sie ist im letzten November 25 geworden und wohnt seit 1,5 Jahren mit ihrem Partner in einem schönen Strandhaus in Palm Beach, Queensland. 

In Deutschland hat sie Kulturwissenschaften studiert, sie plant hier in Australien aber noch einen Master in Marine Science zu machen und sich voll und ganz der faszinierenden Unterwasserwelt zu widmen.




Wie lange wohnen Sie schon hier in Australien?

Ich habe von Januar bis Juli 2008 ein Auslandssemester in Brisbane gemacht und bin dann im Februar 2009 für ein Praktikum und zum Reisen zurückzukommen. Wirklich sesshaft bin ich erst im Oktober/November 2009 geworden. Also jetzt seit 1,5 Jahren, wobei ich aber insgesamt schon seit drei Jahren hier bin.

Wir alle wissen, die Zeit rennt und wir erleben viel. Erinnern Sie sich doch bitte. Was haben Sie gedacht, nachdem Sie Ihren ersten Tag hier verbracht hatten?

Ich war wie in einem Trance-Zustand. Alles war sehr fremd und am Ende des Tages hatte ich sogar eine Art Panikattacke und wollte am liebsten sofort wieder nach Hause.

Wie haben Sie die Zeit des Einlebens empfunden, was war während dieser Zeit das schwierigste, was das einfachste?

Das Einleben an sich war recht einfach. Als wir in unser Strandhaus gezogen sind, war ich überglücklich das Meer direkt vor der Tür zu haben und nachts das Wellenrauschen zu hören. Erst mit der Zeit fehlten dann so einige Dinge. Neben meinen Eltern ist ein ganz großer Faktor das deutsche Essen! 

Die Esskultur der Australier ist ziemlich armselig und wo ich schon mal bei Kultur bin ... Kultur in Australien? Ich wüsste nicht, was eine typisch australische Kultur ist und dann fehlt mir der Weihnachtsmarkt, Städte mit engen Gassen und vieles mehr. Manchmal fehlt mir einfach Deutschland. So alles eigentlich, sogar die genervten Verkäufer an der Kasse.

Der in Australien gültige Urlaubsanspruch von 20 Urlaubstagen pro Jahr (plus Feiertage) beschränkt ungemein! Alleine, wenn man zu berücksichtigen hat, dass ein Flug nach Europa 24 Stunden dauert. Welche Sehenswürdigkeiten hatten Sie die Gelegenheit zu besuchen?

Mein Partner und ich arbeiten beide mit eigener ABN (Australian Business Number) und haben riesige Freiheiten in unseren Jobs. Wenn wir nicht arbeiten wollen, brauchen wir das auch nicht. Die Urlaubsplanung fällt da recht leicht.

Ich bin die ganze Ostküste von Sydney bis Cape Tribulation abgefahren und plane noch viele weitere Reisen.

Drei in einer. Wie oft fliegen Sie heim, wie oft haben Sie Besuch aus der Heimat, was ist Ihr bestes Hilfsmittel gegen Heimweh?

Ich bin, seit dem ich das erste Mal in Australien angekommen bin, zweimal wieder nach Hause geflogen.

Besuch aus der Heimat gab es von meinen Eltern bisher einmal und von einer Freundin zweimal.

Das beste Heilmittel gegen Heimweh ist für mich das Meer oder ein Treffen mit deutschen Freunden, die ich hier inzwischen gefunden habe.


Alles total anders hier! Was hat Sie am meisten überrascht?

Wie freundlich hier alle sind, die hohen Preise und die Architektur. In Brisbane stehen alte viktorianische Häuser neben einem modernen Highriser, daneben steht dann wieder eine Kirche und gleich daneben wieder ein Highriser. Die Gold Coast, oder besonders Surfers Paradise, ist wie Disneyland, alles wirkt etwas unecht und die Qualität der Häuser erscheint mir nicht so robust, wie ich es von Zuhause kenne.

Was lässt sich zum kulturellen Angebot in Australien sagen?

Das Kulturangebot in Brisbane ist eigentlich recht gut. Da gibt es sogar eine ganz nette Internetseite, auf der man sich über kommende Feste und Events informieren kann.

Die Gold Coast ist sehr touristisch und das Angebot ist eher eingeschränkt. Hier gibt es einmal im Jahr eine Art Formel 1 durch die Stadt und ansonsten gibt es hier Theater, Musicals und Kinos, die ich alle gerne besuche. Sport ist auch sehr beliebt in Australien und ich lese öfter von Marathons, aber ich laufe jetzt nicht so gerne kilometerweit in der prallen Sonne.

Wenn Australien eine Frau wäre, wie würden Sie sie beschreiben?

Freundlich aber sehr oberflächlich. Sie hat keinen eigenen Stil und findet sich selbst besser und schlauer als sie ist.

Hinterher ist man immer schlauer! Was hätten Sie gerne vorher gewusst? Nach so einer langen Zeit, die Sie schon hier leben, kann man Sie ohne Weiteres als Experten bezeichnen. Jetzt bitte noch Ihren Rat für „auswanderungswütige“! Noch irgendwas, was Sie uns unbedingt noch gerne erzählen möchten?

Hätte ich alles vorher gewusst, wäre ja die Spannung hin gewesen. 

Mein Rat für "auswanderungswütige" wäre: Überlegen Sie es sich genau! Es gehört eine Menge Mut, Toleranz und irgendwie auch Humor dazu, um sich hier halbwegs wohlzufühlen und durchzuschlagen.

Das Gras ist nicht grüner hier unten, dafür ist der Sand hier rot. Was ich damit sagen will, ist, es hat alles seine Vor- und Nachteile. Ich nehme hier sehr viel in Kauf, aber irgendwie muss ich ja auch einen Grund haben.

Würden Sie wieder nach Australien auswandern?

Ja, schon alleine wegen der Erfahrung. Es ist ja nicht so, dass ich nicht mehr zurück nach Hause könnte, wenn ich wollte. 

Danke sehr! Für Ihre Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute.


Schöne Grüße aus Melbourne!

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