Monday 28 June 2010

20.000 Hennen pro Hektar in Freilandhaltung


Europa macht einen Schritt vorwärts. Australien macht einen Schritt zurück. In der EU ist es gesetzlich geregelt, dass nicht mehr als 1.000 Hennen pro Hektar gehalten werden dürfen. In Australien werden derzeit 1.500 Hennen pro Hektar toleriert. Nun soll die Zahl der 1.500 Hennen pro Hektar auf 20.000 Hennen pro Hektar erhöht werden. Bei Freilandhaltung denkt jeder Verbraucher an glückliche Hühner auf grünen Wiesen. Doch wie soll das gehen? 20.000 Hühner auf einem Hektar? Glücklich herumstromern. 20.000 Hennen pro Hektar. Hier reden sich die Verantwortlichen eine Tierfabrik schön. Alibi Freilandhaltung.

Je mehr die Hennen sich bewegen können, umso mehr Energie verbrauchen sie und umso mehr Futter benötigen sie. Und Futter bedeutet höhere Kosten für die Bauern. Ist das der Grund für ein zusammenzupferchen wollen der Hühner?

Erst pfercht man die Hennen auf kleinem Raum ein. Um dann zu verhindern, dass diese sich aufgrund der Enge und des daraus entstehenden Stress gegenseitig verletzen oder töten, werden schon den Küken ganz einfach Teile des Schnabels mit einem heißen Draht oder per Laser entfernt. Diese Prozedur ist schmerzhaft, denn der Schnabel ist ein Tastorgan, das mit Nerven durchsetzt ist.

Die Australische Eier Vereinigung hat Australische Verbraucher befragt. Die sind laut Umfrageergebnissen der Meinung, dass es angebracht sei 10.200 Hennen pro Hektar zu halten. Die Umfrage ergab gleichzeitig, dass sie damit auch die Prozedur des Schnabelkürzens befürworten, denn sie möchten ja auch nicht dass die Hennen sich gegenseitig verletzen. Wo solche Umfrageergebnisse hergenommen werden? Die Australische Eier Vereinigung ist eine Mitgliedervereinigung. Jeder der australischen Steuerzahlenden Eier Produzenten darf beitreten. Erklärt sind ja somit sofort die Umfrageergebnisse.

Die kleineren Bauern regen sich auf. Nicht etwa weil es Tierquälerei ist, wenn 20.000 Hennen auf einem Hektar leben und ihnen die Schnäbel gekürzt werden. Nein, in ihren Augen ist es doch so ungerecht, dass jetzt nur wieder die großen von der geplanten Regelung profitieren sollen.

Da wundert es einen doch auch nicht, dass hier in Australien noch die Käfighaltung erlaubt ist. In Schweden, Finnland, Schweiz, Deutschland und Österreich ist Käfighaltung nicht mehr erlaubt. Doch in Australien wird darüber noch nicht einmal nachgedacht. Erst kürzlich wurden die Regeln für die Größe der Käfigfläche überarbeitet. Sieht nicht so aus, als wolle da jemand die Käfighaltung in Kürze abschaffen.

Die Verbraucher? Die zeigen kein Mitgefühl und packen weiterhin im Supermarkt die günstigen Käfigeier in ihren Einkaufswagen. Wollen sie einfach nicht wissen, dass die Hühner gequält werden und unter unmöglichen Bedingungen leben? Wollen sie nicht wissen, dass männliche Küken sofort vergast werden, weil sie nicht gebraucht werden? Wollen sie nicht wissen, dass die Hennen getötet werden, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben?

Die Hühner Australiens haben aufgrund des weit verbreiteten Desinteresses der Bevölkerung leider noch einen langen und drahtigen Weg vor sich.

Schöne Grüße aus Melbourne!

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