Wednesday, 13 February 2013

Australien – Wie habe ich mein Haus gekauft?


Ob man sich nun ein Haus kaufen möchte oder nicht ist wie immer Einstellungssache. Manch einen schreckt ein Eigenheim ab: Wer will schon halb tot im Vorort über einem Zaun hängen? In Australien ein geeignetes Objekt zu finden, macht Spaß, es kann sogar zu einem ausgewachsenen Hobby werden. Ich zum Beispiel war ganze drei Jahre lang aktive „House hunter-In.“ Nach eineinhalb Jahren konnte ich kaum noch irgendwo lang fahren, ohne sagen zu müssen, dass ich mir dieses Haus nicht auch schon angesehen habe. Ich habe sie alle gesehen, von grauselig heruntergekommen mit Kakerlakenbefall über wunderschön und unerschwinglich bis genau richtig.

Bei mir lief der Kauf reibungslos und ganz ohne Probleme ab. Als ich den Schlüssel bekommen habe, war das fantastisch, doch gleichzeitig fühlte ich mich so leer ohne mein lieb gewonnenes Hobby. House Hunting, herrlich und immer wieder ... man lernt so viele neue Leute und Stadtteile kennen und bekommt die Einrichtungstipps gleich gratis dazu.

Wie habe ich mein Haus gekauft?

Zunächst habe ich festgelegt, wie und wo ich gerne wohnen möchte und wie viel ich dafür auszugeben gedenke. Die Banken finanzieren bis zu 90 Prozent, klingt verlockend, doch kann man einen Kredit zu den Konditionen jemals abzahlen? Das man sich als Käufer nicht übernehmen soll, dass lass ich an dieser Stelle weg ...

Im Internet habe ich immer wieder meine Lieblings-Immobliensuchseite besucht. Real Estate.

Für die Wochenenden habe ich Besichtigungs-Termine geplant. Besichtigungen sind meistens an Donnerstagen und an Samstagen anberaumt, einige Makler bieten auch an den Sonntagen Besichtigungstermine an. Ich habe von allen Objekten, die ich mir angesehen habe, nicht eines ohne Immobilienmakler angesehen, die waren in ausnahmslos allen Fällen zwischengeschaltet. Das hat mich als Käufer aber nicht weiter beschäftigt, die Makler-Kosten übernimmt der Verkäufer, denn dieser beauftragt den Makler ja auch.

Bei den Besichtigungen habe ich den Maklern die üblichen Fragen gestellt: Stehen Reparaturen an, warum wird das Haus verkauft, wie lange hat der Vorbesitzer in dem Haus gelebt, wann wurde das Dach zum letzten Mal erneuert ...

Als ich Interesse an einem Haus hatte, ließ ich mir vom Makler eine „Section 32“ (in Victoria) aushändigen. In dem Dokument fand ich alle Informationen zum Objekt, inklusive aller Nebenkosten und Gebühren, ganz wichtig auch die, ob der Verkäufer berechtigt ist, das Haus zu verkaufen.

Benötigt man einen Kredit, vereinbart man einen Banktermin und füllt einen „Antrag auf Hauskredit“ aus. Man benötigt seine Steuernummer, einen Führerschein, eine RG welche die eigene Anschrift belegt, einen Einkommensnachweis und wenn man ihn schon besitzt: den Kaufvertrag. Vor dem Banktermin bei der Bank erfragen, was es noch vorzulegen gilt.

Als ich mich zum Kauf eines Hauses entschlossen habe, gab ich dem Immobilienmakler telefonisch mein Angebot, in dem Fall war es ein Privatverkauf. Dieses kann vom Verkäufer abgelehnt werden, nachverhandelt oder aber auch sofort angenommen werden. Der Verkäufer war in dem Fall zu gierig, hat zu hoch gepokert und verlangte mehr. Ich bin locker geblieben und habe abgelehnt. Pech für den Verkäufer, sein Objekt war noch Monate später auf dem Markt; Anrufe des Immobilienmaklers mit niedrigeren Angeboten habe ich von da an stetig mit einem "Tut mir leid, vorbei ist vorbei" abgelehnt. Da habe ich wohl Glück gehabt, ganz besonders, da ich den Stadtteil plötzlich als zu eng und nicht lebhaft genug empfand (eigentlich müsste ich mich beim Verkäufer noch mal herzlich bedanken). Hätte der Verkäufer dem Angebot zugestimmt, wäre mein Angebot bindend gewesen, es sei denn, es hätte sich herausgestellt, dass irgendwas nicht so zutrifft, wie es angeboten wurde.

Wenn ein Haus bei einer Auktion angeboten wird, geht man am Tag der Auktion zum Objekt. Die Auktion findet in den meisten Fällen auf der Straße vor dem Haus statt. Nachbarn, Freunde und Käufer kommen hierbei zusammen, um das Schauspiel mitzuerleben. Der Immobilienmakler leitet durch die Auktion und Käufer geben ihre Gebote ab. Wenn es dann heißt, zum Ersten, zum Zweiten und wenn beim zum Dritten der Hammer fällt, hat man das Haus gekauft (oder auch nicht, wenn man nicht die Person mit dem Höchstgebot war). Nach der Auktion geht man ins Haus und unterzeichnet den Kaufvertrag, umgehend ist die Anzahlung von um die zehn Prozent fällig. Nun folgt eine vorab angekündigte Periode, in der der Verkäufer Zeit hat, auszuziehen und alles Weitere zu organisieren. Das können 30, 45, 60, sogar auch bis zu 120 Tage sein. Wenn das eigene Stimmchen zu dünn ist, oder, wenn man sich nicht traut, sein Gebot über die Straße zu brüllen, kann man bei Immobilienmaklern Mitarbeiter bestellen, die das für einen übernehmen.

Nachdem ich leidenschaftlich einige Monate weiter gesucht habe, habe ich mein Haus endlich gefunden. Noch bei der Besichtigung habe ich mein Angebot abgegeben, der Immobilienmakler hat den Verkäufer angerufen, der hat zugestimmt und weniger als zwei Stunden später habe ich im Büro des Immobilienmaklers den Kaufvertrag unterzeichnet und eine Anzahlung von zehn Prozent auf den Kaufpreis geleistet. Am Montag darauf habe ich einen Notar meiner Wahl eingeschaltet, der den weiteren Ablauf organisiert hat. Der Verkäufer hatte sich 45 Tage Zeit erbeten, bis das Eigentum übertragen wurde. Am Tag der Übergabe wurde mit Begleichung des Restbetrags das Eigentum fällig und ich erhielt einen Anruf von meinem Notar. Daraufhin händigte der Immobilienmakler mir die Schlüssel zu meinem Zuhause aus.

Habt Ihr auch schon mal ein Haus in Australien gekauft? Oder sucht Ihr gerade eines? Ich freue mich auf alle Antworten.

Schöne Grüße!

5 comments:

  1. Huhu Dorothée,

    nach zwei Jahren Suche habe ich so langsam die Nase voll. Die Landkarte vom Navi ist gespickt voll mit kleinen Fähnchen... und da sind die Häuser noch gar nicht dabei, die wir besichtigt haben, als wir noch gar kein Navi hatten... *g*
    Manche Häuser sind mittlerweile schon wieder auf dem Markt... lol.

    Noch was ergänzend - während man bei einem Privatkauf den Kauf von der Building- und Pestinspektion abhängig machen kann, muss man diese Inspektion bei einer Auktion vorher durchführen lassen. Wenn man dann das Pech hat und nicht Höchstbietender ist, dann ist das rausgeschmissenes Geld. Denn der Kauf bei einer Auktion ist bindend... da gibt es keine Klauseln.

    Außerdem gibt es bei den Auktionen die sogenannte Reserve - unter diesem Preis wird nicht verkauft (es sei denn der Verkäufer ist anwesend und senkt diese während der Auktion).

    Letztens hatte ich mal wieder das Gefühl, dass es ein Meeting der Makler gab und sie beschlossen haben, auf alle Häuser gut 100.000 AUD aufzuschlagen. Ich wäre nicht überrascht, wenn es tatsächlich so wäre.

    Es gibt auch eine riesige Diskrepanz zwischen dem Preis, den die Verkäufer gerne hätten und dem Preis, den der Schuppen eigentlich wert ist... da liegen Welten dazwischen.

    Mittlerweile kennt man aber auch dann die Makler, die die Häuser hemmungslos überpreisen. Das ist ein netter Nebeneffekt, wenn man so lange sucht.

    Außerdem glaube ich, dass wir bei den Maklern auf der "ach ne, nicht DIE schon wieder"-Liste stehen...
    Eine meinte mal zu mir, dass ich aber auch immer die winzigsten Faults finden würde. (Ich kann nun mal schief und krumm verlegte Fliesen nicht ausstehen, sowas stört mich!)

    Allerdings meinte neulich eine zu mir, dass ihr meine Ehrlichkeit, was Häuser betrifft, lieber ist, weil sie dadurch ein ordentliches Feedback bekommt als das Rumgeeiere der anderen Leute.
    Sie war dann aber auch ehrlich und meinte zu einer Veränderung, die wir angedacht hatten, dass sie glaubt, dass dies nicht so einfach machbar wäre.

    Und ab und zu gucken mich auch manche erstaunt an, wenn ich auf etwas hinweise, das ich äußerst unpraktisch finde, und meinen dann: "Stimmt! Das hab ich ja noch gar nicht so gesehen..."

    Aber die Suche geht weiter... ich bin überzeugt, dass das Haus, das uns vorschwebt, so toll ist, dass die Leute dort einfach nicht ausziehen und es verkaufen wollen. *ggg*

    Beste Grüße
    justme (die zu dem Thema eigentlich schon ein oder zwei Romane schreiben könnte...)

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  2. Hi justme

    irgendwann klappt das, aber ganz ehrlich: dann hast Du ein echtes Hobby weniger. Das ganze WE ist ploetzlich so leer, was macht man da nur mit der ganzen frei gewordenen Zeit???? Hi hi.

    Schöne Grüße!

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  3. Huhu Dorothée,

    das befürchten wir auch... *g*
    Deshalb reagiere ich zunehmend allergisch auf "low-maintenance" in Bezug auf den backyard - ich wünsche mir einen Garten, ich möchte Obstbäume haben und Salat, Gemüse und Kräuter anbauen! Schon hab ich ein neues Hobby... ;-) Problem solved...
    Ich finde diese zubetonierten Spucknäpfe so ätzend...

    Die Texte in Immobilienanzeigen finde ich auch immer sehr amüsant...
    "Owner have found their new dream home" - ja, wie jetzt?
    Und wir sollen nun den abgewohnten Schuppen für teuer Geld abkaufen, damit die ihr "Dream home" bezahlen können?
    "Spacious bedrooms" und dann sind die Dinger so 2,50 x 2,80 m groß... *augenroll*
    Und so weiter und so fort...

    Beste Grüße
    justme

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  4. Alles klingt so spannend! Ich wünsche mir so ein Alltag in Deutschland... kann davon nur träumen haha..:-) Wenn ich mich gerade daran erinnere, wie wir unser Haus in München von Demos.de gekauft haben, naja.. leicht war's, aber ich würde lieber in Australien wohnen. :-)

    Liebe Grüße
    Daniela

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  5. Guter Beitrag, ich bin auch der Meinung, dass manche Immobilienanzeigen einfach witzig sind. Gerade das Thema mit den Wohnungen ist nicht so unkompliziert und die Texte müssen ausführlich sein. Wir wohnen erst seit einem Monat in Australien und ich kenne den Markt nicht so gut, kann mich aber noch an die Zeit erinnern, wenn wir auf der Suche nach guten Immobilien in München waren und weiß, wie schwer es ist, eine günstige und trotzdem schöne Wohnung zu finden. Wenn es um eine Stadt mit hoher Lebensqualität geht, schaut der Markt überall sehr hartumkämpft aus.

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