Schimpfwörter zu benutzen das gehört hier einfach zum guten Ton. Die Einstellung der Australier zur Nutzung von Schimpfwörtern ist so viel „entspannter“, als sie es in meiner ursprünglichen Heimat ist.
Na, wer sagt’s denn? Ein Stück australische Kultur!
Ab und an hört man in Deutschland doch schon mal ein unglückliches „Mist“, oder auch ein verzweifeltes „Manno“ oder „Mensch“! Am Arbeitsplatz scheinen sich die meisten Menschen sogar total unter Kontrolle zu haben, dort hört man so Worte gar nicht.
Schimpfworte benutzt man, wenn der Wortschatz beschränkt ist und man seine Wut, seine überschäumenden Gefühle nicht anders auszudrücken vermag. Oder aber auch wenn man sich nicht die Zeit nehmen möchte oder kann, seine Gefühle in Worte zu kleiden. Oder, wenn man gerne zuschlagen möchte, sich stattdessen doch lieber eines „Kraftausdrucks“ bedient!
Sprachlos zu sein, das ist ein mir eher unbekannter Zustand, doch was machen, wenn ein Arbeitskollege im Meeting „verfi**** Sch****“ sagt? Nicht gut! Wie soll ich so jemanden denn noch Ernst nehmen in Zukunft?
Hier müssten eigentlich alle einen frischen Atem haben, würden sie sich nach Gebrauch eines Schimpfwortes den Mund auszuwaschen haben. Da das zu umständlich zu kontrollieren ist, wurde jetzt aber was viel Gewinnbringenderes eingeführt.
Eine Änderung des Gesetzes ermächtigt Polizisten, „on-the-Spot Geldbußen“ in Höhe von AUD 238,90 für jedes im öffentlichen Raum verwendete unanständige oder anstößige Schimpfwort zu verhängen.
Und der Onkel-Polizeikommissar
ist ab jetzt für unsere Erziehung zuständig
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Fluchen in der Öffentlichkeit war nach dem Gesetz schon immer eine Straftat, die zu einer Anhörung vor Gericht führte. In 2009 haben sich in Victoria um die 790 Personen strafbar gemacht. Daraus schließe ich, dass es nicht allzu Ernst genommen wurde. Zumindest hört sich das aber nach Rechtsprechung an. Das Merkwürdige ist nun, dass es fortan im Ermessensspielraum des einzelnen Polizisten liegt, ob und wann eine Geldbuße verhängt wird.
Laut Definition ist „öffentlicher Raum“, eine öffentliche Straße, Brücke, Rennbahn, Kricketplatz, Fußballplatz, Wharf, Pier, Anleger, öffentliche Halle, Theater oder jedes Zimmer, in dem Mitglieder der Öffentlichkeit anwesend sind und alle Bars und Restaurant mit Schankerlaubnis.
Da das Fluchen zu Australien gehört, wie der Eiffelturm zu Paris fällt es den Australiern sehr schwer, festzulegen, wo Fluchen anfängt. Das „F-Wort“ benutzt man hier so gekonnt, wie in anderen Ländern „Bitte“ und „Danke“ gesagt wird. Selbst australische Richter vertreten die Meinung, man müsse schon im Kloster leben, um diesem Wort zu entgehen.
Niemand kann also genau sagen, was schlechtes Benehmen und antisoziales Verhalten überhaupt ist, ab 1. Juli ist jedoch Schluss damit. In der Öffentlichkeit geduldet werden soll es nicht weiter. Die Polizisten werden ausgesandt, die Nachricht zu überliefern.
Wieder einmal mehr zeigt Australien sich mir als die Insel, die es liebt, ihre Schäfchen zu kontrollieren, zu lenken und zu formen.
Kontrolle und klingelnde Kassen für Victoria ... Danke Onkel Polizist, dass du mithilfst.
Schöne Grüße aus Melbourne!
Photo source: ww.police.vic.gov.au
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