Tuesday 11 October 2011

In Australien reitet man auf Pferden zur Schule!

Orangen und Sonnenschein in Australien versprach die englische Regierung den Kindern, bevor sie diese kurzerhand mit dem Schiff nach Australien deportierte. Anstatt wie versprochen, auf Pferden in die Schule reiten zu dürfen und auf dem Weg noch Obst am Wegesrand pflücken zu können, fanden die Kinder hier in Oz das genaue Gegenteil vor.

Sie wurden schlecht behandelt, von Priestern geschlagen, vergewaltigt und anstatt zur Schule zu gehen, wurden sie zu Zwangsarbeit verpflichtet. Sie wurden nur unzureichend mit Kleidung versorgt und sie erfuhren keine Liebe und Zuneigung. Bis ins Jahr 1970 deportierte England um die 130.000 Kinder, auch nach Kanada, Neuseeland und Südafrika, nicht nur nach Australien.

Oranges and Sunshine!

Der Film von Jim Loach's erzählt die Geschichte der Sozialarbeiterin Margaret Humphreys, die endlich Licht ins Dunkel bringt. Geschafft haben wollte sie es in zwei Jahren, alle Familien zusammenzuführen, sie benötigt seitdem aber schon mehr als zwanzig Jahre dafür und ist sogar leider noch immer damit beschäftigt.

Der Zuschauer lernt im Film Oranges and Sunshine Schicksale der heute erwachsenen Kinder auf der Suche nach ihren Familien und einer späten Gerechtigkeit kennen. Die verantwortlichen Regierungen haben sich in 2010 endlich bei allen Opfern entschuldigt. Der Film ist ergreifend, erschreckend, gut gespielt und empfehlenswert.

Der Verantwortung entzogen!

Gar nicht thematisiert werden musste im Film wohl auch nicht, warum die Verantwortlichen in England der Deportation von kleinen Kindern ohne Weiteres zugestimmt haben und warum in den Empfangsländern niemand kontrollierte, was mit den Kindern eigentlich geschieht.

Waren die Menschen an den zuständigen Stellen beim Jugendamt in England eiskalte Geschäftsmenschen, die Kosten im eigenen Land sparen und billige Arbeitskräfte für die Kolonie bereitstellen wollten? Waren die zuständigen Stellen beim Jugendamt in den Empfangsländern es auch? Wer Kinder wissentlich ins Unglück laufen lässt und ihnen anstatt Fürsorge zukommen zu lassen, Orangen und Sonnenschein verspricht, ist wohl alles andere als der engagierte Mitarbeiter vom Jugendamt, dem das Wohlergehen von Kindern am Herzen liegt.

Von 1618 bis 1970 ...

Angefangen hatte England mit der Deportation von Kindern im Jahr 1618, damals wurden die ersten Kinder in die USA versandt. In 1970 deportierte man die letzten der verschickten 130.000 Kinder nach Australien. Für behinderte und schwarze Kinder gab es in den Kolonien keine Verwendung, sie wurden dort nicht „gebraucht" und konnten somit auch nicht verschickt werden.

Die Kinder wurden aus England verschickt, ohne zu wissen wo oder gar, wer ihre Eltern überhaupt sind. Die Eltern wiederum hatten keine Ahnung, wo ihre Kinder waren, sie nahmen an diese befinden sich in Adoptivfamilien, in denen es ihnen besser gehen würde. Nicht allein die physischen Misshandlungen waren für die Kinder schwer zu ertragen, sie hatten auch damit zu kämpfen nicht genau zu wissen, woher sie kommen und wo sie hingehören.

Die Ziele in England die Kosten der Betreuung gering zu halten und das „Empire“ mit einem guten „Vorrat weißem Bestand“ zu versorgen, wurden erreicht, indem Kinder verschickt wurden. Australien war natürlich mehr als glücklich über die Immigranten, die damals dringend gebraucht wurden. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg bat Australien England um 50.000 für die Immigration geeignete Kinder.

Nie um eine Ausrede verlegen

Der Vorsitzende der katholischen Kinderwohlfahrt in Australien sagte 1997, dass die Mehrheit der Kinder in katholischen Einrichtungen in Australien doch eher von den Erfahrungen profitierten. Und, alles, was aus heutiger Sicht grausam und undenkbar erscheint, war halt vor ungefähr fünfzig Jahren noch normal.

Um ihre Ehre zu retten, schrecken manche Menschen vor nichts zurück.



Schöne Grüße aus Melbourne!

No comments:

Post a Comment

Täglich kommen 400 Leser auf diese Seite. Ich freue mich über jeden Kommentar. Falls Ihr Angst habt, dass irgendwer Eure Meinung erfährt, dann kommentiert bitte ganz einfach anonym. Es gibt keinen Grund schüchtern zu sein. Ich bedanke mich im Voraus. Bis dahin.