Monday 17 January 2011

Schwimmen in überfluteten Gebieten? Strafzettel!

Willkommen in Melbourne! Gelandet, da bin ich wieder. Den Weg vom Flugzeug zum Einreiseschalter legt man besser im Laufschritt zurück, denn nur so lässt sich verhindern, in der sehr langen Schlange warten zu müssen. Nur so nebenbei. Die Schlange mit den Leuten in Jogginganzügen und Gymnastikhosen, die ja heute nur noch Leggings genannt werden, um zu vertuschen, dass sie eigentlich in eine Turnhalle gehören, ist so viel kürzer. Würde sich das lohnen, Australierin zu werden, um in der kürzeren Schlange stehen zu können? Müsste ich dann auch in Jogginghose herumlaufen? Der Großteil der Australier ist nun einmal sportbesessen und zeigt das wohl einfach nur gerne anhand seiner Kleidung. Kleidung ist ja Ausdruck der Persönlichkeit. Die Mitreisenden stehen gespannt in der Schlange und warten. Alles ist ja so ungewiss, versunkene und nachdenkliche Gesichter, wo man nur hinblickt. “Habe ich nicht doch noch irgendwo eine Erdnuss in der Hosentasche und bekomme deshalb eine hohe Strafe?”

Die Einreise ist jedes Mal einfach nur ein großes, was ist das Gegenteil von perfekt, inszeniertes Schauspiel. All zu gerne möchte ich wissen, wer sich diesen Ablauf ausgedacht hat. Fragt man die Zollbeamten, reagieren diese nicht gerade erfreut. Man kann doch auch so eine Amtsperson jetzt wirklich nicht einfach fragen, was dieses ganze Theater soll.

In die Stille hinein erschallt eine laute Befehls-Stimme. Ein in Uniform gehüllter Ozi teilt uns mit, dass die rote Linie nicht zu übertreten sei. Überall hängen Schilder und schon im Kindergarten haben wir es gelernt, besonders Schlaue haben es eventuell auch bereits davor mitbekommen, eine rote Linie bedeutet ‘Stop’. Jetzt gibt es zwei Gründe, warum das jetzt trotzdem rumgebrüllt werden muss. Grund eins. Die uniformierte Person fühlt sich sehr wichtig und zeigt es uns allen. Grund zwei. Es gibt hier viele, die noch nie gehört haben, dass man rote Linien nicht einfach übertritt. Noch über die Gründe sinnierend, werde ich zum Einreiseschalter gebeten. Diese Hürde nehme ich, bis auf die paar dummen Fragen des Beamten und meine dummen Antworten, relativ spielend. Der Zollbeamte malt mit Kuli auf meiner Einreisekarte rum. “Reist ohne Erdnuss ein,” oder so was in der Art …

Am Gepäckband spricht mich ein Quarantäne-Beauftragter an. Er bittet mich um meine ausgefüllte Einreisekarte. Nachdem er sich diese angesehen hat, fragt er mich, ob ich etwas anzugeben habe. “Hätte ich das dann nicht angekreuzt und hätte ihr Kollege vom Zoll das dann nicht auch auf der Karte vermerkt?” Stempel drauf. Meine Frage, warum Reisende schon am Gepäckband kontrolliert werden, bleibt unbeantwortet. Ist wohl alles sehr geheim. Ein anderer Beamter schmust liebevoll mit dem Schnüffelhund. Komme ich wohl ins Gefängnis wenn ich den streichel? Den Zoll-Snoopy meine ich!

Nach der hochinteressanten Unterbrechung stehe ich auf meinen Koffer wartend in der Nähe des Gepäckbandes. In die Stille hinein erschallt erneut eine laute Befehls-Stimme. “Die gelbe Linie nicht übertreten”. Auf dem Boden, um das Kofferband ist eine gelbe Linie gezogen. So langsam verlässt mich die Geduld. Sind hier denn alle total daneben? Irgendwie hatte ich es in den letzten Wochen vergessen, dass es hier Millionen Regeln für geradezu alles gibt. Für sich selber denken? Lieber nicht. Auf den Beamten, der die Leute anweist, umgehend ihre knautschigen vergammelten Jogginghosen auszuziehen, warte ich vergeblich. Was wenn wir uns bald alle eine anziehen müssen um hier rein zu kommen?

Koffer kommt, weiter geht es zum Ausgang, doch nicht ohne noch einen Abstecher am Zoll zu machen. Eine uniformierte Dame bittet mich um meine Einreisekarte. Sie blickt drauf und schickt mich in Richtung eines anderen Beamten. Dort angekommen blickt dieser auch auf meine Einreisekarte und sendet mich zum Ausgang. So, jetzt hat aber wirklich jeder Zollbeamte und Quarantänebeauftragte der südlichen Hemisphäre gesehen, dass mein Koffer so sauber ist, als hätte die Klementine (aus der Waschmittelwerbung) diesen höchstpersönlich reingewaschen. Wenn die wüssten, dass ich Blumensamen und geschnitzte Kunstgegenstände im Koffer habe. Das stimmt jetzt natürlich nicht!

Beobachtet man die ganzen ‘Jogginganzugträger’ bei der Prozedur, erlebt man, dass diese sich ganz normal behandelt fühlen und ganz und gar nicht überwacht oder so. Die kennen das ja nicht anders. Obrigkeitshörig nenne ich das. Verordnungen und Regeln jeglicher Art werden hier schneller eingeführt, als ein Gewitter aufziehen kann. Der Staat denkt für alle mit.

So wunderte mich es auch nicht, dass heute eine neue Sicherheits-Verordnung in Kraft tritt. Wer in überfluteten Gegenden schwimmt oder mit dem Boot herum fährt, wird mit einem Bußgeld von AUD 191 belegt. Mit dieser Sicherheits-Verordnung hat mir die Regierung jetzt aber einen Strich durch die Rechnung gemacht, ich wollte doch so gerne auf dem Western Highway schwimmen gehen. Doch das ist mir jetzt echt zu teuer.

Schöne Grüße aus Melbourne!

8 comments:

  1. Der australische Zoll ist ein Staat im Staat und muss die immensen Kosten entsprechend durch Erfolge rechtfertigen. Dass das Ganze inzwischen zu einer regelrechten Paranoia wird, merkt man so langsam.
    Im Fernsehen werden in Serien wie Border Controll, Asiaten wie Massenmörder behandelt, weis Sie vergessen haben, Obst oder ein Brötchen anzugeben.
    Der Größte Witz stellt aber der Einkauf im Duty Free dar. So ist es nicht erlaubt, Flaschen außerhalb des Koffers (bei Einreise) zu transportieren und man wird gezwungen, im australischen Duty Free bei Ankunft ein zu . Hat man wo anders eingekauft, wird die Ware im Nachhinein beschlagnahmt.Hingegen ist es erlaubt, mit ein paar Flaschen im Handepäck aus zu reisen.
    Fälle bei denen sogar gefordert wurde, die Einkünfte der letzten 10 Jahre ein zu reichen sind ebenfalls bekannt.

    Dagegen war die Einreise dn den Ostblock ein Kinderspiel.

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  2. Hi Anonymous.

    Danke für Deinen Kommentar. Du hast Recht, ich warte nur darauf, dass ich demnaechst auch noch meine Kleidergroesse angeben muss :-)

    Ich reise viel, noch an keinem anderen Ort wurde ich so unverschämt (unwürdig?) behandelt, wie bei der Einreise in Australien. Ob die wohl gar nicht merken, wie lächerlich das alles ist? Ernst nehmen kann ich das nicht mehr wirklich.

    Ganz anders wird es hingegen auf Inlandsflügen gehalten. Am Flughafen in Cairns haben sie noch nicht einmal mein Handgepäck gescannt. Wird alles immer so gemacht, wie es gerade passt.

    Schöne Grüße aus Melbourne!

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  3. Nicht ganz, bei der Einreise nach GB habe ich ähnliches erlebt. Man merkt eben, hier herrscht das britische System, + eine riesige Portion Minderwertigkeitskomplex.
    Es sollte ruhig etwas von diesen Methoden publik werden, sonst wird es noch schlimmer.
    Gerade Touristen benötigen für Australien einen gesonderten "Einreiseführer". Es gibt leider viel zu viele Fettnäpfchen (allein schon bei Duty Free shopping) von denen der Rest der Welt noch verschont ist.

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  4. Hi Anonymous

    In England wurde ich nie schlecht behandelt bei der Einreise. Da kann ich mich nicht zu äußern ;-)

    Gesetze, Regeln und Verordnungen, die gilt es überall einzuhalten. Nicht verstehen kann ich die Arroganz und das überhebliche Verhalten der Behörden und deren Mitarbeiter. Bislang bin ich hier noch nicht auf einen zuvorkommenden Beamten gestoßen. Alle scheinen sehr glücklich, Ihre Macht ausspielen zu können. Traurig, dass es so dumme Menschen gibt.

    Deine Idee mit dem "Einreiseführer" hört sich gut an. Doch wie will man den erstellen, die Beamten entscheiden doch oftmals willkürlich, was wann wie gemacht wird. (Vier Stempel auf der Einreisekarte, gar kein Stempel, beschriebene Einreisekarte, Schuhe vorzeigen, gar nichts vorzeigen, fünfmal in unterschiedlichen Schlangen anstehen, sniffer Dog bei der Zollkontrolle, sniffer Dog am Kofferband etc.).

    Das macht alles absolut keinen Sinn, sieht aber total wichtig aus. Die Show muss weitergehen. Viele Australier halten sich ja für ganz großartige Entertainer :-). Das ist doch so wie bei "Am laufenden Band". Man fragt sich die ganze Zeit, was wohl als Nächstes kommt und wenn alles vorbei ist, kann man sich kaum dran erinnern, was man alles gesehen hat.

    Minderwertigkeitskomplex, der Aussage stimme ich voll und ganz zu.

    Mich würde sehr interessieren, wie andere Reisende das so erleben.

    Schöne Grüße aus Melbourne!

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  5. Ich fliege seit 2009 3 mal im Jahr noch Deutschland. Bisher hat ein einziges Mal ein Beagle an meinem Koffer rumgeschnueffelt.

    Eventuell liegt es aber daran, das die Flieger immer zwischen 5:00 Uhr und 6:00 Uhr (Melbourne oder Sydney) frueh landeb. Um die Uhrzeit hat kein Mitarbeiter des Zoll Lust auf eine Kontrolle.

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  6. Hi Anonymus

    Vielen Dank fuer Deinen Kommentar. Ob die das wohl von der Uhrzeit abhaengig machen? Also noch eine Variante mehr, die es zu bedenken gibt bei der Einreise.

    Die Beagles sind immerhin freundlich. Ich habe jedes Mal Snoopy-Alarm bei der Einreise ;-)

    Schöne Grüße aus Melbourne!

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  7. Es gibt auch gute Erfahrungen

    Mein Frau und ich waren im August 2010 in Australien. Bei der Ankunft in Sydney mußten wir natürlich auch den Zoll. Ca. 30min später, als ich den Flughafen verlassen hatte bemerkte ich dass ein Trolly fehlte. Darin waren alle wichtigen Dokumente, mein Rechner und die Hotelvoucher.
    Panik pur...
    Ich flitze sofort zurück und bei der Zoll-Information sagte mir, dass ich keine Chance hätte den Koffer sofort zurück zu erhalten.
    Als ich der vorgesetzten Zollinspektorin meine Lage schilderte, forderte sie mich auf 10min zu warten. Sie ging kurz weg, kam dann zu mir und überreichte mir den vergessenen Trolly. "Welcome in Australia" sagte sie mir mit einem Lächeln.

    Ich war sowas von erleichtert.

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  8. Hi Anonymous

    das freut mich fuer Euch, dass es so gut ausgegangen ist. Echt geniales Erlebnis. Danke das Du Dir die Zeit genommen hast, es hier zu erzaehlen :-)

    Schöne Grüße aus Melbourne!

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