Thursday 8 July 2010

Patriotismus, Sonnenschein und endlose Strände


40 Grad herrschten an dem Tag an dem ich vor vier Jahren hier in Oz gelandet bin. Toll, dachte ich mir, endlich konnte ich mal einen echten Sommertag erleben. Bin an einem kalten grauen Aschermittwoch in Deutschland los geflogen und konnte 40 Grad und Sonne gut gebrauchen. Viele Gebäude und Stadtteile sehen hier runtergekommen aus, das hat mich am Anfang ziemlich erschrocken. Scheint die Sonne auch aus einem noch so schönen Winkel auf die baufälligen Holzhütten, werden diese dadurch lange noch nicht schöner. Mittlerweile hat man sich an dieses Aussehen gewöhnt. Man gewöhnt sich ja, so wie immer, so ziemlich an alles.

Der australische Straßenverkehr mit den unsicheren und schlecht ausgebildeten Autofahrern ist nervenaufreibend. Regeln kennt anscheinend niemand und alle kriechen herum. Die Australier sind zu sehr auf sich selbst zentriert, die Ignoranz gegenüber dem Weltgeschehen ist einfach unfassbar. Alle nehmen sich sehr wichtig hier. Das ist schwer nachzuvollziehen. Das Umgangsklima ist eher rau, Schimpfworte benutzt man gerne und in allen Situationen. Viele hier sind eher ausländerfeindlich, was schwer nachzuvollziehen ist, ist Australien doch ein Einwandererland. Der Patriotismus ist so verinnerlicht, dass viele Australier wahrscheinlich gar nicht realisieren, wie brutal ihre Aussagen oft rüberkommen. Ihre Unwissenheit verstecken sie oft hinter Überheblichkeit. So wie auch gerade bei der FIFA WM, als Fußball nach der Niederlage als Mädchenspiel bezeichnet wurde. Gleichzeitig noch ein wenig Frauen abwerten, erlebt man leider auch oft. Fast niemand interessiert sich für die Umwelt. Recycling, Doppelverglasung, Isolierung der Häuser, Zentralheizung. Kennen viele gar nicht. Ein Arztbesuch ist immer ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang.

Regelmäßig Zeit mit der Familie und Freunden aus Deutschland zu verbringen, dass wäre was. Mal wieder ausgelassen Karneval feiern, ins Theater oder ins Museum gehen. Und das sogar in Paris, Barcelona oder London, bei einem Wochenendstädtetrip. Von Australien aus sind das leider Fernreiseziele.

Würde ich jetzt aber aufgrund der Fakten wieder zurück nach Deutschland ziehen, dann würde ich wohl nicht mehr nur fünf Minuten vom Strand entfernt wohnen. Hier gibt es unzählige Strände. Man kann theoretisch an jedem Wochenende des Jahres zu einem jeweils neuen Strand fahren. Stundenlange Strandspaziergänge werden ja nie langweilig. Das Wetter ist auch im Winter gut. Selbst im Winter ist es tagsüber nie kälter als 12 Grad. Der Frühling, der Sommer und der Herbst, sind allesamt mild, trocken und angenehm.

Was will man mehr? Will man mal woanders hin, sind es auch nur einige wenige Flugstunden bis nach Neuseeland, in die Südsee oder nach Asien. Von Deutschland aus, stellen solche Ziele wiederum eine nahezu unerschwingliche Weltreise dar. Und hier in Australien kann man ja auch tausende von Kilometern mit dem Wagen herum fahren, man braucht noch nicht einmal irgendwo hinzufliegen. Ich sollte mich also nicht beschweren.

Schöne Grüße aus Melbourne!

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