Tuesday 15 June 2010

1942. El Alamein, Nordafrika. Australien schlägt Deutschland.

Schlechte Verlierer tun mir noch mehr leid als sonst irgendwer auf der ganzen weiten Welt. Da wird doch heute ein Kommentar auf der ersten Seite in der Online Ausgabe der Tageszeitung The Age abgedruckt. "So Germany beat us. We've always beaten them where it counted. At Alamein, on the Western front, and I reckon we'd totally beat their Teutonic arsenböttoms at Eurovision song writing if we were allowed in".

In der zweiten Schlacht in El Alamein, im November 1942. Als die Briten am 2. November 1942 die deutschen Stellungen durchbrachen, verfügte Rommel den Rückzug seiner fast völlig aufgeriebenen und erschöpften Truppen nach Libyen. Würde Australien beim Eurovision Song Contest mitmachen, würden sie diesen gewinnen. Klar, die Ozis sind die besten auf der Welt. Sie können alles am Besten. Sie sind ganz einfach die Größten.

Es geht um Fußball. Fußballweltmeisterschaft 2010. Warum muss da jetzt der Zweite Weltkrieg mit ins Spiel gebracht werden? Wie kann man so etwas sagen, schreiben, denken? Wie krank ist man, wenn man so etwas von sich gibt? Und warum wird so ein dummer Mist dann auch noch verbreitet? Australien hat in El Alamein englische Truppen als eine von vielen Commonwealth-Streitkräften in dieser Schlacht unterstützt. Somit ist dieser unpassende Kommentar noch nicht einmal korrekt. Auch wusste der Schreiberling nicht, dass der Ort El Alamein heißt. Dummschwätzen ist doch so einfach. Hört sich ja auch gut an, als wüsste man wirklich was.

Am frühen morgen um 4.30 Uhr, beim Spiel Deutschland gegen Australien waren ungefähr 13.000 Australische Fans vor der Großleinwand. Am Fluss in der Innenstadt wurde eine Leinwand errichtet auf der das Spiel übertragen wurde. Nach dem 3:0 sind hunderte gegangen, nach dem 4:0 verließen weitere hunderte Zuschauer ihren Platz vor der Leinwand. Zum Ende des Spiels waren nicht mehr viele da.

Kaum zu fassen, dass man Fußball und den Zweiten Weltkrieg hier in Australien wirklich in einem Atemzug nennt. Wo doch beide so rein gar nichts, gar nichts miteinander zu tun haben. Noch nicht einmal im Scherz. Oder wie auch immer der Kommentar gemeint war. Vor der Leinwand am Fluss haben auch einige den Hitler Gruß gemacht. Auch nicht besonders originell. Da wird man schon traurig als Deutscher.

Viele Ozis möchten jetzt gar nicht mehr bei der Weltmeisterschaft mitmachen, weil sie so schlecht sind. Deren Mentalität ist also, nur mitmachen wenn ich gut bin. Das ist ja genau die richtige Einstellung zum Sport.

"Let leave soccer to the rest of the world we should focus on League and AFL. We are great at it. Sure a couple of kids might play it and sure some wogs, sheilas and poofter play it as well but it hardly represents much of the nation".

Anmerkung:
AFL = wird nur in Australien gespielt, genannt Footy.
wogs = Rassistische Bezeichnung für Immigranten (Europäisch, Asiatisch)
sheilas = Oz slang, Bezeichnung für Frauen
poofter = slang für Homosexuell

Ganz schwache Kommentare von sehr schlechten Verlierern. Kommentare, die viel Preis geben. Spiegeln sie doch die Einstellung von vielen Australiern wider. Sie sind ganz einfach rassistisch und frauenfeindlich. Man könnte sogar besser sagen, sie sind ganz einfach. Ausländer/Immigranten, Homosexuelle und Frauen taugen nichts. Früher nannte man Fußball sogar 'Wogball'. Keine Ahnung, manche nutzen die Bezeichnung vielleicht sogar heute noch.

"Well let the Germans have the round ball game, in the last 100 years they have lost two world wars, an empire and several different national currencies. Their economy and the round ball game is all they have". Die Deutschen sind hier in Australien nicht wirklich sehr beliebt. Fußball ist alles was Deutschland hat, denn es hat ja sonst gar nichts erreicht.

Schade, die Fußballweltmeisterschaft soll doch Spaß machen.

Schöne Grüße aus Melbourne!

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