Friday 19 August 2011

Keith Haring an der Straßenecke mitten in Australien!


Keith Haring der Pop Art Künstler war unter anderem ein Straßenkünstler und deshalb verwundert es mich auch nicht, das eines seiner Bilder ein Haus an einer nicht besonders hübschen Straßenecke in Melbourne schmückt. Seine Kunstwerke sollten für jeden erreichbar und verfügbar sein. 1984 hat er es dort hingezaubert, an die Wand auf der Johnston Street in Collingwood. Ein Kunstwerk in rot und grün mit hüpfenden, sich windenden Figuren und einer Raupe die einen Computer als Kopf hat. Finde ich aufregend, das jetzt hier so zu sehen. Ich stelle mir den Tag vor, an dem Keith Haring es dorthin gemalt hat. War es heiß? Waren noch andere dabei? Warum hat er es ausgerechnet hier an diese Wand gemalt?

Lebensfreude pur, kunterbunt und laut!

Heute gibt es von Keith Haring nicht mehr viele Arbeiten dieser Art. Die Keith Haring Männchen, wer kennt die nicht? Wer hat nicht schon ein T-Shirt oder zumindest ein Federmäppchen oder eine Tasse mit einem Print einer seiner Figuren besessen? Die Beliebtheit seiner Zeichnungen setzte er auch gezielt ein, in der Aufklärung vor AIDS, er sprach sich gegen Drogenmissbrauch aus und gegen Atomkraft. Keith Haring und seine Kunst, das war doch Lebensfreude pur, alles kunterbunt und laut.

Andächtig stehe ich alleine vor dem Riesenbild und grübele. Über Keith Haring und das er so jung gestorben ist. Als er dieses Bild hier damals vor 27 Jahren an die Wand gezaubert hat, wusste er nicht, dass er sechs Jahre später sterben wird. 

Das Werk sieht heute ganz schön runtergekommen und stark restaurierungsbedürftig aus. Sollte man dieses Bild nicht erhalten? Wird es jetzt einfach so verwittern? Wäre es nicht einfach stinknormal, wenn es verwittern würde, Straßenkunst verschwindet nun mal mit der Zeit. Ein echter Keith Haring ... Was hätte Keith Haring gewollt? Spielt das überhaupt eine Rolle? Ist das Kunstwerk Eigentum der Stadt Melbourne, ist diese berechtigt, über dessen Schicksal zu verfügen? Warum stehen hier nicht noch andere Menschen, um sich dieses Bild anzusehen? So viel Trostlosigkeit macht mich traurig.


 Und was sagt Bert dazu?

Ich stehe da also nun so rum und gucke und vorbei kommt ein Anwohner. Den frag ich auch gleich mal, ob er eine Ahnung hat, was damit denn nun passieren wird. Bert blickt resigniert drein. 

"Seit 2004 ist das Bild im Denkmal-Register eingetragen und seit vielen Jahren wird hier in Melbourne mal immer wieder diskutiert was denn jetzt geschehen soll und wie oder auch ob man das Bild retten kann und soll. Es gibt Gemeindeinitiativen und es gab bereits Diskussionsrunden, doch zu einer Lösung ist niemand gekommen. Wenn noch ein wenig weiter diskutiert wird, ist es bald ganz verblichen und das Problem hätte sich damit sowieso von selber erledigt. Derzeit ist geplant, Reinigungsarbeiten auszuführen und eine Schutzschicht, die gegen UV-Schäden schützen soll, aufzutragen, doch das muss noch bewilligt werden“.

Großartige Neuigkeiten, ich bedanke mich bei Bert für die Infos, wünsche ihm noch einen tollen Tag und setze nach einem letzten langen Blick auf die Wand erleichtert meinen Weg fort.

Wer jetzt mehr von Keith Haring möchte, kann entweder einen Spaziergang zu dem Kunstwerk auf der Johnston Street unternehmen oder sich den Dokumentarfilm The Universe of Keith Haring der Regisseurin Christina Clausen anschauen.

Was meint Ihr, sollte das Wandbild restauriert werden oder soll man es einfach verwittern lassen?

Schöne Grüße aus Melbourne!


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