Heute ist wieder so ein Tag, an welchem ich mich in die siebziger Jahre zurückkatapultiert fühle. Nicht weil ich wie eine Fünfjährige in Pfützen springe! Die siebziger Jahre, eigentlich kann ich mich da auch gar nicht richtig daran erinnern! Doch, ich hab mir sagen lassen, damals wehte noch ein anderer Wind in Deutschland.
Australien und Sport-Ikonen! Sobald hier irgendwer bei irgendeiner Sportveranstaltung eine Medaille für Australien gewinnt, wird diese Person automatisch zum Nationalhelden erkoren. Sie schwimmt was das Zeug hält und hat auch echt eine ganz tolle Figur. 2008 in Beijing, bei den Olympischen Spielen, da ist sie super schnell geschwommen und hat dafür drei Goldmedaillen bekommen. Für ihre außerordentlichen Dienste wurde sie mit einem „Order of Australia“ ausgezeichnet. Sie ist Modell für Davenport Unterwäsche. Stephanie Rice. Eine Nationalheldin. Sie verkörpert irgendwie den australischen Traum und sie repräsentiert ihre Generation. Leider war sie mit ihrem schönen Kopf anscheinend aber viel zu lange unter Wasser.
Die Schwimmerin hat sich das Rugby Spiel Südafrika gegen Australien angesehen. Nachdem das australische Team, die Wallabies gegen das südafrikanische Team, die Springboks, gewonnen haben, twitterte sie glücklich in die Welt heraus "Suck on that f—gots. Probably the best game I've ever seen!! Well done boys."
‚Faggots’, dass sind in dem Fall die Springboks und die ‚Boys’, dass sind die Wallabies. Faggots ist eine abwertende Verunglimpfung von Schwulen. Übersetzt heißt das soviel wie: „Zieht euch das rein ihr schwulen Hirnis. Wahrscheinlich das beste Spiel, dass ich je gesehen habe. Gut gemacht, Jungs!“
Frau Rice hat sich doch nur so gefreut, dass die Ozis so toll gespielt haben und da war sie ganz aufgeregt und irgendwie ist ihr das so rausgerutscht! Sie freut sich immer so, wenn Australien gut abschneidet. Ach so! Schnell den ‚Ausrutscher’ bei Twitter gelöscht und noch rasch eine kleine Entschuldigung gemurmelt. Na dann!
Die Unterwäsche-Firma, für die sie wirbt, wird gerne von Homosexuellen getragen. Leicht misslungen! Ian Roberts, ein schwuler Rugbyspieler, hat sich über ihren Kommentar aufgeregt. Zu Recht und soweit so gut. Die Aversion meiner Mitmenschen gegen Schwule und Lesben, die sich in den Kommentaren in den heute erschienenen Tageszeitungen widerspiegelt, raubt mir den Atem. Willkommen in den Siebzigern. Wir gehen jetzt mal kurz auf Zeitreise, ganz umsonst.
„Sie sagt doch echt nur, was die Meisten von uns sowieso denken“.
„Ich habe echt keine Lust mehr mir dieses Gejammer von Minderheiten anzuhören“.
„Ich finde ehrliche und direkte Mädchen einfach super“.
„Mann, reg’ Dich ab Prinzessin und zieh dir endlich Schlüpfer für große Mädchen an“.
„Homosexualität wird meist in der frühen Kindheit durch traumatische Ereignisse hervorgerufen. Wenn Australien Homo-Ehen legalisiert, schneidet es sich damit ins eigene Fleisch, die Welt wird doch nur noch zusammengehalten von bestimmten traditionellen Werten“.
„Homosexuelle? Schwule? Lesben? Sie haben sich entschieden, Menschen mit einem dreckigen und ungesunden Lebensstil zu sein. Ich brauche ihre Erlaubnis für meine Meinung nicht.
Schwule? Wir haben echt genug von euch“.
„Es ist an der Zeit, dass Leute der Schwulen Lobby den Krieg erklären, sie sind es doch, die gegen die Natur handeln“.
„Wer ist Ian Roberts? Meinungsfreiheit Adolf!“
„Es müsste ein Land für solche Leute geben, alle könnten dann auf ein löcheriges Boot klettern und dort um Asyl bitten (wenn du den Nazis, Schwulen und Grünen entkommen kannst die Australien regieren)“.
„Der ‚gay’ Kokkaburra im Eukalyptusbaum ist schuld“.
„Sie ist eine großartige Schwimmerin und sie kann sagen was immer sie möchte, dies ist ein freies Land, wenn den Schwulen das nicht gefällt, müssen sie halt nach China ziehen“.
„Der Grossteil der Bevölkerung unterstützt die Schwulen und ihre Bewegung nicht, ihr macht uns krank“.
„So viele Jammerlappen in diesem Land, wenn es euch nicht gefällt, dann geht doch in die USA“.
Und jetzt regnet es auch noch. Morgen ist ein neuer Tag und morgen scheint bestimmt wieder die Sonne.
Schöne Grüße aus Melbourne!
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