AUSTRALIEN-EREIGNISSE: Baby Norman, die Australian Open und der Bauingenieur

Im November 1877 bekommt Herbert, Sohn von Catherine Margaret und William einen Bruder. Baby Norman Everard wird in St Kilda, einem Stadtteil von Melbourne geboren. Was wohl aus Herbert wird? Baby Norman jedenfalls wird zur australischen Legende.

Baby Norman liebt alle Ballspiele. In der Schule glänzt er beim Kricket, Fußball und Tennis, irgendwann beginnt er zu golfen und gewinnt Meisterschaften. Seine große Leidenschaft ist jedoch der Tennissport. Einen Großteil seiner Zeit steckt er in die Verbesserung seines Spiels. Nur gut, dass die Familie einen eigenen Tennisplatz hat, auf dem Norman regelmäßig spielen kann. Außerdem verfügt er zudem über die Mittel, um nach Europa zu gehen und dort bei Turnieren zu spielen.

Nach dem Schulabschluss am Melbourne Church of England Gymnasium fängt Baby Norman als Sachbearbeiter bei der von seinem Vater geleiteten Firma, an. Nach neunjähriger Betriebszugehörigkeit ist er der Direktor der Firma.

Baby Norman mit WM-Titel, Neuseeländer und Mabel

Im Alter von 19 Jahren vertritt Baby Norman Victoria gegen New South Wales. Er ist schnell und hat einen unbarmherzigen Aufschlag. In Wimbledon scheidet er im Jahr 1905 noch frühzeitig aus, mangelnde Erfahrung.

Bei seinem zweiten Besuch in Wimbledon, 1907, gewinnt Norman und ist damit der erste Spieler aus dem Ausland, der den WM-Titel für sich in Anspruch nimmt. Mit seinem neuseeländischen Partner Wilding gewinnt er 1908, 1909 und 1911 den Davis Cup und gibt dem Tennis-Sport in Australien Aufwind. Nicht nur Tennisturniere gewinnt Baby Norman mit links, sondern auch das Herz von Mabel, die er in der St. Pauls Cathedral, am Federation Square in Melbourne, heiratet. Norman und Mabel haben drei Töchter. Mabel ist für viele Jahre die führende Gastgeberin in Melbourne.

Baby Norman in Wimbledon, New York und Vorderasien

Mit 37 Jahren gewinnt Norman erneut das Einzel in Wimbledon und mit seinem Partner Wilding, das Doppel. Ein paar Tage nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges gewinnen die beiden den Davis Cup in New York, kurz darauf zieht sein Partner in denselbigen und verliert in Frankreich im Mai 1915 sein Leben.

Norman hat den Vorteil, dass er an Magengeschwüren leidet, so wird er vom aktiven Dienst ausgeschlossen. Von August 1915 bis Ende 1916 ist Norman Beauftragter der australischen Niederlassung des Britischen Roten Kreuzes in Ägypten. Um 1917 Kommissar für das Britische Rote Kreuz in Vorderasien zu werden, kündigt er dort. Kurz darauf erhält er den Rang eines Oberstleutnants und wird zum stellvertretenden Direktor der lokalen Ressourcen für das Britische Expeditionskorps.

Baby Norman „The Wizard“

International Tennis Hall of Fame

Nach dem Krieg spielt Norman in Daviscup-Spielen und 1924 zum letzten Mal in Wimbledon. Im Laufe der Jahre gewinnt er unzählige Meisterschaften in Australien, Europa und den USA.

Baby Norman, mittlerweile "The Wizard" genannt, ist ein Meister-Stratege, seine Spieltaktiken sind ausgeklügelt. Er spielt mit wilder Entschlossenheit und hoher Konzentration, kaum fällt es ins Gewicht, dass seine Ausdauer in langen Matches manchmal nicht reicht. Immer perfekt gekleidet trägt er langärmelige Hemden und eine Tweet-Kappe.

Baby Norman wird zum Ritter geschlagen

Präsident des Rasentennis Verbandes von Victoria ist unser Held von 1925 bis 1937. Damit nicht genug wird er 1926 gleichzeitig Präsident des Rasentennis Verbandes von Australien. 28 Jahre bleibt er in diesem Amt. In Anerkennung seiner herausragenden Leistungen im Dienst an der Öffentlichkeit wird er 1939 zum Ritter geschlagen. Ab dem Alter von 62 Jahren spricht man Baby Norman fortan nur noch mit Sir an.

Mabel und Baby Norman sind noch immer ein Paar und 1966 haben sie tatsächlich den US-Präsidenten Lyndon Johnson zu Besuch.

Im Alter von 90 Jahren stirbt Baby Norman daheim in South Yarra, einem Stadtteil von Melbourne, beigesetzt wird er in St Kilda. 1977 denkt man wieder an ihn und ehrt ihn posthum mit der Aufnahme in die International Hall of Fame, einem Tennismuseum in den USA.

Baby Norman. Kricket, Fußball und Tennis spielte er mit links

Beim Australian Open kämpfen die Herren um den "Norman Brookes Challenge Cup". Die Trophäe ist benannt nach dem Gründungsvater des australischen Tennis Sir Norman Brooks.