Thursday 21 October 2010

Besuch in Deutschland, ohne Ehepartner

Hunde müssen draußen bleiben, dass hat man ja irgendwie schon mal gehört.

Ein Mann, der nennt Australien jetzt seine dritte Heimat. Dieser Mann wurde in XXX geboren. Nennen wir das Land XXX, denn ich möchte ihn nicht beleidigen, in dem ich allzu persönlich über ihn berichte. Es ist ja nicht meine Geschichte. Doch sie regt mich so übermäßig auf, dass ich sie hier teilen möchte. Irgendwie ist sie auch meine Geschichte, denn ich bin Deutsche. Sie passt auch gut in diese "Multikulti-Debatten-Woche".

Schon bald nach seiner Geburt sind seine Eltern mit ihm nach Deutschland gezogen. Er ist in Deutschland aufgewachsen. Er hat dort Freunde, Ärzte, er ist dort zur Schule gegangen, er hat dort studiert, deutsche Feste gefeiert und seinen Abschluss gemacht, gearbeitet, Steuern gezahlt, er hat einen deutschen Pass.

Irgendwann hat der Mann sich in eine Frau aus seiner ersten Heimat XXX verliebt. Die beiden haben geheiratet und seine Frau hat mit ihm in Deutschland gelebt. Für viele Jahre, fünf, sechs! Arbeit, Feste feiern, Freunde treffen, Steuern zahlen. Normales Programm. Irgendwann haben sie dann ein Baby bekommen. Als es den dreien nach ein paar Jahren zu langweilig wurde in Deutschland, sind sie zusammen nach Australien gegangen. Und hier wohnen, leben, gehen zur Schule und arbeiten sie jetzt seit einigen Jahren.

Wie das im Leben so ist. Manchmal läuft halt alles nicht so rund und Notfälle treten ein. Eine Reise nach Deutschland wurde dringend nötig, eine Familienangelegenheit. Jeder, der zehntausende Kilometer von zuhause weg wohnt, weiß, dass es nicht so einfach ist. Großer Alptraum, dringende Familiensache. Man kann da nicht mal eben übers Wochenende hin. Diese Reise ließ sich aber unter keinen Umständen verschieben, sie war einfach zu wichtig und wollte sofort angetreten werden.

Ehefrau hat Visum beantragt und - nicht bewilligt bekommen. Nicht bewilligt bekommen? Ja, der Mann musste alleine nach Deutschland fliegen, mit seiner Tochter. Seine Ehefrau, die Mutter, hat kein Visum für Deutschland bekommen! War mal ihre Heimat. Die Bearbeitung könnte um die zwei Wochen dauern. Zuhause geblieben ist sie jetzt. Der deutschen Botschaft war das so was von egal, dass es sich um einen Notfall handelt. Was wollte Deutschland da jetzt noch wochenlang prüfen? Beim Geheimdienst nachfragen? Warum hat Deutschland Zweifel an der Rückkehrbereitschaft (nach Australien) der Ehefrau, Mutter?  

Mich macht das wütend, traurig, wütend, traurig, wütend, traurig. Unbeschreibbar! Bürokratischer, oder soll ich sagen, verrückter, geht es ja wohl kaum.

Umgehend habe ich gecheckt, wie ist das jetzt eigentlich, wenn ich mal kurzfristig nach XXX reisen wollte. Ganz einfach! Verrät mir ein rascher Blick auf die Seite des Auswärtigen Amtes:

"Einreisebestimmungen für deutsche Staatsangehörige. Visum. Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise nach XXX ein Visum. Zuständig für die Visaerteilung ist die Botschaft der XXX in Berlin, die XXX Botschaft in XXX oder das XXX Konsulat in XXX. So genannte "Visa upon Arrival" mit einmaliger Einreise können für einen Aufenthalt von 30 Tagen bei der Einreise an den internationalen Flughäfen XXX, XXX und XXX sowie an den internationalen Grenzübergängen zum Preis von 30 USD gegen Vorlage des noch mindestens 6 Monate gültigen Reisepasses und von 2 Lichtbildern beantragt werden."

Bin noch erschrockener. Warum darf die Ehefrau dann nicht ihre Familie in Deutschland besuchen? Völkerrecht alleine reicht da leider nicht. Zu romantisch. Du darfst hier rein, ich dafür bei dir, ist nicht. Wenn Deutschland nicht will, können die das so bestimmen wie sie wollen. Gesetze und Beamte lassen die Ehefrau und die Mutter knallhart draußen vor der Grenze stehen. Na zumindest regnet es hier in Australien nicht!

Schöne Grüße aus Melbourne!

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