Tuesday 21 June 2011

Australien! Operation Compass!

Neulich bin ich nachts über Deutschland und Holland geflogen. Von oben sahen beide Länder wie ein riesiges leuchtendes vibrierendes Unbekanntes Flug-Objekt aus. Das lag an den Heerscharen von Radfahrern, die am frühen Morgen mit Sicherheitsweste bekleidet zur Schule, auf den Wochenmarkt oder zur Arbeit gefahren sind, und die grelle gelbe Weste einfach bis in die späten Abendstunden hinein dann noch auf dem Weg in die Kneipe, zum Café oder zur Bar anhatten.

Hier fährt zwar kaum jemand Fahrrad, doch Australien schreckt wie immer nicht davor zurück, neue Gesetze und Verordnungen für diese nahezu unbekannte und nicht existierende Spezies zu erlassen. Anstatt überhaupt erst mal den einen oder anderen Radweg anzulegen! Was soll’s, jeder geht die Sache ja auch anders an. Vorausschauend handeln, ist uncool und zu unmodern. Es ist ja viel Ausgebuffter alles lässig anzugehen. Planen? Hau‘ mir bloß ab damit! Kritisch betrachtet kann das sehr hastig wirken!

Sicherheitswesten und Bußgelder!

Kaum jemand geniesst eine gute Fahrausbildung. Gut, es gibt da wohl so eine Art Ausbildung und die geht grob so. Jemand der nicht fahren kann, bringt es jemanden bei, der gar nicht fahren kann. Und am Ende nimmt man an einer Prüfung teil. Die/der PrüferIn, kann folglich und höchstwahrscheinlich auch nicht richtig fahren, teilt dem Fahranfänger eine Fleppe aus. Für immer ein Rätsel wird es mir bleiben, wie man hier bei einer Fahrprüfung durchfallen kann. Aber, das gibt es alles.

Ein Teufelskreis. Das nicht fahren können wird ganz leicht ausgebügelt. Das Zauberwort heißt Sicherheitsweste.

Charismatische Sicherheitswesten
Die Australier sind stark vom Tragen einer Sicherheitsweste überzeugt. Man muss gar kein Motorrad fahren können, sobald man so eine Weste anhat, ist eigentlich alles geritzt. Das Gleiche gilt auch für das Fahrradfahren. So eine Sicherheitsweste ist nicht nur ein Schutzschild gegen das Unheil dieser Welt, nein sie strahlt auch eine ganze Menge Autorität aus. Und das ist ja auch sehr wichtig. Charisma durch Sicherheitsweste sozusagen. Angst auslösend ist die Sicherheitswesten-Theorie aber leider auch, ich brauche eine Sicherheitsweste doch nur, weil ich in einer gefährlichen Situation bin. Radfahren?

Sicherheitswesten sind der letzte Schrei!

Der Wahnsinn hört damit nicht auf. Die Polizei hat also jetzt endgültig mal wieder so was von genug und sieht sich fortan gezwungen hart durchgreifen zu müssen. Das wird hier gerne gemacht. Durchgreifen, wenn die Bürger sich mal wieder wie ein Sack Flöhe benehmen, ihnen wird gezeigt, wer am längeren Hebel sitzt. Um den Radfahrern den Ernst der Lage klar zu machen, wird die Aktion „Radfahrer-Späterziehung“ als „Operation Compass“ durchgeführt. 

Der Name der Aktion lässt mich stutzig werden. Ungeniert bedient die Polizei sich einer Militärsprache, indem sie eine Bezeichnung für eine militärische Operation der Alliierten im Zweiten Weltkrieg benutzt. Um mich herum scheint über die Bezeichnung „Operation Compass“ niemand verdutzt.

Aufpassen!
In einem, wie die Polizei von Victoria es nennt „Fahrrad Blitz“ werden in Melbourne in den kommenden drei Monaten vier markante Einfahrtsstraßen überwacht. 

Dass auch bei dem Wort „Fahrrad Blitz“ wieder ein militärischer Begriff eingesetzt wird, soll uns wohl allen zeigen wie Ernst die Sache ist. Die Polizei setzt hemmungslos und wie verrückt ihre Kampfkraft, die Verteilung von Bußgeldern, ein.
 
Operation Compass! Fahrrad-Blitz! Zack zack, zahlen!

• rote Ampel missachten - AUD 299
• Wenn Kinder Kreuzung überqueren, nicht anhalten - AUD 299
• Stoppschild, Hinweisschild missachten – AUD 239
• Vorfahrtsschild missachten - AUD 239
• Fahrrad nicht mit Beleuchtung ausstatten - AUD 149
• Keinen (gesetzlich genehmigten) Fahrradhelm tragen - AUD 149
• Sich nicht links halten - AUD 119
• Keine Vorfahrt gewähren - AUD 119
• Kein Handzeichen geben - AUD 119
• Falsch Rad fahren - AUD 119

Zugegeben, es fällt mir schwer, bei derartiger Wortwahl unvoreingenommen zu bleiben. Während Operation Compass und Fahrrad-Blitz sich für australische Ohren nach absoluter Ordnung anhören mögen, klingen sie für mich höchst unprofessionell. Ganz so, wie jemand der nicht kann, aber doch so gerne möchte. Kulturschock.

Und zugeben muss ich wohl auch, dass ich neulich gar nicht über Holland und Deutschland in einem Flugzeug saß. Träume ....

Schöne Grüße aus Melbourne!


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