Friday, 31 August 2012

Interview. Annette lebt ihren Traum hier und jetzt


Wer erinnert sich nicht gerne an seine fabelhafte Grundschullehrerin oder an seinen fantastischen Grundschullehrer? Annette ist Grundschullehrerin und gerade in Banff, in Kanada. Und wie es der Zufall will, war ich vor ein paar Tagen auch – im - Banff. Nur natürlich, dass wir miteinander ins Gespräch kommen. 

Sie erzählt mir eine Menge von ihrer Weltreise, von ihrem Traum, den sie hier und jetzt lebt anstatt irgendwann in der Zukunft. Ich sitze bei einem kleinen Snack im Banff, einem Café gleich um die Ecke von mir, Annette ist in Kanada. Übrigens steht bei ihr ein 10-wöchiger Aufenthalt in Australien an. Neidisch? Dann nichts wie los, Annette verrät zum Glück, wie es geht.

Dorothée Lefering: Du bist gerade in Kanada. Wann hast Du mit der Planung für Deine Weltreise begonnen und wie kamst Du überhaupt auf die Idee dazu?

Annette: Vor einer Woche habe ich meine Weltreise gestartet. Nach fünf Tagen Vancouver, eine fantastische Stadt, bin ich mit dem Greyhound nach Kelowna gefahren. Jetzt sitze ich gerade wieder im Greyhound und fahre nach Banff in die Rocky Mountains. Die Idee, eine Weltreise zu machen, entwickelte sich vor etwa vor fünf Jahren. Konkret wurde sie, als ich vor vier Jahren das Sabbatjahr einreichte. Seitdem plante ich die Route und bereitete mich darauf vor.

Die Idee dazu entwickelte sich aus zwei Gründen. Zum einen war es schon immer mein Traum. Nach dem Abitur wollte ich ein Jahr nach Island gehen, hatte aber letztendlich nicht den Mut dazu und der Traum blieb ein Traum. Nach meiner Krebserkrankung vor zehn Jahren, die vollständig ausgeheilt ist, habe ich mein Leben radikal verändert. Wünsche und Träume, die umsetzbar sind, versuche ich mir zu erfüllen, und zwar nicht „irgendwann“, sondern möglichst bald. Und zu meinen Träumen gehörte nun einmal die Weltreise.

Dorothée Lefering: Wie finanzierst Du die Reise?

Annette: In Deutschland haben wir die Möglichkeit ein Sabbatjahr einzureichen. Das funktioniert so, dass ich beispielsweise vier Jahre Vollzeit arbeite und dafür nur 4/5 Gehalt bekomme. Das fünfte Jahr habe ich dann frei bei gleicher Bezahlung. Naja, ein bisschen sparen muss man natürlich auch noch.

Dorothée Lefering: Was hast Du gedacht, als das Flugzeug in Deutschland von der Landebahn abgehoben ist?

Annette: Was habe ich mir eigentlich da angetan…! Bist du verrückt geworden…! Jepp, es geht ENDLICH los!!!

Dorothée Lefering: Alles total anders, wenn man weit weg von daheim, auf sich alleine gestellt ist. Eine Weltreise ist doch anders als ein Urlaub. Was hat Dich besonders überrascht?

Annette: Zum Glück habe ich letztes Jahr in England bereits fünf Wochen ausprobiert, ob ich alleine mit mir klarkomme. Auf die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, kann ich jetzt zurückgreifen. Ich glaube, hätte ich das vorher nicht ausprobiert, dann hätten mich viele Situationen und vor allem Gedanken und Sorgen bereits jetzt überrollt. Überrascht hat mich am meisten, dass es jetzt endlich losging …

Dorothée Lefering: Freunde und Familie nicht dabei und in der Lieblingsbäckerei kannst Du auch erst mal nicht mehr vorbeischauen. Was ist Dein bestes Hilfsmittel gegen Heimweh?

Annette: Heimweh hatte ich bisher noch nicht, dafür habe ich zu viele Eindrücke bisher gehabt und meine Neugier auf Neues ist noch sehr groß. Den Tag zu planen, die alltäglichen Dinge wie Essen, Übernachtung und Sightseeing zu organisieren, nimmt schon viel Aufmerksamkeit ein. Aber was bisher wirklich hilft, ist der Kontakt über Skype zu meinem Freund, zu meiner Familie und zu meinen Freunden und Freundinnen. Außerdem stehe ich über meine beiden Blogs - mein Reisetagebuch und ein Blog für die Schüler meiner ehemaligen Klasse 4, für die ich vor allen Dingen Tiere fotografieren soll - in Verbindung mit zu Hause. Das hat mir in England schon sehr geholfen. Jeden Tag gehe ich mit meiner Kamera los und suche nach interessanten Dingen für die Blogs, d.h., ich habe eine „Aufgabe“, die mir sehr viel Spaß macht.

Dorothée Lefering: Auf Deiner Weltreise planst Du auch nach Australien zu reisen, warum nicht nach Afrika oder Südamerika?

Annette: Eigentlich wollte ich auch nach Argentinien und Chile, aber da ich das RoundTheWorldTicket gekauft habe und auf jeden Fall zuerst nach Kanada wollte, passte Südamerika nicht mehr in Route. Das hätte ich dann dazu buchen müssen. Auf jeden Fall werde ich noch nach Südamerika reisen. Afrika liegt einfach zu nah an Europa, sodass ich da jederzeit hinfahren kann. Auch Afrika möchte ich noch bereisen.

Dorothée Lefering: Hast Du schon Ziele in Australien im Auge?

Annette: Da ich zehn Wochen in Australien verbringen möchte, habe ich hoffentlich die Möglichkeit, sowohl die Ost-, als auch die Westküste zu bereisen. Auch wenn die Ostküste inzwischen mit Massentourismus überfüllt sein soll, muss ich doch einmal das Great Barriere Reef gesehen haben. Da ich aber gerne in der Natur bin, möchte ich auf jeden Fall den Westen bereisen. Ansonsten lasse ich es wie in jedem Land darauf ankommen, welche Möglichkeiten sich aktuell bieten. Das ist ja auch das Spannende an der Reise, dass ich eigentlich nie genau weiß, was am nächsten Tag ist.

Dorothée Lefering: Wie stellst Du Dir Australien vor und was wünscht Du Dir für Deinen Aufenthalt in Australien?

Annette: In der Zeit, in der ich Australien bereisen werde, ist es sehr heiß dort. Daher werden mich die Farben Braun und Rotbraun eher begleiten als das Grün hier in Kanada. Ich stelle mir imposante und kosmopolitische Städte wie Sydney und Melbourne vor, aber auch unendliche Weiten und Distanzen und natürlich tolle Strände und ein „buntes“ Meer, wenn ich Schnorcheln oder Tauchen gehe.

Dorothée Lefering: Jetzt bitte noch Deinen Rat für Weltreisende, irgendwas Hilfreiches vom Profi.

Annette: Seid offen für alles und jeden und nehmt euch vor allem nicht zu viel vor – weniger ist meistens mehr!

Dorothée Lefering: Vielen Dank Annette, allzeit gute Reise und alles Gute wünsche ich Dir. Wir sehen uns bald in Australien.

Interessiert an weiteren Interviews mit Australienfans? Bitte einfach rechts unter Kategorien auf Augenzeugen klicken. Viel Spaß dabei. Und nun Banff in Kanada und Banff in Australien besuchen?

Schöne Grüße aus Melbourne!

4 comments:

  1. hey super....zuerst mal, danke für das (wieder einmal) sehr interessante Interview :-)
    ich finde das klasse, wenn jemand den Mut hat, das durchzuziehen...sensationell...man nimmt so viele Eindrücke mit sich, das kann einem keiner mehr nehmen.
    Klasse

    LG
    Thomas

    P.S.: Bin denn mal weg ;-) 9 Tage Mallorca, hoffentlich der Sonne entgegen

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  2. Hi Thomas

    Danke, freut mich.

    Ist genial so unterwegs zu sein, finde ich auch :-)

    Ach Mallorca, da werd ich doch wirklich ganz neidisch, es gibt da so viele leckere Tapas Bars. Eine tolle Zeit in Spanien wuensche ich Dir ...

    Schöne Grüße aus Melbourne!

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  3. Dankeschön
    ....auf das freue ich mich auch schon.....Tapas...hmmmmm, vor allem auf die leckeren pimientos de padron. :-)
    Da wir es inzwischen ein paar Grade kälter haben als du, freue ich mich um so mehr drauf.
    Grüss mir Mel von mir.

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  4. Wieder mal ein sehr tolles Interview mit einer sehr beeindruckenden Person! :-) Ich wünschte, meine alte Grundschullehrer hätten das auch gemacht ;-)

    LG Anna

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