Thursday 2 June 2011

„Hart arbeitende Fahrräder für hart radelnde Franzosen“.

Wie würde ich wohl reagieren, wenn ich jetzt nach Deutschland in den Urlaub fliegen und auf einem Werbeplakat lesen würde?

„Emsige Angebote für emsige Deutsche“

Da würde ich zunächst spontan davon ausgehen, dass jetzt die NPD das Land regiert. Nicht?

Oder, wie sieht es hiermit aus? Eine deutsche Familie fährt in den wohlverdienten Sommerurlaub nach Frankreich, möchte sich dort ein Fahrrad ausleihen und entdeckt am Verleih folgenden Anschlag:

„Hart arbeitende Fahrräder für hart radelnde Franzosen“

Da verspürt verständlicherweise niemand mehr den unmittelbaren Drang ein Rad zu leihen.

Gut, jetzt wissen wir alle, wie der Hase läuft mit der Diskriminierung. Moment, das würde ja kein Unternehmen so in der Form machen, potentielle Kunden vergraulen. Oder etwa doch?

Versuchen wir das doch kurz genauer zu analysieren!

Ausgangslage:
Ein australisches Unternehmen der Automobilindustrie plant, seinen Kunden günstige Angebote für eines seiner Produkte zu unterbreiten. Der 4 x4 Wagen kostet regulär so um die AUD 40.000, je nach Ausstattung.

Der Markt:
Es gibt nur wenige australische Automobilhersteller.

Die Verbraucher:
Den Verbrauchern ist schon einigermaßen bewusst, dass sie in den Innenstädten eigentlich keinen 4 x 4 brauchen. Viele möchten auf einen Kleinwagen umsteigen. 
Lieblingsautos der Australier sind aber nach wie vor große Autos, gerne 4 x 4.

Fakten sind gesammelt, jetzt schauen wir uns an, wer denn die Zielgruppe ist und wie man diese erreichen und über die Angebote informieren kann?

Zielgruppen:
1) Autofahrer, die gerne im „Busch“ mit dem Wagen rumfahren.
2) Autofahrer, die es lieben mit dem dicken 4 x 4 zum Bioladen zu fahren.
3) Handwerker.
Weiterhin zählt auch der Handel zu den Zielgruppen.

Kommunikation:
Dem Verbraucher soll vermittelt werden, dass das Produkt ein echtes „Arbeitstier“ ist, ein „Mate“. Was für „echte“ Männer, für „echte“ Frauen! Augenmerk liegt auf dem derzeit günstigen Angebot.

Das Produkt ist zu verstehen und relativ leicht zu kommunizieren, also an den Mann zu bringen. Alles schön und gut. Und das ist, was dabei jetzt herausgekommen ist. Der Slogan, mit dem der Autohersteller die Verbraucher zum Kauf anregen möchte.

Im Fernsehspot sieht man den Wagen und dann kommt es:

“Hard working deals for hard working Australians“


Darf ich als Immigrantin die Produkte jetzt nicht kaufen? Laut Aussage des Herstellers nicht. Der baut seine Produkte für nur ein Volk. Kann man schon fast als institutionellen Rassismus bezeichnen. Der Autohersteller verweigert Immigranten Vorteile und Leistungen und privilegiert somit die Australier.

Ich gehe stark davon aus, dass es nicht so gemeint ist, wie es gesagt wird. Die Frage bleibt doch aber, warum hat man sich dann erst entschieden, das Produkt so zu bewerben?

Die sind ja hier alle so von sich überzeugt, die juckt es doch gar nicht, wie die Immigranten sich bei dem Slogan jetzt fühlen. Die Sensibilität ist einfach nicht vorhanden. Australien ist nun einmal einfach für Australier! Ist doch total normal.

Im günstigsten Fall kaufen Immigranten deren Produkte nicht mehr. Wäre witzig!

Schöne Grüße aus Melbourne!


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