Wednesday 27 February 2013

Australien – Umzug nach Deutschland. Teil 4: Umzugspacker, die Sklaven der Speditionsunternehmen


Mein Container ist eingetroffen. Die Umzugspacker sind die Sklaven der Speditionsunternehmen. Ich stehe am Fenster und warte auf den Umzugswagen. Seit sieben Uhr morgens gilt das Parkverbot. In der Zeit in der ich warte, werden bei mir vor der Tür drei Pkw’s abgeschleppt, da sie in der von mir beantragten Parkverbotszone stehen. Was für eine Geldverschwendung, die armen Falschparker. Bei einem Telefonat mit der Spedition wird mir von einem Herren, der sich auf mein Nachfragen als Geschäftsführer zu erkennen gibt, versichert, dass alles zeitlich im Rahmen liegt und ich mir gar keine Sorgen zu machen brauche. Es ist schon mittags, wie soll das klappen mit der Auslieferung?

„Unsere Mitarbeiter haben alles im Griff.“ So gegen halb drei treffen die Packer ein. Die Packer schuften, schleppen, keuchen, schwitzen und alles mit einem Lächeln auf dem Gesicht: „Eigentlich ist das ein Job für drei oder mehr Personen, doch uns fehlen die Mitarbeiter. Wir machen das trotzdem, immer noch besser als gar keinen Job zu haben.“
Abends um sieben komme ich mir so schäbig vor, und zwar so wie ein Sklaventreiber auf einer Kaffeeplantage im 18. Jahrhundert. Die Packer haben um sieben Uhr morgens angefangen zu arbeiten: Sie haben meinen Schiffscontainer entladen, dann sind sie vier Stunden nach Berlin gefahren und seitdem schleppen sie meine Kisten. Sie sind noch lange nicht fertig und dann steht ihnen noch die vierstündige Heimfahrt nach HH bevor.

Die Packer lassen durchblicken, dass sie mir nicht verraten dürfen, dass sie gar nicht bei Krumpf, sondern bei einem Subunternehmer arbeiten. Krumpf bestand darauf, dass dieser Umstand mir gegenüber nicht erwähnt wird. Eigentlich hätten die beiden Packer ein T-Shirt mit dem Krumpf Logo anziehen sollen. Ein T-Shirt? Draußen ist tiefster Winter, die Temperaturen liegen bei unter null Grad Celsius. Der Subunternehmer beschäftigt einen Subunternehmer und versucht das zu verheimlichen? Da blickt man ja kaum noch durch als Kunde.

Abends um halb neun sind alle Umzugskartons in meiner Wohnung. Einige Dinge kommen ausgepackt bei mir an. Die beiden Packer arbeiten jetzt seit mehr als 12 Stunden. Der eine Packer verrät mir den Trick. Er ist der Beifahrer und bekommt pro Strecke nur eine Stunde der Fahrtzeit bezahlt. Von den acht Stunden Fahrtzeit bekommt er also nur zwei bezahlt, die anderen sechs Stunden ist er zwar bei der Arbeit, aber Geld sieht er dafür keines. Trägt er dafür dementsprechend auch nur zwei Stunden in seinen Stundenzettel ein? Die Packer werden nach Stunden bezahlt. Anstatt dass Unternehmen sie schätzen, treten sie gute Mitarbeiter mit Füßen.

Der perfekte Umzug auf höchstem Niveau

Auspacken? Ging nicht mehr, die beiden fahren ja noch nach Hamburg zurück. Ich habe ebenfalls für das Auspacken und die Entsorgung des Verpackungsmaterials bezahlt. Da ich auch weiterhin in den Spiegel blicken möchte, ohne mich vor mir selber zu schämen, lasse ich die beiden Packer von dannen ziehen. Bis wann hätten sie wohl ausgepackt, bis halb eins? Und dann hätten sie noch vier Stunden Heimfahrt vor der Brust. Hurra, ich bin ein guter Mensch, doch was mache ich jetzt mit dem Packpapier aus 146 Umzugskartons? Werde ich wohl Geld zurückerstattet bekommen, für die nicht erbrachte Leistung?

Auf der Webseite von Krumpf heisst es: „Der perfekte Umzug auf höchstem Niveau.“

Würdet Ihr die Firma Krumpf mit Eurem Umzug beauftragen? Wie findet Ihr es, dass die Firma in ihrer Rolle als Subunternehmer einen Subunternehmer beschäftigt und das verheimlichen möchte? Findet Ihr es korrekt, dass die Packer unendlich viele Stunden ackern, sind sie die Sklaven der Speditionsunternehmen?

Ich freue mich auf alle Antworten.

Schöne Grüße!

7 comments:

  1. Willkommen in Deutschland, dem Nachahmer des Landes der unbegranzten Möglichkeiten. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Entdecken vieler ähnlicher Geschichten und Erlebnisse. Der Werbespruch "Geiz ist geil" wurde nicht erfunden, das ist gelebte Realität.

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  2. Hi Henry

    Danke :-)

    Denkst Du Deutschland ist Nachahmer des Landes der unbegranzten Möglichkeiten? Und: welches Land ist das Land der unbegranzten Möglichkeiten? USA?

    Schöne Grüße!

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  3. Huhu Dorothée,

    ich traue mich wetten, dass du nichts zurückbekommst. Bei meinem Freund wurde was berechnet, das nie stattgefunden hat - er hat lange gekämpft und dann aufgegeben.
    Das mit den Stunden finde ich eine Frechheit.
    Auspacken musste hier bei mir (als mein Container bzw. die 3 Holzkisten, in die mein Containerinhalt dann verstaut wurde nach der Zoll- und Quarantäneinspektion) auch niemand was... das meiste steht ja noch originalverpackt in der Garage und im Haus verteilt... seufz.

    Beste Grüße
    justme

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  4. Hallo Dorothée,

    auch wir werden in ein paar Wochen Melbourne verlassen, um in den deutschen Winter zurück zu kehren. Hast Du einen Tipp, welche Spedition man beauftragen, bzw. nach Möglichkeiten vermeiden sollte?

    Beste Grüße aus down under,

    Dan

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    1. Hi Dan,

      Du kannst dir einen Spediteur in eurer neuen Stadt in Deutschland suchen, der sich dann einen Partner vor Ort in Melbourne sucht, um dort alles von der Besichtigung etc. zu übernehmen. Am besten ein Unternehmen in Melbourne, dass Mitglied in einem intern. Verband ist. Infos findest Du unter u.a. auf www.confern.de. Falls es euch in das schöne Rhein-Main-Gebiet zieht, kann ich euch einen persönlichen Kontakt zukommen lassen.

      Gruß Wulle

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    2. Moechtest Du deinen Kontakt im Rhein Main Gebiet teilen? Wir moechten aus Melbourne dahin ziehen!

      Danke :)

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  5. Hi Dan

    echt keine einfache Frage, weil so viel davon abhaengt. Wollt Ihr den Container teilen, wie gross soll der Container sein? wie sieht der Zeitplan aus? usw.

    Vielleicht hast Du Lust mir eine email zu senden? Wuerde mich freuen.

    Schöne Grüße!



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