Friday 11 March 2011

Plagiatsaffäre in Australien

Australien hat jetzt auch eine eigene kleine Plagiatsaffäre. Übrigens sind Plagiatsaffären hier allerdings Chefsache oder genauer gesagt ... Chefinnen-Sache. 

Nur das es hier gar keine Plagiatsaffäre ist. Sind doch alle viel zu stolz auf ihre Premierministerin, die sich mit den ganz Mächtigen der Welt trifft. Dabei pflegt sie, denen auch noch verdammt schöne Dinge zu sagen.

Und das war so.

Es begab sich aber zu einer Zeit, da machte sich die Premierministerin von Australien auf den Weg in die USA (vor ein paar Tagen). Julia Gillard spricht vor dem amerikanischen Kongress in Washington, fast niemand geht hin. Aber man kann ja auch dunkel gekleidete Statisten einladen, die freundlicherweise die unbesetzten Stühle füllen. Zugegen war aber beispielsweise der Senator von Arizona, USA. John McCain. Auch toll. 

Die Premierministerin Julia Gillard versprach, den USA als Freund zur Seite zu stehen. Sie erklärte ausdrücklich, wie wichtig die Freundschaft zwischen Amerika und Australien ist, gerade jetzt, da doch die Asien-Pazifik-Region immer wichtiger wird. Zusammenstehen, in Kriegs- wie auch in Friedenszeiten. Ja, das hört sich eher nach „Weiter so in Afghanistan“ anstatt Abziehen der Truppen an.

 
Quelle: John McCain FB
Krieg und töten wird ja hier total locker gehandelt. Was muss, das muss. Die sind da nicht so zögerlich und zimperlich, wie wir es ja gerne in Deutschland sind. Eher sehr unbefangen. Ganz so wie in Amiland auch. Auf einer Presse Konferenz dankte John McCain der australischen Premierministerin auch noch dafür, dass australische Einheiten ihm im Vietnam Krieg zur Seite gestanden haben. Im Vietnamkrieg kamen, laut John McCain 521 australische Soldaten ums Leben. Julia Gillard hat dann noch eine Vietnam-Gedenkstätte besucht. Die Politiker beider Länder waren mehr als glücklich, dass ihre Staaten über so einzigartige Kampftruppen verfügen. 

Ich hätte gerne dem „Das waren noch Zeiten, als wir die unzähligen Bomben auf Vietnam geworfen haben und die Herbizide erst mal, das war auch ein echter Brüller damals ... „ gelauscht. So oder ähnlich werden derartige Unterhaltungen doch ablaufen.


Jetzt aber zur Mini-Oz-Plagiatsaffäre. In ihrer Rede ehrte Frau Gillard auch das 60 jährige Bestehen des ANZUS Abkommens, ein Militärabkommen, welches Australien und die USA verbindet. Ach ja und Neuseeland doch auch. AustralienNewZealandUnitedStatesofAmerica Abkommen wäre natürlich doch etwas lang. Also deshalb ANZUS. Neuseeland übrigens hatte aber schon vor Jahren keine Lust mehr auf einen Pakt mit USA und ist jetzt draußen. Schluss! Aus! Und so heißt der Pakt jetzt auch „Aus-Pakt“. Stimmt nicht, der Name ANZUS wurde einfach beibehalten, denn man kann ja auch mal neun gerade sein lassen.

Also zurück nach Amiland. Da adressiert die Julia Gillard, Premierministerin von Australien den schlecht besuchten amerikanischen Kongress aus dem Nähkästchen plaudernd, wie folgt.

''I firmly believe you are the same people who amazed me, when I was a small girl, by landing on the moon. On that great day, I believed Americans could do anything, I believe that still. You can do anything.''

Ihre Stimme war ganz wackelig, so als müsse sie gleich anfangen zu weinen. Gespannt wartete ich sie auch noch YES YOU CAN sagen zu hören ... Diese Peinlichkeit hat sie sich und ihrem Volk aber leider erspart.

In 2005, wieder USA. Der Bono ist ja Rocksänger. Bei einem seiner Konzerte forderte er alle auf der Welt auf, den Kampf gegen die Armut anzutreten. Die USA können so abgefahrene Dinge wie die Mondlandung meistern, dann doch wohl auch die Armut in der Welt bekämpfen.

“When I was a boy, my first impression of America, was a man walking on the moon. … I thought these Americans are mad, they are mad. But I thought what can this country do, what can these people do when they put their mind to it its incredible”.

Das Briefing Julia Gillards an ihren Redenschreiber wird so ausgesehen haben. "Ich möchte mich als selbstbewusst jedoch gleichzeitig als Person mit Herz verkaufen. Wie können wir das dem Kongress vermitteln? Was habe andere berühmte und beliebte Menschen in der Vergangenheit Positives über Amerika von sich gegeben? Bitte eine Auswahl bis zum Rebriefing am Dienstag zusammentragen."

Der australische Redenschreiber hat richtig gut recherchiert. So stieß er auf Bono und die Mondlandung. Bei Bono kam es voll cool rüber, da hat er sich gedacht, das wird wohl auch was für unsere Julia sein. 

Kann man denn da nicht mal was Originelleres verfassen als Redenschreiber für die Premierministerin von Australien? Zumindest haben sie kein AC/DC gespielt, als sie sich hinters Rednerpult gestellt hat. Doch das hätte ja wenigstens gepasst, denn die kommen ja aus Ozland. Und It's a Long Way to the Top hätte gepasst.



Und jetzt? Wie geht es weiter? Michelle Obama hat der Julia Gillard wohl schon geflüstert, dass sie gerne mal nach Oz zu Besuch kommen möchte. Doch es hängt jetzt gar nicht von ihr ab (Barack Obama, bitte, bitte, bitte). Doch Footy durfte die Julia Gillard in Washington schon spielen. Ist doch ein Anfang.

Und Barack Obama? Er findet Vegemite, den Lieblings-Hefebrotaufstrich aller Australier, entsetzlich.

Es bleibt spannend. Schafft Australien den Sprung auf die Weltbühne? Und wenn, wird Obama dann Vegemite verbieten?

Schöne Grüße aus Melbourne!

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