Wednesday 9 June 2010

Call a bike, aber vergiss deinen Helm nicht


Das ganze Malheur in dem die Melburnians jetzt wieder stecken, dass ist eigentlich dem Freiherr Drais von Sauerbronn zuzuschieben. Dieser erfand in 1817 die Draisine, das heutige Fahrrad.

In Deutschland oder in Holland ist das ja alles ganz komisch, weil man dort gar nicht auf der Autobahn Fahrrad fahren darf. Hier radelt hingegen alles lustig mit der ungebändigten Lebensfreude eines Kindes auf dem Autobahn-Standstreifen rum, mit Helm versteht sich. Wenn ich mit meinem Kopf auf ein mit 80 km/h ‚anrasendes’ Fahrzeug pralle, dann geht doch nur der Helm kaputt und nicht mein Kopf. So, damit sind ja dann auch alle anderen Faktoren vom Tisch. Einbahnstraßendenken kann schöner nicht gelebt werden. In Australien herrscht deshalb auch Fahrradhelm-Pflicht. In Dänemark und Holland benutzt fast niemand einen Radhelm und es gibt weitaus weniger Unfälle mit Fahrrädern.

Da ja die Australier aber so wirklich ganz verrückt sind auf das Radfahren und sich ab jetzt auch intensiv und schnellstmöglich ganz echt mal um die Umwelt kümmern werden, reiht Melbourne sich somit ein in die Liste der Städte, die einen öffentlichen Fahrradverleih anbieten. Die 100 schönen blauen Fahrräder gibt es an zehn Plätzen im Gebiet der Innenstadt zu leihen.

Innovativ, modern, frisch? Für australische Verhältnisse sehr. Gibt es hier in Oz nämlich nirgendwo sonst. 1965 wurden erstmals Weiße Fahrräder in Amsterdam eingeführt. Fahrräder ohne Schloss, jedem zugänglich. In den 70er Jahren wurde ein ähnliches Konzept in Bremen eingeführt. Mietfahrradstationen, nach dem Prinzip wie man es heute kennt, wurden eingeführt in Rennes in 1998, 2000 in Helsinki und München, 2001 in Wien. Und viele weitere Städte entdeckten das System seitdem für sich. Die Vorteile liegen ganz klar auf der Hand. Fahrräder können spontan genutzt werden. Jederzeit und ganz egal welches Verkehrsmittel man für den Hinweg nutzt oder genutzt hat. Weniger Autos verstopfen unsere Städte.

Zurück nach Melbourne. Mist, nicht bedacht wurde irgendwie überhaupt nicht, dass man hier in Oz Land ja nur mit Helm fahren darf. Jetzt wird hin – und her überlegt. Was machen? Jeder sollte einfach immer und überall einen Radhelm mit sich führen, damit er spontan ein Rad leihen kann, wenn ihm danach ist. Ja, sehr praktikable Lösung diese. Stimmen wurden schon laut, dass so ein Helm ja wohl mal gar nicht in eine Handtasche passt. Andere fragten, ob es möglich sei zusammenklappbare Helme zu kaufen. Die muss es doch irgendwo geben.

Heute dann endlich ein Kommentar von einem Radspezialisten in der Tageszeitung. Er erklärt mal ganz genau, wie die Spreu vom Weizen hier in Australien getrennt wird und woran man erkennt wer ein guter Radler und wer ein schlechter Radler ist. Er muss es ja wissen.

“…Das Helmgesetz fungiert als ein Filter die Nicht-Fahrradfahrer von diesem Miet-System zu trennen, was somit viel sicherer für alle wird. Es ist echt gefährlich Fahrrad zu fahren, inmitten Fußgängern und Autos und Straßenbahnen, wenn man gar nicht weiß worauf man achten muss. Wenn man keinen Helm besitzt hat man wahrscheinlich gar nicht die Kenntnisse in starkem Verkehr zu fahren. Natürlich verfügt nicht jeder der einen Helm hat über ausreichende Qualifikation, doch ist dieser Besitz eines Helms ein großer Schritt in die richtige Richtung….“

Nicht einmal werden öffentliches Bewusstsein, Verkehrsregeln oder Radwege erwähnt. Braucht man doch auch nicht drüber informiert sein, einfach eine noch größere Handtasche kaufen, dann klappt das auch mit dem Radfahren.

Schöne Grüße aus Melbourne!

No comments:

Post a Comment

Täglich kommen 400 Leser auf diese Seite. Ich freue mich über jeden Kommentar. Falls Ihr Angst habt, dass irgendwer Eure Meinung erfährt, dann kommentiert bitte ganz einfach anonym. Es gibt keinen Grund schüchtern zu sein. Ich bedanke mich im Voraus. Bis dahin.