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In einem Interview mit ABC sagt der Minister fuer Immigration folgendes.
„... zu dem Thema Gastarbeiter, .... kein Begriff, den ich verwende, es ist kein Begriff, den man in Australien anwenden kann. Es ist ein Begriff, wie sie sagen, der in anderen Teilen der Welt gilt, insbesondere in Europa natürlich. Deutschland ist zum Beispiel eine große Gastarbeitergesellschaft, viele Menschen aus der Türkei sind hinüber nach Deutschland gegangen und ich denke, das hat zu einer Menge von Problemen geführt, die sich im ganzen Land abspielen und die wir in dem ganzen Land beobachten können, ja, in der ganzen Welt“.
Der australische Arbeitsminister (Minister für Ausbildung und Entwicklung der Arbeitskräfte) war persönlich in Irland und hat dort einem Drittel der landesweit 450.000 Arbeitslosen einen Arbeitsplatz in Perth angeboten.
Der Minister für Immigration macht es ganz klar. Es gibt mehr Menschen, die in Australien um eine Aufenthaltsgenehmigung bitten als Australien aufnehmen kann und dementsprechend werden auch nicht irgendwelche Leute aufgenommen, die gerne hier wohnen möchten, sondern es werden nur die ins Land gelassen, die tatsächlich gebraucht werden.
Der Arbeitsminister steht unter dem Druck, bis zum Jahr 2017 qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Und zwar werden ganze 150.000 Einwanderer benötigt, um einer drohenden Krise, die durch den zweiten Bergbau-Boom ausgelöst wurde, zu entgehen. Menschen aus der Baubranche, der Gesundheitsversorgung und Bildung befinden sich ganz oben auf der Wunschliste. Der Minister für Immigration verkündete heute, dass die Hauptstadt Westaustraliens von nun an auf die Liste der Orte, in denen Not an Beschäftigungsfähigen herrscht, gesetzt wird. Perth ist von nun an als kleine Stadt mit geringem Bevölkerungswachstum klassifiziert, um einfacher qualifizierte Fachkräfte aufnehmen zu können, die der boomenden Wirtschaft gerecht werden sollen.
Unter dem Regional Sponsorship Migration Scheme können Unternehmen in Perth zum ersten Mal auch Arbeitnehmer mit geringeren Fähigkeiten sponsern. Arbeitnehmer dürfen sich im Land oder aber auch außerhalb Australiens aufhalten, wenn das Visum beantragt wird. Für die Regierung gehören dazu Menschen aus dem Gastgewerbebereich, dem Baubereich und der Kinderbetreuung; die Mitarbeiter unterliegen ab sofort geringeren Einstiegshürden. Auch soll es 457 Visa-Inhabern leichter gemacht werden, die permanente Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Bislang konnten 457 Inhaber ja auch so ohne Weiteres in ihr Heimatland geschickt werden, sagen wir, wenn der Arbeitgeber sie nicht mehr mochte.
Hört sich alles gut an, doch sollte man noch mal genau kurz reflektieren, was da jetzt gerade passiert. Australien erleichtert Engländern und Iren die Einwanderung, ihnen werden Arbeitsplätze angeboten. Sie zählen also zu den „Erwünschten“ Menschen. Das Wort erwünscht ist in diesem Kontext schauerlich.
Auf der einen Seite sitzen Flüchtlinge in Haft, man möchte sie abschieben, jeden Tag wird uns eingebläut, dass Australien von Asylanten überrannt wird und dass hier bald gar kein Platz mehr ist. Und plötzlich fehlen so viele Menschen, dass schon in der Welt herumgereist wird, um diese zur Immigration zu überreden? Haben die Asylbewerber etwa nicht die richtige Hautfarbe?
Bestimmt liegt das daran, dass es beispielsweise in Afghanistan, Irak oder Indonesien gar keine Kindergärtnerinnen oder Hotelfachleute gibt. Richtig, das macht genau so wenig Sinn, wie die schamlose hautfarbenfeindliche Einwanderungspolitik Australiens. Wann fängt Australien denn mal an den Mythos der multikulturellen Traumgesellschaft, in der Toleranz und Respekt gegenüber fremden Traditionen, Religionen und Bräuchen herrscht, zu leben?
In dem ganzen Prozess, den ich für meine Aufenthaltsgenehmigung zu durchlaufen hatte, musste ich an einem Punkt eine Erklärung unterschreiben, dass ich die australischen Werte künftig anerkenne. Man erkennt mit Unterzeichnung den "Geist des Egalitarismus, der sich in gegenseitigen Respekt, Toleranz, Fair Play und Mitgefühl für Menschen in Not und Verfolgung" widerspiegelt, an. Nach all den Jahren kann ich nur sagen, das ist einfach lachhaft. Die haben mich im guten Glauben was unterschreiben lassen, an was sie gar nicht selber glauben.
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Regional Sponsored Migration Scheme (Subclass 119/857) ...
Übrigens gilt diese Visaregelung für alle Orte und Regionen in Australien, bis auf Sydney, Melbourne und die Gold Coast. Wer also gerne irgendwo in Oz oder aber auch gerne in Perth wohnen möchte, alle Infos zu dem Visum gibt es hier.
Regional Sponsored Migration Scheme (Subclass 119/857)
Was meint Ihr dazu? Ist Australien eine gut funktionierende multikulturelle Gesellschaft, in der alle gleich willkommen sind? Ich freue mich auf Eure Kommentare.
Schöne Grüße aus Melbourne!
Wie sieht es eigentlich mit der Einwanderung von Rentnern aus. Wenn man eine gute Rente aus D bekommt und in Australien lebt und konsumiert, ist das interessant für Australien? Oder werden lieber Arbeitskräfte gesucht?
ReplyDeleteHi Bea
ReplyDeletedanke fuer Deinen Kommentar.
Bislang habe ich mich noch gar nicht damit beschaeftigt, wie es fuer Rentner (Immigranten) in Oztralien ausschaut. Ehe ich etwas falsches dazu sage, schlage ich vor, dass Du die Seite der australischen Einwanderungsbehoerde anschaust: http://www.immi.gov.au/Pages/Welcome.aspx
Dort findest Du alle noetigen Infos.
Lass mich doch wissen, was dabei rausgekommen ist. Gerne werde ich dann darueber berichten.
Viel Erfolg und alles Gute wuensche ich Dir.
Schöne Grüße