Monday 4 April 2011

Rucksackreisende sind eine „Rattenplage“

Bei Rucksacktouristen immer beliebter sind Länder wie Indien, Brasilien, Peru, Sri Lanka. Für viele ist eine Reise an diese Orte jedoch zu aufwendig, zu gefährlich, zu exotisch ... Was machen? Da gibt es doch das gute alte Australien. Für Exotik reicht das hier gar nicht mehr wirklich. Die Pfade sind ein ganz klein wenig ausgetreten, jeder noch so kleine Ablauf ist in einer schönen Gesetzesvorschrift verpackt, die Abenteuer sind alle geregelt und kommen weichgespült und in kleinen Portionen.

Doch, nicht zu vergessen. Australien ist weit weg von daheim, hat fantastische Ecken und es ist sicher zu bereisen. Australien als Reiseziel ist dementsprechend sehr beliebt bei Rucksacktouristen und auch bei Studenten, die hier ein Semester absolvieren. Die möchten alle irgendwo übernachten und brauchen vorübergehend ein Zuhause. Man kann so viel Party machen, wie man möchte, wir alle wissen, schlafen können wir, wenn wir tot sind, doch irgendwann will sich einfach jeder mal hinlegen.

Die Rucksackreisenden treibt es meistens in einen „Backpacker“. Nachdem sie wochenlang auf einer Farm Tag – und Nacht alles abgeerntet haben, was es hier so gibt, Erdnüsse, Orangen, Ananas oder auch Baumwolle, wollen sie natürlich auch noch ein wenig Spaß in der Stadt haben. Keiner kommt hierher, weil die Ananasernte so herrlich zu erleben ist. Und die Studenten suchen sich meistens ein Apartment, im günstigsten Fall können sie sich die Kosten noch mit jemandem teilen.

Derzeitige Situation:

Die Mieten hier in Australien sind hoch. Wer in einer lebhaften Umgebung wohnen möchte, der sollte in Melbourne für ein Apartment mit Schlafzimmer, Küche/Wohnzimmer und Bad schon mal so um die AUD 1.700 pro Monat einkalkulieren. In einem Vorort sieht das vielleicht entspannter aus.

In einem Backpacker hier in Melbourne kann man so um die AUD 28 für eine Nacht im Etagenbett hinblättern. In einem Backpacker in Sydney bekommt man einen Platz in einem Etagenbett in einem 16 Personen Zimmer bei gemischter Belegung für AUD 26.

Zu den günstigen Reiseländern lässt sich Australien ganz sicher nicht zählen und wer schon einmal hier war, weiß die neigen hier ein ganz klein wenig dazu, die Dinge verlottern zu lassen. Wohlwollend könnte ich sagen, dass viele Vermieter von Hotel-, Motel-, Hostelzimmern ihr Geschäft eher sehr relaxt angehen.

Ein paar besonders Geldgierige haben eine ihnen sehr angenehme Lösung entwickelt. Die vermieten nun ihre Apartments und Häuser an Rucksacktouristen. Hier, wie auch in vielen anderen Ländern der Welt gibt es viele Menschen, die gerne abzocken. Kriminelle Energie die hat man oder man hat sie nicht. Verfügt man nicht über sie, versteht man so manches Verhalten dementsprechend auch nicht. Es gibt Geschichten von Apartments, in denen normalerweise zwei Leute wohnen, jedoch 12 oder mehr Leute eingepfercht werden. Geschlafen wird einfach überall dort, wo sich im Haus ein Plätzchen findet. Manche vermieten auch im Geräteschuppen im Garten einen Schlafplatz. Schon komisch, Menschen so zu behandeln. Muss doch nicht sein.

Ein paar Eindrücke. Sicherlich werden die Objekte in Wohnungsbörsen ganz anders angeboten. 

Oz Rucksackreisender gesucht
Oz Rucksackreisender gesucht
Oz Rucksackreisender gesucht

Völlig konträr zu den Bildern sind da die Ansichten von den Lesern der Tageszeitung. "Sie sind wie eine Rattenplage, bevor sie in das Land gelassen werden, sollten Rucksacktouristen dahin gehend überprüft werden, ob sie genug Geld haben, um hier zu bleiben. ... Diese Art von Touristen bringen sehr wenig für das Land ...“. 


Da traue ich doch kaum meinen Augen, Rucksacktouristen sind wie eine Rattenplage? Freundlich ist das ganz und gar nicht. Eher abstoßend die Einstellung. Und wie kurzsichtig! Die Rucksackreisenden, das sind doch die Touristen von morgen. Und vielleicht bringen die auch noch ihre Frau und ihre Kinder mit in den Urlaub! Will man denn hier noch mal herkommen, wenn man weiß, dass man mit kleiner Reisekasse als Ratte gilt? (Soweit ich weiß, müssen Rucksackreisende bei der Einreise sowieso einen bestimmen Geldbetrag vorweisen).

Und wenn uns die Bedingungen hier nicht passen, dann sollen wir halt abhauen? Können die mal eine andere Schallplatte auflegen, als immer nur das ewig gleiche dumme Gelalle "If you don't love it leave"? Diese Leute kann ich manchmal gar nicht mehr Ernst nehmen. Einfältiger und fremdenfeindlicher geht es nicht. Sobald ich also anderer Meinung bin, soll ich abhauen? Aneinanderreihungen von Plattitüden, das muss denen doch wehtun. Die sind doch wirklich so saudumm und das Schlimmste ist, die wissen höchstwahrscheinlich noch nicht einmal, was Plattitüden sind (da hab ich mich jetzt aber inspirieren lassen, danke „Beste Band der Welt“). 

Dürfen denn Einheimische, hier geborene mit australischem Reisepass anderer Meinung sein oder sollen die auch abhauen. Wenn ja, wohin?


Oder ein anderer fordert die Anschrift von den Leuten, die nicht angemeldete Backpacker unterhalten? Was soll mit denen gemacht werden? Teeren und Federn?

Australien ein Paradies! Geldgier, Arroganz und Ignoranz. So viel Unverschämtheit, da brauche ich starke Nerven. Heute war es auch noch den ganzen Tag über total bewölkt. Hoffe morgen scheint wieder die Sonne.


Lesen hier auch Rucksackreisende? Wie ist Eure Erfahrung? Wie teuer sind Hostels? Seid Ihr auch schon in einem unregistrierten Backpacker gelandet?

Schöne Grüße aus Melbourne!

1 comment:

  1. Franzi (Gold Coast)19 April 2011 at 00:05

    Oh je, Oh je!
    Ist ja schon schade, wie unwillkommen "wir Touristen" sind, wenn man doch bedenkt, dass Australiens Wirtschaft bei Weitem nicht so florieren würde, bliebe der Tourismus aus. Backpacker war ich auch mal und ja, ich musste einen Betrag von 5000 Dollar und ein Rückflugticket nachweisen, um ins Land einreisen zu dürfen! Ich habe in unter 6 Monaten insgesamt circa 18.000 Euro hier gelassen, dies beinhaltete 8000 Dollar Studiengebühren, Miete für 4 Monate in einem Share-House mit 4 anderen Mitbewohnern und 1,5 Monate Reisen. Danach kam ich noch mal her und war noch mal einen Monat nur Reisen, wieder 2-3000 Dollar weg. "Wir Backpacker" lassen einen riesen Haufen Geld hier und trotz der manchmal dreckigen und mit Wanzen versäuchten Hostels fanden wir es ja doch toll genug und irgendwie wollen alle irgendwann wieder her.
    So ein Hostel nimmt im Durchschnitt 25-35 Dollar, in einem Hostelzimmer schlafen immer Minimum 4 Leute. Für ein Zimmer bekommen die also immer noch 100-140 Dollar MINIMUM, denn manchmal schlafen auch 10 in einem Zimmer und 350 Dollar für ein Zimmer, ist doch klasse! Um von Punkt A zu Punkt B zu fliegen/fahren, bezahlen Backpacker genauso viel wie die "Reichen" und es gibt ja auch keine Backpackerpreise für Aktivitäten wie Segeln, Tauchen, Vergnügungsparks etc.
    Im Übrigen kenne ich auch viele Australier die in Europa backpacken waren oder noch sind.

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