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Friday, 6 August 2010
Einmal quer durch Australien. Expedition von Süd- nach Nordaustralien
In 1853 wusste hier niemand wie das Landesinnere aussah und was sich dort abspielte. Allzu gerne wollte Victoria nun die Kolonie sein, welche das Innere des Kontinents entdeckt. Man träumte davon weitere Goldvorkommen zu finden, eine Telefonverbindung nach London aufzubauen, saftiges Weideland zu finden oder vielleicht sogar die Grenzen der recht kleinen Kolonie ausweiten zu können.
Ein Expeditionsteam, bestehend aus 15 Männern, sechs Iren, fünf Engländern, einem Amerikaner, drei Deutschen and vier Indern wurde zusammengestellt. Botaniker, Astrologen, Landvermesser und Naturforscher. Begleitet wurde das Team von 26 Kamelen, 22 Pferden und Proviant für ein Jahr. Am 20. August 1860 brach die Gruppe im Beisein von 15.000 Melbournern zur Entdeckung des Landesinnern auf. Sie sollten von hier aus das Land Richtung Norden durchqueren. Das hatte vor ihnen noch kein Siedler vollbracht. Bis heute kann niemand mit Bestimmtheit die Route der Entdecker benennen und so ganz viele Erkenntnisse über das Landesinnere brachte diese dem Land übrigens leider auch nicht.
Die Entdecker Burke und Willis ließen bei der Expedition ihr Leben. Unwissen und ihre Arroganz gegenüber den Ureinwohnern sind wohl neben vielen anderen Fehlentscheidungen und unglücklichen Zufällen als Gründe zu nennen. Die 'Victorianische Entdeckungs- und Forschungsreise' wurde dann auch kurzerhand umbenannt in die 'Burke und Willis Entdeckungs- und Forschungsreise'. Die damals ausgesandten Suchtruppen brachten zumindest Wissen über das Inland mit und somit konnte man die Expedition doch noch als Erfolg deklarieren. Die Leichen Burkes und Wills wurden im Januar 1863 nach Melbourne gebracht. Hier bereitete man ihnen ein Staatsbegräbnis, dem 60.000 Menschen beiwohnten.
Ureinwohner des Yondruwandha Stammes haben den Entdeckern vor 150 Jahren im Outback geholfen. Dafür hat die Royal Society den Ureinwohnern eine Medaille verliehen, die sie den Suchtrupps mitgegeben hatte. Auf ihr ist 'Burke, Wills und King, 1861' eingraviert. In 2001 haben Touristen in der Simpson Wüste so eine Medaille gefunden und vor zwei Jahren boten sie diese in einer Auktion zum Verkauf an. Die Südaustralische Regierung zeigte sich äußerst interessiert. Da diese Medaille zum Kulturerbe der Ureinwohner gehört, drohte sie den Touristen sofort mit einer Gefängnisstrafe. Geeinigt wurde sich letztendlich darauf, dass die Medaille Australien nicht verlassen darf und dass der Erlös des Verkaufs zwischen den Findern und dem Yondruwandha Stamm aufgeteilt wird. Die lassen, wenn es um ihre Vergangenheit geht, hier echt nicht mit sich spaßen, die Ozis.
Ja, die Expedition ist ein echtes Stück aufregende Geschichte. Die erste Durchquerung Australiens, das ist doch echt mal etwas auf das die Australier stolz sein könnten. Die Entdecker haben Ausdauer und Durchhaltevermögen bewiesen. Ja, sie haben auch auf die Ureinwohner geschossen, obwohl diese ihnen sogar Hilfe angeboten haben. Auch davon können jüngere Generationen doch auch was lernen. Anstatt aber an diese Expedition zu erinnern, gerät diese mehr und mehr in Vergessenheit. Verdrängt man lieber, wie man damals relativ unvorbereitet, ungenügend ausgebildet und mit unrealistischen Vorstellungen in die Wüste gereist ist.
Es mangelt an möglichen Mitteln diesen Tag zu feiern. Man war sich nicht sicher, ob der Event stattfinden kann. Glaub ich nicht. Australien kann eine lange Wachstumsphase mit hohen Haushaltsüberschüssen vorweisen. Liegt es also doch eher an einem mangelnden Interesse? Und die Wahlen finden ja auch am gleichen Tag, dem 21. August statt. Und? Wählen dauert ein paar Minuten. Gestern wurde aber endlich bestätigt, dass AUD 24.000 für eine kleine Zeremonie, die im Royal Park in Melbourne stattfinden wird, ausgegeben werden. Die Landesregierung wird für die Zeremonie der Königlichen Gesellschaft Victorias aufkommen. Die Feier wird aber am 18. August stattfinden und ganz unaufregend ausfallen. Keine Musik, keine Schauspieler, keine Kamele, keine Pferde, keine Zelte. Melbournes Bürgermeister wird eine Rede halten und zwar die gleiche Rede, die der Bürgermeister am Tag der Abreise von Burke und Wills gehalten hat. Die Stadt Melbourne wird eine Gedenktafel mit Inschrift spenden. Und vier Gedenk-Briefmarken bringt die Post zum 150-jährigen Jahrestag heraus.
Einmal quer durch Australien, vom Süden in den Norden. Ein riesiges, und für damalige Zeiten, außergewöhnliches Projekt, so schnell wird es hier einfach fast vergessen.
Trotzdem sind alle so verdammt stolz Australier zu sein. Ich bleibe dran und werde hoffentlich irgendwann mal herausfinden warum. Ich bin doch so unendlich neugierig.
Schöne Grüße aus Melbourne!
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