Tuesday 22 November 2011

Australien. Sex bei der Massage

Hatte ich mich drauf gefreut, auf die Massage. Termin vereinbart und hin, zum Massagestübchen hier in Melbourne, gelegen in einem Wohngebiet mit allerhand kleinen Läden und Cafés.

Während mir auf dem Sofa im Wartebereich eine Tasse Tee, grün, gereicht wird, fülle ich den mir vorgelegten Fragebogen aus. Hatten sie schon einen Schlaganfall oder planen sie demnächst einen zu haben? Haben sie Krebs? Sind sie schwanger, wenn ja, von wem? So dieses normale ausfragen halt, das man über sich zu ergehen lassen hat, bevor es denn mal losgehen kann mit der Entspannung. Antworten, die ich unzähligen Kosmetikerinnen, in vielen Ländern auf unterschiedlichen Kontinenten in guter deutscher Manier immer wahrheitsgemäß und gerne zur Verfügung stelle. Auch diesmal fülle ich alles brav aus ...

Ganz am Schluss, zum Glück hatte ich den Tee bereits auf, kommt dann der Knaller, es gibt hier keinen Sex, lese ich noch. Das hatte ich so nicht erwartet. Ich lese den letzten Satz erneut und tatsächlich habe ich richtig gelesen, die Behandlung ist nicht von sexueller Natur. Empört frage ich die Dame am Empfang, was damit gemeint ist. Sie antwortet, geradezu entschuldigend und mit einer kleinen Stimme „unheimlich viele Kunden kommen hier rein und fragen nach Sex“. In einem Massagestübchen, gelegen mitten in Melbourne, mitten in einem Wohngebiet, in dem es auch viele kleine Läden und Cafés gibt?!

 
Binnen von Augenblicken werde ich von einer normalen Frau, die mit korallenrot lackierten Fußnägeln in hellbraunen weichen Ledersandalen steckt, zu einer Superemanze, die jetzt und sofort für die gerechte Behandlung von Frauen und in diesem Moment ganz besonders für die gerechte Behandlung von thailändischen Masseurinnen, kämpfen möchte. Nicht alle ThailänderInnen sind Prostituierte und sehen das Leben als eine große Spielwiese, auf der sie sich mit jedem frustrierten Fünfzigjährigen oder verklemmten Zwanzigjährigen herumwälzen möchten.

Wenn ich dieses Unrecht jetzt nicht jeder Seele erzähle, auf die ich treffe, sondern es als Normalzustand betrachte, werde ich dann nicht dadurch zur Täterin? Probleme über Probleme. Wäre doch aber schön, wenn man die Welt retten könnte.

Schöne Grüße aus Melbourne!

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