Saturday, 31 July 2010

Du kommst aus Deutschland!

Gestern, an der Kasse im Bioladen. „Was habt ihr denn da grad für eine Sprache gesprochen?“ „Oh, das kann ich Dir leider echt nicht verraten, denn es ist eine Geheimsprache“. Meine absolute Lieblingsantwort auf diese Frage entlockt dem Kassierer ein lahmes jedoch sehr verunsichertes lächeln. Blitzschnell besinne ich mich und füge hinzu „Wir haben uns auf Deutsch unterhalten“. Der Kassierer lacht erleichtert „Meine Vorfahren die kommen auch aus Deutschland. Gerne möchte ich die Sprache jetzt lernen, um ich ihnen verbundener zu fühlen“. Er findet Deutschland einfach nur toll. Bis jetzt hat er aber leider noch keine Gelegenheit gefunden, es auch mal zu besuchen. Seine Vorfahren sind damals in Hahndorf, Südaustralien angekommen. Wann ‚damals’ war, kann er mir leider nicht sagen, denn das weiß er gar nicht genau. „Dort sieht alles genauso aus wie in Deutschland“, versichert er mir und wenig überzeugend schiebt er ein „Ich selber war aber noch nie da“ nach. Meine Neugierde ist trotzdem geweckt. Hahndorf wurde 1839 von dem Preußen Dirk Hahn, der auf einem Schiff mit vielen anderen Preußen hier ankam, gegründet und nach ihm benannt.

Ich wünsche dem Kassierer viel Glück beim Deutsch lernen. Das aber nicht ohne ihm zu empfehlen, dass er doch lieber spanisch lernen soll, da ja besser einsetzbar, weil viel weiter verbreitet. „Ne ne“, meint er überzeugt, „ich möchte unbedingt Deutsch lernen“.

Paar Minuten später finden meine Begleiterin und ich uns an der Kasse im Aldi Supermarkt wieder. Hier gibt es übrigens auch viele tolle Bioprodukte zu kaufen. Lange Schlange. Hinter mir steht ein Mann, nach kurzer Zeit fragt er uns in einem relativ gutem deutsch. „Haben sie grad deuts gesprochen?“. „Ja, haben wir“. „Ik kann das erkennen“, teilt er uns freudestrahlend mit. Aufgeregt fragt er weiter „Bisd du deuts?“. Ja, ich wurde in Deutschland geboren“. Das reicht ihm nicht „Bisd du deuts?“. Ich vergewissere ihm erneut das wir beide deutsche sind. „Ik hab ma dswei Jahr in Essen gewuhnd“. „Toll“, antworten wir mit begeisterten Gesichtern. „Isd ein’ sehr tolle Stadt, Essen.“ Pause. „Aldi is auch ein deudse Gesaft“. Wild nickend stimmen wir ihm zu. „Makst Du Ferien hier?“, fragt er noch. „Nein, wir wohnen hier“.

Schwupp haben wir auch schon bezahlt und sind fast weg. „Tschones Tag noch“ wünscht er uns.

Wir fühlen uns sehr exotisch. Beinahe erwarte ich schon, dass mich gleich noch jemand um ein Autogramm bittet. Man vergisst all zu oft, dass man tatsächlich ungefähr 16.000 km von der Heimat entfernt lebt. Kann ja auch schnell passieren, wenn man grad bei Aldi steht.

Schöne Grüße aus Melbourne!

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