Die häufigste Frage, die mir hier gestellt wird, ist, ob ich Französin bin. Nein ich komme nicht aus Frankreich. Ist erst mal geklärt, dass ich aus Deutschland komme, sind sich endlich alle einig, dass in Deutschland ganz tolle Autos gebaut werden, dass dort alle auf den Autobahnen 350 km/h schnell fahren, alle immer nur Bier trinken und es dort auch ‚einen' tollen Fluss gibt, den Rhein endet es doch oft darin, dass die meisten mir ihre kühnsten Träume verraten. „Einmal im Leben das Schloss von Walt Disney zu besuchen. Das wäre es.“ Bislang erntete ich nur größtes Unverständnis, wenn ich gestehe, noch nie dort gewesen zu sein. Füge ich dann noch korrekterweise hinzu, dass das Schloss in Deutschland auch nicht Walt Disney Schloss genannt wird, dann ist Holland in Not. Wir Deutschen, immer ganz die Besserwisser.
Mit Schrecken stellte ich fest, dass ich viele Orte in Deutschland nie besucht habe. Ist ja oft so, man fliegt halt lieber irgendwo hin. Das zeigte mir auch, wie nachlässig es war, dass obwohl ich schon fast fünf Jahre hier lebte, den Uluru noch nicht besucht hatte. Das musste ich dringend ändern. Gesagt getan, plante ich den Roadtrip. Fliegen kam nicht infrage für mich, viel zu trostlos wäre mein Leben! So eine Entfernung die wollte ich ja erleben. Sich in ein klimatisiertes Flugzeug zu setzen und rasch hinfliegen und gucken, das kann jeder.
Australien ist groß und in elf Tagen kann man locker 5.818 km fahren. Wenn man auf Roadtrips steht. Im letzten November habe ich mich aufgemacht, von Melbourne zum australischen „Walt Disney Schloss“, Uluru.
Samstag. 1000 km. Melbourne – Hahndorf – Port Germein, Südaustralien
In Hahndorf ist alles blau-weiß. Da ich schon länger hier in Australien lebe, war ich mehr als entzückt, gefüllte Paprika wie bei Mama zu essen. Für Touristen aus Deutschland ist das wohl eher nicht so aufregend. Es regnet in Strömen, die Stimmung ist original so wie in Deutschland.
Die Kellnerin in einem Restaurant erzählt mir das ihre Vorfahren um 1870 von Preußen nach Australien kamen. Sie war noch nie in Deutschland, spricht auch kein Deutsch aber fühlt sich als Deutsche. Kann man mal sehen. Ich wusste nicht, dass Sauerkraut über einen längeren Zeitraum eingenommen, eine so krasse Wirkung hat.
Die Kellnerin in einem Restaurant erzählt mir das ihre Vorfahren um 1870 von Preußen nach Australien kamen. Sie war noch nie in Deutschland, spricht auch kein Deutsch aber fühlt sich als Deutsche. Kann man mal sehen. Ich wusste nicht, dass Sauerkraut über einen längeren Zeitraum eingenommen, eine so krasse Wirkung hat.
Sonntag. 540 km. Port Germein - Coober Pedy, Südaustralien
In dem Ort passiert nichts. Ich besuche eine Untergrundkirche und einen Untergrundbuchladen, in dem ich Postkarten kaufe.
Der Buchhändler erwidert auf meine Frage „warum ist es denn heute so ruhig in Cooper Pedy?“ verdutzt „es ist hier immer so ruhig, nicht nur heute.“
Auf der Hauptstraße sieht es so aus, als seien gerade die Dreharbeiten zu „zwölf Uhr Mittags Teil 2“ in vollem Gange. Die Stadt lebt allerdings nicht in Angst vor Terror, sondern in Angst vor tödlicher Langeweile. Schade, dass ich keine Mundharmonika dabei habe.
Der Pfarrer, der das Weihwasser in Plastikkanistern abzufuellen pflegt, war beruhigt, als ich ihm verriet beim Footy immer hinter St Kilda zu stehen! Mehr gab es nicht zu sagen, weiter geht es.
Montag, 735 km. Coober Pedy, SA - Uluru, NT
Auf dem Weg stoppe ich ein bis zweimal auf einen Kaffee. Selbst hier haben die noch eine ordentliche Espressomaschine stehen. Freude!
Am Uluru angekommen, lege ich noch eine Wanderung hin.
Dienstag, 100 km. Uluru, Kata Tjuta, Uluru, NT
Hier mache ich für ein paar Stunden eine Wanderung bei den Kata Tjutas. Über Stock und Stein und durch Blumenwiesen, am Himmel unzählige Papageien und Wellensittiche. Müssen die denn echt in Käfigen gehalten werden?
Mittwoch. 100 km. Uluru, NT
Noch mehr Spaziergänge am Uluru. Rauf klettere ich nicht, weil nicht korrekt. An allen Tagen, die ich hier verbringe, treffe ich einen Typen, so um die sechzig Jahre, aus Adelaide. Er ist nur in diesem Gebiet, weil er unbedingt auf den Uluru klettern möchte. Er regt sich voll auf, weil dieser ständig gesperrt ist. Zu starker Wind, zu heiß, was weiß ich. Davon gehört, dass es nicht gewünscht ist diesen zu besteigen hat er noch nie. Traurig.
Am Abend lasse ich „Sound of Silence“ über mich ergehen. Nicht gut, absolut nicht, was ich unter Reisen verstehe.
Donnerstag, 300 km. Uluru - Kings Canyon, NT
Angekommen mache ich noch einen Spaziergang in die Schlucht. Hier fliegen Hunderte von Wellensittichen und auch Zebrafinken herum. Ja, hier sind die Wellensittiche noch glücklich.
Beim Kochen sehe ich mich an diesem Abend von einem Dingo bedroht.
Was machen, was wenn der mich jetzt beißt oder mich in den Busch schleppt, mich verbuddelt oder mich vielleicht sogar tatsächlich bittet, seine Jungen aufzuziehen? Meine Befürchtungen sind unbegründet, meine Fantasie hat mir wohl einen kleinen Streich gespielt. Der niedliche Kerl entpuppt sich als der Hund des Campingplatzes und ich als Angsthase. Das Fell vom Hund ist beige!
Was machen, was wenn der mich jetzt beißt oder mich in den Busch schleppt, mich verbuddelt oder mich vielleicht sogar tatsächlich bittet, seine Jungen aufzuziehen? Meine Befürchtungen sind unbegründet, meine Fantasie hat mir wohl einen kleinen Streich gespielt. Der niedliche Kerl entpuppt sich als der Hund des Campingplatzes und ich als Angsthase. Das Fell vom Hund ist beige!
Freitag, 324 km. Kings Canyon – Hermannsburg - Alice Springs, NT
Heute mache ich eine Wanderung über die Plateaus des Kings Canyon. Ich sehe allerhand Felsformationen, Echsen und Vögel und genieße famose Aussichten. Eine kleine Apfelpause mache ich im Garten von Eden, einer Oase.
In Hermannsburg wollte ich in der Teestube einen Tee trinken und Scones essen. Ich komme leider ein paar Minuten zu spät. Die Bürgersteige sind schon alle hochgeklappt. Moment, dort gibt es doch gar keine Bürgersteige.
In Alice mache ich eine ganz kurze Wanderung auf den Annie Myer Hügel im Olive Pink Garten und schaue mir das kleine Prachtexemplar von Stadt von oben an. Mit übersichtlich lässt es sich am einfachsten beschreiben.
Ich besuche das alte Gefängnis, in dem noch bis 1996 Menschen misshandelt wurden.
Staunend stehe ich in der National Pioneer Woman Hall of Fame. Hier wird echt jede Frau geehrt, keine kommt zu kurz. Alle Ausstellungsstücke sind liebevoll zusammengestellt. Die erste Australierin, die eine Ausbildung abgeschlossen hat, die erste Australierin die als Polizistin gearbeitet hat, die erste Australierin die einen Besenstiel aus England mitgebracht hat, die erste Australierin die einen Hosenanzug getragen hat. Frauenpower pur.
Ich besuche das alte Gefängnis, in dem noch bis 1996 Menschen misshandelt wurden.
Staunend stehe ich in der National Pioneer Woman Hall of Fame. Hier wird echt jede Frau geehrt, keine kommt zu kurz. Alle Ausstellungsstücke sind liebevoll zusammengestellt. Die erste Australierin, die eine Ausbildung abgeschlossen hat, die erste Australierin die als Polizistin gearbeitet hat, die erste Australierin die einen Besenstiel aus England mitgebracht hat, die erste Australierin die einen Hosenanzug getragen hat. Frauenpower pur.
Sonntag. 688 km. Marla– Oodnadatta - William Creek, Südaustralien
In Marla gibt es nichts. Supermarkt und Tankstelle am Highway. Die Strecke nach Oodnadatta ist nicht geteert. Selten bis gar nie kommt mir ein anderes Fahrzeug entgegen. Es hat kürzlich geregnet und ich muss ein paar kleine Flussdurchfahrten hinlegen. In Oodnadatta ist alles Pink. Das Roadhouse ist ein Tempel für Pommesbudenliebhaber. Hier ist alles so fettig, wie die Bedienungen witzig sind.
Weiter fahre ich nach William Creek. Hier ist es sehr einsam. Nie werde ich diesen Ort vergessen. Ich kann von Glück reden, dass ich nicht des Nachts von einem UFO abgeholt wurde.
Montag. 850 km. William Creek - Lake Eyre South – Woomera – Adelaide, Südaustralien
Der Abschied von William Creek fällt mir mehr als schwer. Ich weiß, ich werde so schnell nicht wieder die 4.221 km fahren, um hier im William Creek Hotel auf einen Schnack vorbeizugucken. Doch, ich müsste ja beim nächsten Mal nicht über den Uluru hierher fahren, dann geht es schneller. Der Kummer ist schnell vergessen, Lake Eyre South führt Wasser und die Wüste blüht.
Dienstag. 727 km. Adelaide, Südaustralien – Melbourne, Victoria
Alles schnell in einen Tag packen. Strandspaziergang. Der Himmel ist so blau, das Meer so weit, der Sand so weiß. Unfassbar. Ruckzuck frühstücke ich in einem Café in Strandnähe, mache mich dann auf den Weg in die Innenstadt, gehe auf den absolut hervorragenden Markt, besuche zwei abgedrehte Galerien ...
Und schwups bin ich auch schon auf dem Heimweg nach Melbourne. Alles geht mal zu Ende. Mir wird schwer ums Herz. Denn, wie meine Eltern in so Situationen immer zu sagen pflegten, beginnt morgen wieder der Ernst des Lebens.
Der Trip zum Uluru hat sich voll und ganz gelohnt. Sobald ich wieder Fuß auf Deutschen Boden setze, werde ich mich wohl auch mal auf den Weg zum „Walt Disney Schloss“ machen.
Hier ein link zu den Uebernachtungsmoeglichkeiten beim Uluru.
Schöne Grüße aus Melbourne!
Hier ein link zu den Uebernachtungsmoeglichkeiten beim Uluru.
Schöne Grüße aus Melbourne!
Boah... ich bin beeindruckt.
ReplyDeleteSag mal bist du die komplette Strecke ALLEIN unterwegs gewesen???
An manchen Tagen bist du 1000 km gefahren was für mich als Beifahrerin schon undenkbar wäre.
Auf dem einen Foto ist ein Auto abgebildet ist es dein eigens oder hast du es dir in Melbourne für diesen Trip gemietet?
Wir planen im Juli uns den Uluru anzuschauen wissen aber noch nicht WIE da ich noch Recherchiere.
Liebe Grüsse
Angela
Hi Angela
ReplyDeleteIst das korrekt wenn ich davon ausgehe, das Du die Angela aus Brighton bist :-)
Danke für Deinen Kommentar und Interesse. Was gibt es Schöneres als Reisen? Doch wohl nur das planen einer Reise!
5.818 km sind nicht wenig. Doch es gibt echt so viel zu sehen, dass es einem nicht so weit vorkommt. Und auf den Strecken, auf denen es nichts zu sehen gibt, wundert man sich einfach nur über so viel "nichts". Wir waren zu zweit unterwegs und haben uns mit dem Fahren abgewechselt. Paar gute CDs sollte man schon dabei haben, dann hat man immer was Schönes zum Mitsingen ;-)
Die Strecke bin ich mit meinem Wagen gefahren und der ist definitiv auf keinem der Bilder zu sehen. Welcher Wagen dachtest Du denn sei meiner? Das interessiert mich jetzt aber mal brennend (witzig).
Ich habe einen 4WD, mit dem ich ansonsten immer nur zum Bioladen fahre (peinlich), so kam der auch mal raus. Ich hatte zwei Ersatzreifen dabei, Wasserkanister, Benzinkanister, Abschleppseil, Starterkabel, Werkzeug. Man weiß ja nie, gebraucht wurde zum Glück nichts davon.
In den einschlägigen Reiseführern oder auch Artikeln in Tageszeitungen und Magazinen wird ja immer gerne verbreitet, was für Gefahren man ausgesetzt ist, in den Weiten Australiens. Für Regionen wie Cape York mag das zutreffen. Die Tour, wie ich sie zusammengestellt habe, Melbourne - Uluru - Melbourne kann man locker mit einem normalen Pkw zurücklegen, solange nichts überflutet ist.
Nicht eine Sekunde sah ich mich einer Gefahr ausgesetzt. Doch eines gilt es zu berücksichtigen, der Wagen wird sehr dreckig.
Lass mich wissen, wenn Du noch mehr Fragen hast :-)
Viel Spaß beim Planen!
Liebe Grüße Dorothée
Hallo Dorothée,
ReplyDeleteAngela dachte bestimmt, der weiße Wagen auf dem Foto mit der Getränkekiste auf der Motorhaube wäre Deiner :-)
Ich gehe Ende Juli mit meinem Freund und einem 457er in der Tasche nach DU - Melbourne. Deshalb lese ich, sobald ich es zeitlich schaffe Deinen Blog / Facebook Seite.
Bis wir anfangen zu arbeiten (Ende August) haben wir noch 4 Wochen zeit, die wir eigentlich nicht nur mit Wohnungssuche, Autokauf etc. verbringen wollen, sondern uns auch unsere neue Heimat ansehen. Wie Du schon schreibst, wer weiß, wann wir dann mal wieder dazu kommen.
Ich glaube eine Fahrt (mit unserem hoffentlich bis dahin gekauften 4WD) ins Outback zum Uluru wäre phantastisch.
Habe ich das richtig gesehen, dass Ihr 1 1/2 Wochen unterwegs ward? Zu welcher Zeit hattet Ihr die Reise unternommen? Ist Anfang August eine gute zeit, diese Tour zu starten?
Ich Danke Dir für ein paar Tipps.
LG Sanny
Hi Sanny
ReplyDeleteDanke für Deinen Kommentar und Interesse. Ich war im November unterwegs, eine Woche und vier Tage, genau. Hier hat man ja nicht so viele Urlaubstage wie in Deutschland!
Wir haben ja hier im August Winter, die Temperaturen können da nachts auch schon mal recht niedrig ausfallen (um die Null)! Gerade Camping ist da etwas schattig ;-)
Schöne Grüße aus Melbourne!
Hey! Danke für die schnelle Antwort.
ReplyDeleteIst es denn im Landesinneren im August auch so kalt?
Tja.... Camping ist ja nicht so mein Ding, bisher jedenfalls nicht ;-) Muss ich mich wohl mit anfreunden. Man kann doch sicher aber auch in Motels übernachten, oder?
LG Sanny
Hi Sanny
ReplyDeletetagsueber ist es warm, abends koennen die Temperaturen im August unter Null fallen.
Hier ein link zu den Uebernachtungsmoeglichkeiten beim Uluru. http://www.ayersrockresort.com.au/
Viel Spass beim Planen.
Schöne Grüße aus Melbourne!
Liebe Dorothee!
ReplyDeleteKannst du mir erklären was in deinen Augen "korrekt" ist?! Meinst du vielleicht "politisch korrekt"? Diese gehirnwäschende Globalisierungsmantra?
Daß der "Typ", wie du einen Menschen abfällig nennst, rauf auf den Ayers Rock steigen möchte ist deiner meinung politsch unkorrekt? Ich war auch drauf auf dem Rock, na und? Dein Verhalten gegenüber anderen Menschen ist abscheulich!
Der Typ
Hallo Der Typ
ReplyDeletedanke für Deinen Kommentar.
Deine Worte flößen mir Angst ein. War das Dein Plan? Es ist sehr unangenehm, von Dir so (anonym) eingeschüchtert zu werden. Jeder Mensch sieht die Welt anders. Ich gehe gerne mit offenen Augen durch die Welt und bin deshalb stark genug, Wünsche anderer Menschen zu akzeptieren.
Ich bitte Dich auf Deine aggressiven Kommentare in Zukunft zu verzichten. Dafür ist hier kein Platz.