Thursday 16 December 2010

Australiens “Kaufhausbotschafter”

Das hier alle so freundlich sind, wissen wir ja alle. Die meisten Touris schwärmen ja immer, “Die fragen jedes Mal, wie es mir geht”. Das ist aber natürlich nur eine andere Art “Guten Tag” zu sagen und hat nahezu null mit Freundlichkeit zu tun. Gut wäre das auch geklärt.

Hier wird gerade darüber geklagt, dass in der Gastronomie Fachpersonal fehlt. Es gibt einfach keine gut ausgebildeten Kräfte im Servicebereich. Die Restaurantbesitzer sind hilflos und wissen nicht wie sie die Zukunft meistern sollen. Die Schulabgänger haben einfach keine Lust zu unmöglichen Arbeitszeiten zu arbeiten, wie zum Beispiel am Wochenende und abends. Man behilft sich also mit Aushilfskräften. Das merkt man als Gast und so manch ein Restaurantbesuch wird dadurch getrübt, dass man schlecht bedient wird.

Nicht nur das. Hier gibt es gerade einen neuen Trend bezüglich Kundenservice. Sicher gibt es den in anderen Ländern auch. Doch hier ist dieser relativ neu. Irgendwo müssen die Ozis wohl aufgeschnappt haben, dass so eine Art des Service der letzte Schrei ist. An Eingängen von Einkaufszentren, Supermärkten und/oder Supermärkten und so weiter steht ein/e TuersteherIn, die/der dem Kunden den Weg weisen soll. Meine Erfahrung jedoch zeigt, dass ausnahmslos alle Geschäfte besser daran getan hätten, diese Person dort nicht hinzustellen oder diese vor dem Einsatz zumindest entsprechend zu schulen. Was gibt es für ein schlechteres Aushängeschild als ein Mitarbeiter, der keinen Plan hat, aber weltbester Botschafter, Begrüßer oder wie auch immer genannt wird?

Das geht dann so.

In einem der zwei großen australischen Kaufhäuser. “Wo finde ich die Schreibwarenabteilung?” Kaufhaus-Botschafter: “Die Schreibwarenabteilung? Ich glaub die ist in der unteren Etage, ja müsste sie eigentlich, sicher bin ich mir nicht, ich frag mal den Kollegen dort, bla bla bla”. Meine Aufmerksamkeit ist schon lange flöten gegangen, er fragt den Kollegen, dieser antwortet: "Die Schreibwarenabteilung? Ich glaub die ist in der unteren Etage, ja müsste sie eigentlich, sicher bin ich mir nicht, doch, doch, die ist da unten”   … Eine gelungene Vorstellung von, wie sollte ich mich Kunden gegenueber nicht verhalten!

Ich betrete die Filiale eines Telefonanbieters. Sofort stürmt eine “Botschafterin” auf mich zu. “Hallo, kann ich sie in die richtige Richtung schicken?” Erfreut und überrascht antworte ich “Ja gerne, ich möchte gerne ein XY kaufen”. Überlegener abwertender Blick der “Botschafterin”: “Das ist ausverkauft”. “Schade, wann bekommen sie es denn wieder rein?” Die hilfsbereite “Botschafterin” antwortet mit einem breiten und freundlichen lächeln: “Wenn es wieder geliefert wird”.

In so Situationen werde ich immer ganz wachsam und versuche die Contenance beizubehalten. Alles in mir schreit: Lockvogel Alarm! Denn ich habe keine Lust, gleich von Kurt und Paola als die ungeduldige Kundin vorgeführt zu werden. Brav warte ich also jedes Mal, darauf, dass der Kurt mit seinem verschmitzten Grinsen hinter einer Säule hervorspringt und sich alles als ganz toller Scherz herausstellt. Jedes Mal vergeblich. Paola und Kurt haben mich noch nie aus diesem Albtraum gerettet.

Diese Ereignisse lassen sich spielend endlos weiter aufzählen. Da wollen sie alles so toll machen und erreichen aber so was von gar nichts, sondern eher das Gegenteil. Würden die am Eingang gar nicht erst so einen Clown, ups Botschafter, auf mich hetzen, würde ich doch gar nicht sofort auf den ersten Blick merken, dass die alle gar keine Ahnung haben.

Verstehen Sie Spaß? Immer ruhig bleiben! Immer mehr Yoga machen!


Schöne Grüsse aus Melbourne!

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