Manchmal fällt man echt auf alles rein. Alle schwärmen davon. Das muss man machen. Einmal im Leben zumindest. Es ist das Beste, was du je in deinem Leben machen kannst. Romantisch. Einzigartig. Wahnsinnig besonders. Wenn du eines machst in deinem Leben, dann das. Es gibt nichts Besseres. Empfehlenswert. Das ist total super! Wow! Der Knaller!
Ich mache mich also daran, die schönste Nacht in meinem Leben zu haben. Sounds of Silence – Dinner under the Stars! Uluru!
Ich steige in einen Reisebus, immer mehr Touristen drängen hinein und begrüßen mich auf Deutsch. Die steigen in den Bus und sagen: ‚Einen schönen guten Abend’. Na ja, zumindest sind sie höflich. Ich blicke mich um. Bin umringt von Touris, die sich an ihre Handtasche festklammern, als würden sie ertrinken. Die wird doch sonst geklaut. Ja, da warnt doch jeder Reiseführer vor. Gesprächsfetzen wabern zu mir herüber. „Meine Enkeltochter hat jetzt das Fahrradfahren gelernt, ganz toll macht sie das“. Ich fühle mich in bester Gesellschaft. Das kann ja heiter werden.
Ich sitze direkt hinter dem Fahrer, ich höre, was er über Funk empfängt. Über den Funkspruch einer Kollegin, ihr ist so langweilig, dauernd auf die ganzen Touristen zu warten, muss ich schmunzeln.
Raus aus den mittlerweile drei Reisebussen, kurzer Weg zu einer Aussichtsplattform. Dicht gedrängt stehen alle beisammen und trinken Sekt. Die Sonne geht unter. „So jung kommen wir nicht mehr zusammen“. Wie im Film und ich mal wieder mittendrin. Recht haben sie, man wird ja auch wirklich nicht jünger. Ganz entfernt am Horizont steht er, der gute alte Uluru. Ganz klein.
Sonne ist bald darauf auch schon weg. Auf geht es zu den Tischen, an denen wir essen werden. Wie schön, man darf in Gruppen zu acht an einem Tisch sitzen. Romantisch. Hinsetzen, der Kellner erklärt den Ablauf noch mal rasch und bestätigt, wie besonders wir doch alle sind. Der kennt mich doch gar nicht, vielleicht kann er Menschen einfach nur gut einschätzen. Jeder einzelne Tisch wird zur gegebenen Zeit an das bereitgestellte Buffet gebeten. Ich sitze am letzten Tisch und wenn immer ich mit meiner Truppe an der Reihe bin, ist schon alles abgegrast oder wurde bereits von mindestens einhundert Händen angefasst. Ich lasse es mir schmecken.
Die Landschaft ist schön. Da sitz ich nun. Der Nachbartisch feiert. Die haben ihre mitgebrachte norwegische Flagge auf den Tisch in der Mitte platziert. Lustig sind die und sie werden das im Laufe des Abends immer mehr.
Nach dem Hauptgang wird es ganz spannend. Ein Typ spielt für einige Minuten Didgeridoo. Gut, ist das auch vollbracht. Auf geht’s zum Nachtisch. Wie gesagt, ich bin in der letzten Truppe. Doch der Abend ist so schön, ich bin ganz entspannt, hier so mitten in der Wüste. Nachtisch ist dann auch schnell gegessen, jetzt wird meine Gruppe gebeten, noch einen Kaffee zu tanken, zu trinken, mein ich. An meinem Tisch sitzt ein Ehepaar aus England. Sie sind lange verheiratet, waren es beide vorher schon mal. Ja, dass weiß ich jetzt alles, obwohl ich das gar nicht wollte. Es geht nichts über Gruppentische. So gesellig. Gut, auf jeden Fall, der Ehemann wollte schon seit 1964 nach Australien, doch irgendwie wollte die erste Frau nie und dann kam immer was anderes dazwischen. Doch jetzt ist er endlich hier. Er erfüllt sich einen Lebenstraum. „Seit 1964 hab ich auf diesen Moment gewartet“. Der Hund der beiden ist gerade kürzlich verstorben und jetzt können sie endlich reisen. Ja, dass weiß ich jetzt auch. Es war ein süßer Hund, doch er bedeutete auch Verantwortung. Krampfhaft versuche ich ein Gähnen zu unterdrücken. Die Landschaft erinnert sie aber an Fuerteventura. Ein Australier an unserem Tisch findet das alles ganz toll und heitert uns immer wieder mit verdammt witzigen Episoden auf. Er ist seit vierzig Jahren verheiratet. Genial, wie klappt das denn, hat er da ein Rezept für so eine lange Beziehung? Nein, er versteht sich einfach nur gut mit seiner Frau. Sie passen gut zusammen. Ja, aber wo ist sie denn jetzt? Die Beiden fahren nie zusammen in Urlaub, da hat sie kein Interesse dran. Ist das etwa das Geheimnis?
Schon wird auch das Kerzenlicht ausgepustet und für eine halbe Minute erleben wir die völlige Stille plus Milliarden Sterne über unseren Köpfen. Sounds of Silence. Die Norweger müssen trotzdem kurz flüstern.
Eine Frau schmeißt das Licht ihrer Taschenlampe an den Himmel und erklärt einige Minuten die Konstellation der Sterne. Wahnsinn.
Ab geht es in den Bus und fertig! Die schönste Nacht meines Lebens? Klar! Ich hatte schon schlimmere!
Schöne Grüße aus Melbourne!
Wirklich beeindruckende Momente erlebt man am Uluru nur, wenn man ihn zu Fuß umrundet. Auf dem rund 9 km langen Weg war ich so gut wie alleine - und fasziniert von den Farbspielen und bizarren Gesteinsformen, die man aus der Ferne gar nicht so wahr nimmt. Also: gib ihm noch eine Chance! Die Massenveranstaltungen bei Sonnenauf- und -untergang sind wirklich ein Graus ...
ReplyDeleteHi Elke
ReplyDeleteDanke für Deinen Kommentar. Stimme Dir voll zu. Habe mehrere kurze und längere Wanderungen am Uluru gemacht. Waren allesamt fantastisch. Sounds of Silence ist halt was für Anhänger von Gruppenreisen! Schöne Grüße aus Melbourne!