Tuesday 22 February 2011

Australien und die Buchhändler. Die Verbraucher schlagen zurück!

Einige erinnern sich vielleicht noch an „Das ist meine Schulklasse“. So manch einer wird sich dort mit, mein Hobby ist Lesen, verewigt haben. Für wieder andere unvollstellbar, da in deren Augen unaufregend. Doch ich zähle es ganz klar zu meinen Lieblingsfreizeitbeschäftigungen. Eine Bekannte erzählte mir neulich sie sei ganz verwirrt. Ungläubig berichtete sie mir von ihrem ziemlich „sonderbaren“ Chef, der an Wochenenden gerne Buchläden besucht, um dort herumzustöbern, einfach so. „Verrückt, was?“ Das warf bei mir umgehend die Frage nach dem wer auf ...

Lesen, dass ist so eine Sache in Oz. Lesen, das ist doch eigentlich so eine Art Grundbedürfnis. Nicht? Finde schon! Es lässt sich doch leicht in der Maslowschen Bedürfnispyramide einordnen. Sind Bücher und ist das Lesen in Australien so massenkompatibel, populär und etabliert wie in Deutschland? Ich bin hin und hergerissen und kann mir die Frage selber nicht hundertprozentig beantworten. Schon in den unterschiedlichsten Wohnungen und Häusern war ich hier. Auf der Suche nach einer schönen Bleibe habe ich unendlich viele Objekte angesehen und inspiziert. Bei allen fiel mir eines jedes Mal sofort auf, vielleicht auch, weil es mir wichtig ist. Die Leute haben keine Bücher, oder sind die etwa im Garten versteckt? Gut, ich wohne ja jetzt erst seit fünf Jahren hier in Oz und habe noch nicht in jeden einzelnen Haushalt reingeguckt.

Bücher sind hier viel teurer als anderswo.

In einem Interview mit einem Buchhändler habe ich letztens gelesen, dass Preissenkungen seiner Meinung nach nur Unruhe in den australischen Buchmarkt brächten und das würde zu Verwirrungen unter den Verbrauchern führen. Genial, wie er seine Gier hinter dem Vorwand versteckt niemanden erschrecken zu wollen, was für ein lieber Typ. Da steckt er sich das zu viel verlangte Geld doch lieber selber ein.

Hier mal ein paar Beispiele für Buchpreise in Australien. Ich gehe davon aus, dass wenn man hier aufgewachsen ist, es einem gar nicht so auffällt, dass die Buchpreise hier so hoch sind. Mir hat sogar mal jemand erzählt die Buchpreise müssen hier so hoch sein, damit der Absatz aller Händler garantiert ist. Aha, Aussagen von Freizeit-Ökonomen, denen lausche ich doch immer wieder gerne. 


 


Noch rasch eine kleine Tabelle, die einen Überblick über die aktuellen Preise verschaffen soll. Dabei vergleiche ich Preise von Amazon Deutschland mit den Preisen von Borders Australien.

Buchtitel
Amazon

Borders
Lonely Planet Australien, English.
EUR 15,95

(* 21,67 AUD)
AUD 45,95

(* EUR 33,92)
Lonely Planet Germany, English.
EUR 15,95

(* 21,67 AUD)
AUD 36,95

(* EUR 27.28)
Der Alchemist / The Alchemist. Paulo Coelho
EUR 8,90

(* 12,06 AUD)
AUD 22,95

(* EUR 16.94)
Blaue Schuhe für eine Kobra: Ein Mma-Ramotswe-Roman / Blue Shoes and Happiness. Alexander McCall Smith.
EUR 7,95

(* AUD 10,77)

AUD 19,95

(* EUR 14.73)
Nach dem Beben / After The Quake. Haruki Kurakami.
EUR 7,50

(* AUD 10,16)

AUD 17,95

(* EUR 13,24)
Der Schatten des Windes / Shadow Of The Wind. Carlos Ruiz Zafón

EUR 9,90

(* AUD 13,42)
AUD 24,95

(* EUR 18,40)
* zum heutigen Umrechnungskurs

Jetzt haben die in Australien generell zu hohen Buchpreise doch endlich dazu geführt, dass Buchläden Pleite gegangen sind. Bei den hiesigen Buchpreisen werde ich nicht die Einzige gewesen sein, die sich ihre Bücher woanders beschafft. Man kann sich diese aus dem Urlaub mitbringen, von der Familie schicken lassen oder Ähnliches ...

Nun sind die Buchhändler also auf ihren völlig überteuerten Büchern sitzen geblieben, die Nachfrage blieb ganz einfach aus. Der schon lange fällige Widerstand der Verbraucher kann nun endlich als gelungen betrachtet werden.

Die Buchhändler besitzen aber jetzt auch noch die Frechheit dem Onlinehandel (im Ausland) die Schuld zu geben. Denn wir frechen Verbraucher haben uns die Bücher einfach außerhalb Australiens gekauft. Dass sie sich aber mit ihrer Strategie der überteuerten Preise selber die Kundschaft vergraulen, möchten sie sich nicht eingestehen. Fröhlich wird den Verbrauchern noch erzählt die Preise seien im Vergleich zu Preisen in Übersee in Australien billiger. Kompletter Unsinn! Bis sich hier mal einer einen Fehler eingesteht, lieber verkaufen die noch ihre Großmutter.

Hoffentlich wacht der Rest der „Buchverkäufer Bande“ auch bald mal auf, sodass ich mir hier mit Freuden Bücher kaufen kann. Im Moment ist das aber noch ein Traum. Da hätte ich doch wirklich nie mit gerechnet, dass ich mir irgendwann und irgendwo mal kein Buch mehr kaufen möchte. Ja, man verändert sich, wenn man "auswandert". Australien hat es möglich gemacht.

Hier habe ich einen blog gefunden, da kann man sich ansehen, wo Bücher wohnen.

Schöne Grüße aus Melbourne!

4 comments:

  1. Wir suchen seit langer Zeit ein Haus... ein Haus, das genügend Wände für unsere Bücherregale und Möbel hat. Gibt es anscheinend nicht. So manches Mal steht sogar der Fernseher vor einer Glasfront...
    Hier darf man anscheinend nur einen Tisch, die dazugehörigen Stühle, ein Sofa und ein Bett sein eigen nennen...
    Bücherregale? Wer braucht denn so was?

    Grüße von justme

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  2. Hi justme

    Riesen TV ist ja sehr wichtig hier in Australien .... Bücherregale sieht man nicht oft bis gar nie ;-)

    Viel Glueck bei der Haussuche :-)

    Schöne Grüße aus Melbourne!

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  3. Danke!

    Als wir einer Maklerin das Dilemma mit den Wänden und Bücherregalen erklärt haben, wollte sie gleich von mir wissen, ob ich denn Lehrerin wäre... *g*
    Dort würden einige Lehrer wohnen und die hätten alle Bücher... *augenverdreh*

    Grüße aus Brissie von justme

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  4. Hi justme

    Kann ich mir gut vorstellen, dass sie dachte Du seist Lehrerin. Sobald man hier sagt man liest gerne, ist das vielen schon suspekt ;-)

    Schöne Grüße aus Melbourne!

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