Monday 28 March 2011

Hohe Strafen! Petzen! Australien!


Hier in Australien gibt es ja fast für alles eine Strafe. Egal was es ist, es gibt meistens nicht nur eine schöne, sondern auch eine hohe Strafe dafür. Ganz so, als wäre der Staat ein ganz strenges Elternpaar, das krampfhaft versucht die Kinderchen mit Drohungen unter Kontrolle zu halten. Entweder, weil sie ihnen nichts zutrauen oder weil sie es einfach genial finden, wenn alles so ein ganz klein wenig totalitär abläuft. 

Und die Strafen sind so hoch, dass ich das "streng" hier so empfinde, wie der Bischoff in der Ingmar Bergmann Verfilmung „Fanny und Alexander“ es ist.

Machtmissbrauch ist ja nicht so gut!

Wenn man dann so als Deutsche die auch gerne mal unabhängig denkt, hier reingerät in dieses Land, wenn man also so als Ausländer hierherkommt, fühlt man sich ja dann auch sofort stark überwacht und kontrolliert. Schlagartig bin ich wieder der bockige Teenager. Nicht ganz so bockig, denn mittlerweile muss ich eingestehen, dass ich manchmal gerne auf meine eigenen Eltern höre, aber doch immer noch nicht auf fremde Eltern!

Und nun also zu den Strafen. Alkohol in der Öffentlichkeit getrunken? Strafe zahlen. Hund an einem nicht extra ausgewiesenen Strand Gassi geführt? Strafe zahlen! Der Katze kein Halsband angelegt? Strafe zahlen! Am Strand übernachtet? Strafe zahlen! Gras im Garten höher als 150 Millimeter lang wachsen lassen? Strafe zahlen! Nicht an der Wahl teilgenommen? Strafe zahlen! Strafen kann man hier in jeder Lebenslage bekommen.

Viele Australier bespitzeln sich hier ja ganz gerne und verpetzen sich auch noch viel lieber. Sie verpetzen lieber jemanden, als es ihm ins Gesicht zu sagen. So kann jemand anderes ihr Problem lösen und man kann mit dem, den man angeschwärzt hat, immer noch als Buddy ein Bier trinken gehen. Ist das jetzt „alles Easy“ und „No worries“ oder mangelndes Rückgrat? Kann man so und so sehen. Je nachdem was für Werte man hat.

Petzen. Also genau das, was ich so als Durchschnittsdeutsche voll uncool finde, ist hier ganz normal. „Du bist eine Petze!“, darauf gibt es als Antwort nur, „Ja und?“

Es versteht kaum jemand, wenn man so eine Art „Stasi Verhalten“ abartig findet. Jemanden hier anzuschwärzen ist so normal, wie, ja wie was? Morgens eine Tasse Kaffee zu trinken? Ja, wohl irgendwie so in der Art. Was für traurige Menschen verpetzen andere? Was für noch traurigere Menschen müssen das sein, die darauf hoffen, dass andere wiederum andere verpetzen? Und bei den ganzen Verboten, da gibt es dementsprechend auch eine ganze Menge zu verpetzen. Viele Australier fühlen sich wohl irgendwie moralisch verpflichtet hier in ihrem Land für Ordnung zu sorgen und spielen einfach saugerne den Sheriff. Die meinen es nicht böse, sie sind so aufgewachsen. Ich kann mich da nicht dran gewöhnen.

Australiens Weltansicht ist mein Kulturschock!
Fehlverhalten = verpetzen = Fehlverhalten wird bestraft = ich bin toll!

Heute habe ich in der Zeitung was Aufschlussreiches und Schockierendes gelesen. Klar, ich weiß, dass die hier auf Petzen stehen und auch dazu aufgefordert werden. Doch trotzdem bin ich doch immer wieder geschockt über so ein Denunziantentum. Die Tageszeitung hatte Leser gebeten, sich doch bitte mal „alles von der Seele zu kommentieren“, was sie im Straßenverkehr nervt. Und hier ist mein Liebling von den um die 780 Kommentaren. Was für völlig Verwirrte es doch gibt in diesem Land. Einer hatte eine geniale Idee!

Dazu vorab ein paar Vokabeln.
Dobbing: Verpetzen
Ring them in: Bei der Polizei melden
Pet hate: Lieblingshassobjekt
Hogging: In Beschlag nehmen
Set of lights: Ampel
Credit points: Punkte gutgeschrieben



Aufpassen was man macht, sagt und tut. Der nächste Denunziant ist nie weit weg. Und so denunzieren sie sich alle vollkommen glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende ...

Herrlich, ich war mal wieder schockiert. Und wie bestellt hat heute die Sonne geschienen und der Himmel war knallblau. Routine in Australien.

Schöne Grüße aus Melbourne! 

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