Saturday 14 May 2011

Australien und die Flüchtlinge

Das haben sie ja wieder gut hingekriegt die Ozis. Asylsuchende, die hier eintreffen werden fortan, nach einem kurzen Stopp auf Christmas Island, gleich weiter nach Malaysia gesandt. 

Wenn ich es hier nicht immer wieder erleben würde, würde ich das alles gar nicht glauben. Den Einwohnern wird doch immer wieder eingetrichtert, dass Millionen Asylsuchende vor der Haustür Australiens stehen und somit die Sicherheit des Landes bedroht ist.

Die meisten Menschen bitten in USA, Frankreich, Deutschland, Schweden und Kanada um Asyl. Laut UNHCR haben im Jahr 2010 von weltweit insgesamt 358.840 Personen gerade mal 8.580 Menschen in Australien einen Asylantrag gestellt.


Heute Nacht wurde ein Boot vor Broome abgefangen, 32 Asylsuchende an Bord. Und tschüssi, weiter geht die Reise wohl dann nach Malaysia, mit denen hat Australien das so vereinbart. Flüchtlinge sind denen hier so was von egal.

Da hilft es auch nichts, das gestern abend in der Innenstadt von Melbourne um die 30 Demonstranten für die Schließung eines Auffanglagers in Melbourne (Broadmedows) demonstriert haben. War ein trauriger Anblick, der wohl auch das Desinteresse der Bevölkerung bestätigt. Die Regierung benimmt sich voll daneben, schert sich nicht um Menschenrechte und in einer Stadt, in deren Großraum um die drei Millionen Menschen leben, demonstrieren circa 30 gegen Ungerechtigkeit. Toll.


Die Australier sind ja grad im Krieg in Afghanistan und Irak. Wenn die Bewohner dann von dort fliehen und hierher kommen, werden sie hier wie Kriminelle behandelt. Australische Soldaten benehmen sich dort auch wie Kriminelle, in dem sie auf völlig unschuldige Zivilisten Bomben werfen. Wer ist denn jetzt der Verbrecher? Kann man ja so und so auslegen. Ansichtssache. 

photo: www.defence.gov.au
Außerdem, ich kann mir nicht helfen, ich habe den starken Eindruck das die meisten Australier gar nicht so genau wissen was ein Asylsuchender oder Flüchtling überhaupt ist. Ich kann mich ja aber auch total irren, und wenn ich morgen aufwache, stelle ich fest das ich das alles ganz falsch verstanden habe und die hier doch nichts gegen Flüchtlinge haben.

Und das Wetter war auch ziemlich schlecht heute.


Schöne Grüße aus Melbourne!

4 comments:

  1. Meine Liebe, ja siehst du die lange Schlange der Asylanten und boat people nicht von deinem Fenster aus? ;-)
    Julia hat es ja die Tage noch im Fernsehen erklärt. Wer glaubt sich vordrängeln (vordrängeln?) zu können - ab nach Malaysia - hinten anstellen (Menschenschlange?). Mit wie immer passender Leierstimme und bekloppten Gesten. Dabei bauen sie doch jetzt ein neues Lager in Tasmanien.
    Mich würde interessieren, ob der Verkauf von rassistischen Aufklebern daraufhin in die Höhe geschnellt ist.
    Die Tage noch diesen netten Aufkleber an einem Auto gesehen, die man ja seit Jahren regelmäßig sichten kann: If you don't like it here - leave. Spiegelt ja auch sehr schön die schlichten Gemüter solcher stolzen Autoaufkleberinhaber.
    War geneigt mein ausgekautes Kaugummi drauf zu kleben. Wenn diese Rassisten sonst auch nicht nachdenken, dann gute Nacht Gesellschaft.

    Furchtbar fand ich, dass der 9-Jährige Junge, der beim Sturm vor der westaustralischen Küste, als das Flüchtlingsboot gesunken war, beide Elternteile verloren hat und nach der Beerdigung seines Vaters (Leiche der Mutter ist nie gefunden worden)wieder zurück ins Lager geschickt wurde. Bei Verwandten durfte er nicht bleiben und angeblich sollte es sich nur um wenige Tage handeln. And pigs can fly.

    Was ich aber auch manchmal erschreckend finde, sind Kommentare von anderen Asylanten, die jetzt nicht als boat people hier angekommen sind. Da werden solche Ansichten vertreten wie: Wir mussten auch durch offizielle Kanäle gehen, wie kommen diese Leute dazu sich es "einfacher" machen zu wollen. Wenn wir es schwer hatten, haben andere Leute es gefälligst ebenso schwer zu haben - möglichst schwerer - ist manchmal die Meinung. Auch das finde ich, spiegelt schön wieder, wie Menschen sich verhalten. Furchtbar.

    Hinterher gehen sie alle zur Kirche oder Moschee. Go figure.

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  2. Hi R.C.N.

    Danke fuer Deinen Kommentar. Schoen, dass es Menschen gibt, die genau so denken :-) "Leierstimme und bekloppte Gesten", dass amusiert mich doch sehr.

    Bitte lass mich wissen, wenn dann mal eines Deiner Kaugummis auf einem "If you don't love it leave" Aufkleber landet. Das waere ja super cool! Manchmal bin ich sowas von geneigt denen hinten in ihren "Aufkleber" reinzufahren.

    Dein Gedanke bezueglich der Kommentare der anderen Asylsuchenden ist interessant. Genau das gleiche denke ich eigentlich jeden Tag zur Gesamtlage in Australien. Jeder muss sich ja hier zum Willi machen, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen und ...! Darueber lass ich mich heute mal aus. Geniale Idee.

    Schöne Grüße

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  3. Ich glaube solche Einstellungen gibt es überall und in jeder Beziehung, nicht nur unter Asylanten oder sonstigen Einwanderern. Scheint menschlich zu sein.
    Man muss einfach kritischer sein, wenn man Medienberichten folgt. Manipuliert wird stets und ständig.
    Kennst du die Diskussionssendung Insight auf SBS? Ich finde, die machen ihren Job ganz gut.

    Was diese Aufkleber angeht, wenn ich mal so tue, als wären die nicht rassistisch, dann bleibt für mich als Aussage stehen: Ich bin mit allem was hier passiert und was Politiker und Bürokraten entscheiden einverstanden. Das wiederum finde ich unglaubwürdig. Ich habe so einen Aufkleber auch einmal auf einem Van von einem Handwerkerbusiness gesehen. So doof möchte ich mal sein, meine politischen Ansichten als Geschäftsmann in die Welt zu posaunen und sich dann womöglich noch nicht einmal was dabei zu denken, wenn der Van auf der Auffahrt eines indischen Kunden steht *kopfschüttel

    Angst macht immer das, was man nicht kennt und einem fremd erscheint. Es ist grundsätzlich einfacher von der Masse zu sprechen, als sich mit einzelnen Personen auseinander zu setzen - denn dann muss man sich ja auch seine Vorurteile eingestehen. Die schön geschürt und manipuliert werden von bestimmten Gruppen.

    Im Grunde gilt das auch für uns "normale" Einwanderer. Man vergleicht viel, wie man es aus seiner Heimat kennt mit dem, wie manche Dinge hier gehandhabt werden. Irgendwann ist das aber alles nicht mehr wichtig, da nimmt man gewisse Dinge zwar noch zur Kenntnis, beurteilt aber weniger, sprich man wird gelassener. Oder man hat dermaßen genug, dass man geht. Und findet in Dland alles ähnlich vor ;-)

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  4. Hi R.C.N.

    kritisch sein ist gut, ich denke sogar gerne ein wenig zu viel nach.

    Viele Oztralier pappen sich einfach so einen Aufkleber auf den Wagen oder wohin auch sonst und denken nicht viel nach. "Man with a van und Aufkleber, beim Immigrant in der Einfahrt". Da kann man doch wieder herzhaft über so viel naive Unbedarftheit lachen.

    Das Wetter ist ja meistens gut hier in Oztralien, man kann es schon aushalten. Rassismus und Ausländerfeindlichkeit hin und her. Humor hilft auch! Da muss man doch gar nicht so drastische Schritte einleiten, wie beispielsweise nach D.land zurück zu gehen. Was soll man da? Da kennen einen doch schon alle.

    Schöne Grüße

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