Tuesday 12 February 2013

Australien – jetzt bloß nicht krank werden. Ärzte


Bei der gesetzlichen Krankenkasse frage ich eine Mitarbeiterin, warum das Gesundheitssystem in Australien so schlecht ist und warum die Ärzte alle so schmuddelig, desinteressiert und zudem auch noch unzuverlässig in ihren Diagnosen sind. Sie hat mir auf diese Frage geantwortet: „Hier ist alles viel besser als in den USA.“

Bla bla bla dachte ich mir und erwiderte: „Wie sie wissen, sind wir hier aber nicht in den USA, mit der Aussage kann ich nichts anfangen, haben die Ärzte hier eine richtige Universitätsausbildung?“

Da fing die Gute fast an zu weinen und meinte ich solle mich damit an meinen lokalen Abgeordneten wenden. Einmal mehr schoss mir die Frage in den Kopf, ob in Australien alle total verrückt sind. Warum ist mit auffällig vielen AustralierInnen einfach kein normaler Dialog möglich?

In Deutschland gehen zur Früherkennung von Erkrankungen alle fröhlich zur Gesundheits-Vorsorgeuntersuchung, die gibt es für manche Dinge schon ab einem Alter von 20, für andere ab 35 oder 40 oder 50 oder 55 und wenn man so glücklich ist und es bis dahin schafft, gibt es sicher auch noch eine ab 70 geplante Vorsorge-Untersuchung. Es werden Blutproben entnommen, Krebsabstriche gemacht, Gespräche geführt und Risiken bewertet. In Australien werde ich immer wieder angesehen wie ein Alien (bin ich ja auch, das ist jetzt ein Wortspiel), wenn ich den Arzt auf Vorsorgeuntersuchungen anspreche.

Mein mittlerweile langjähriger Frauenarzt, der Arzt, dem ich eigentlich vertrauen sollte, der australische Dr. Stefan Frank also, hat in seinem ganzen Leben noch kein Blutdruckmessgerät oder Ultraschall gesehen. Das Letztere würde ihm auch sowieso nichts bringen, weil er die komischen Bilder die dabei entstehen sowieso nicht zu deuten versteht. Vor einigen Wochen wollte er mich mit Bauchschmerzen zum CT schicken, da er fest überzeugt war, dass ich Bauchspeicheldrüsenkrebs habe. Seine Diagnose bekräftigte er, indem er mich wissend anblickte und mit ernstem Gesichtsausdruck sagte, dass es bei Patrick Swayze ja dann auch ganz schnell ging. Gefasst antwortete ich: „Ihre Diagnose in Ehren, doch meinen sie nicht, dass ein CT zum jetzigen Zeitpunkt übertrieben ist, wenn man davon ausgeht, das die Strahlendosis mein Krebsrisiko erhöht und bislang noch gar keine anderen Untersuchungen vorgenommen wurden die ihre Annahme bestätigen? „Nein, nein, seien sie unbesorgt, letzte Woche hatte ich auch eine Computertomografie und mir geht es wirklich ganz hervorragend ...“ Ohne es zu bemerken, unterhielt er mich mit seinem Gerede so köstlich, dass ich mir ein Lachen verkneifen musste: „Ach so, dann ist ja gut.“ Australien –bloß nicht krank werden.

Wart Ihr schon mal beim Arzt in Australien? Ich freue mich auf alle Antworten.

Schöne Grüße!

5 comments:

  1. Hi Dorothée,

    ich wünsche Dir alles gute und hoffe doch in der Tat, dass Dir der 'australische Gott' genauso gnädig gegenüber ist wie damals beim Swayze (oder so ähnlich... WTF?!).

    Meine Devise mittlerweile: Suche dir nur Ärzte, die ihre Ausbildung (oder einen Teil davon) in einem halbwegs Medizin-zivilisierten Land absolviert haben. Ich freue mich mittlerweile fast ein wenig fanatisch über meine rumänische Zahnärztin, die eine Zeit lang in Deutschland studiert hat. Da knirschen meine Zähne dann auch nur halb so viel beim begleichen der Rechnung, weil ich zumindest weiß, dass der Service stimmt.

    Was die 'einheimischen Ärzte' angeht… da zieht es sich bei mir innerlich ziemlich zusammen, das einige von ihnen sicher auch behaupten würden, dass es bestimmt Krebs ist (honestly, NOT FUNNY!). Meiner Erfahrung nach hat denen nie jemand beigebracht, dass es darum geht eine Vermutung aufzustellen und dann ab zu arbeiten ob die denn auch stimmen könnte… die stellen nur eine Vermutung auf und hören dann nicht mehr zu und zweifeln es auch nicht mehr an. Vom ehrlich sein und zugeben können, dass man vielleicht eben noch mal was nach schauen müsste mal ganz zu schweigen… als Gott in weiß hat man ja auch alles zur Not zumindest im Urin…

    1) Ich gehe zu meiner Ärztin (mittlerweile 'ausrangiert') um mir ein Rezept für Kortison gegen Hautprobleme an den Händen zu besorgen. Im Gespräch erkläre ich ihr, dass ich vor allem arg Probleme mit Alkoholhaltigen Disinfectants habe. Sie macht ihre Notizen (wahrscheinlich doodles). Eine Minute später will sie mir eine Impfung gegen Schweinegrippe (WTF?!) andrehen (wie man das so tut, wenn man eigentlich nur wegen einem bestimmten Rezept kommt…). Ich erkläre ihr, dass ich nicht interessiert bin und nenne meine (fundierten) Gründe. Die gute scheint ein bisschen aus ihrer Bahn zu geraten. Hastig erklärt sie mir, dass ich mich dann wenigstens gut schützen soll, immer gut Händewaschen und so. Aus ihrer "Goodies"-Schublade zieht sie zwei Miniflaschen Hände-Disinfectants… zum einreiben, und gibt sie mir mit dem Kommentar "Je öfter um so besser". Ich muss mir das Lachen verkneifen, so wie den bissigen Kommentar, dass ich dann morgen noch mal komme um mir ein neues Rezept für meine dann blutigen Hände ab zu holen… Ich bedanke mich höflich und ersetze mein "see you" mit einem "good bye" for good.

    (1/2)

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  2. (2/2)

    2) Neue Ärztin, neues 'Glück'. Schleppe mich seit Wochen mit einer halb tauben Hand herum in der Hoffnung, dass es von alleine weg geht und ich bitte bitte nicht wieder in den Genuss der australischen Wunderheiler komme. Die 'Neue' ist jung und motiviert. Nachdem das Problem geschildert und untersucht ist, überlegen wir gemeinsam, was denn jetzt der nächste Schritt wäre. Ich (berufsbedingt halbwegs vertraut mit neurologischen Problemen) werfe ein paar Stichworte ein, die ihr gefallen. Die 'Neue' freut sich (mal wieder ein Leben gerettet) und schreibt zufrieden an ihrer Überweisung. Im Schnelldurchlauf erklärt sie mir dann auch ihre Vermutung. Eine Vermutung die für den Laien super klingt, neuroanatomisch jedoch nun so gar keinen Sinn ergibt. Ich halte mich jedoch zurück und sehe zu, dass ich schnell die Überweisung in die Finger bekomme. Beim Fachmann gerate ich an eine niederländische Assistentin und einen britischen Arzt. Als ich ihnen gleich erkläre, dass mir die Vermutung der Ärztin ziemlich 'australisch' vorkommt, entweicht ihnen ein mittleidiges Grinsen. Das wäre ihnen vorhin auch schon aufgefallen und man habe sich gefragt wer ihr wohl diese Idee in den Kopf gesetzt hat. Am Ende der Konsultation fragt mich der Arzt ob er einen Bericht für die Hausärztin fertig machen soll, oder ob er mir lieber gleich sagen soll woran ich bin und was ich tun kann… Was ne Frage!

    lange Rede kurzer Sinn: Oh ja! Australien-bloß nicht krank werden!

    Wobei ich mich frage wie es denn den Australiern damit so geht? Ich hoffe inständig, dass die das nicht so für bare Münze nehmen wie die Empfehlung für das Wechseln der Glühbirnen einen Elektriker anzurufen…

    Cheers,
    kolabär

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  3. Aber Dorothèe,

    wie kannst du auch sowas fragen...
    Du weißt doch, dass hier alles superduper ist und besser als irgendwo auf der ganzen Welt!
    Vielleicht hat die Dame ja Recht und es ist noch nicht ganz so schlecht wie in den USA... aber vermutlich auf dem direkten Weg dorthin.

    Ich hab nur mal meinen Partner zum Doktor begleitet, werde ihn aber demnächst wohl mal selber in Anspruch nehmen, ich brauche Medikamenten-Nachschub... mein Vorrat geht zur Neige...

    Nunja... Fehldiagnosen gibt es auch in Deutschland. Aber ich hatte in Deutschland bislang immer das Glück an kompetente Ärzte zu geraten, die auch akzeptiert haben, wenn ich zu diversen Themen recherchiert hatte und "mitreden" konnte.

    Beste Grüße
    justme

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  4. Hi kolabär

    Aerztin ausrangiert? Wohl das einzig richtige, was man nach jedem Arztbesuch machen sollte. Am schlimmsten ist ja, dass die sich alle so übertoll finden. Totale Selbstüberschätzung ... Unglaublich, Immigranten blicken es sofort. Dass müde grinsen Deiner (zugezogenen) Ärzte kann ich mir sehr gut vorstellen, ist normal. Warum schaffen die Oztralier es nicht einmal ehrlich zu sich zu sein? Vielleicht ist irgendwo ein guter (australischer) Arzt versteckt? Die Hoffnung stirbt wie immer zuletzt.

    Alles Gute für Deine Hände wünsche ich Dir :-)

    Schöne Grüße!

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  5. Hi justme

    ich habe ja nichts dagegen, wenn sich mal jemand vertut, wir sind ja alle nur Menschen. Aber in den letzten sieben Jahren hatte ich ausschließlich so Erlebnisse. Und von Freunden, Bekannten und Kollegen hört man ja Ähnliches. Hier stimmt irgendwas nicht mit den Ärzten.

    Viel Glück beim Arzt, da muss ich doch gleich mal meine Lieblingsweisheit zum Besten geben: Den Mutigen gehört die Welt :-)

    Schöne Grüße!

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