Sechs behütet aufgewachsene Australier finden sich in einer lebensverändernden Situation wieder. Im Rahmen eines bislang nicht durchgeführten sozialen Experiments werden sie 25 Tage das Leben eines Flüchtlings führen. Ihnen werden die Mobiltelefone abgenommen und ihr Portemonnaie und ihre Papiere, später auch ihr Gepäck. Dann machen die Teilnehmer sich auf die Flüchtlingsreise! Sie finden sich in gefährlichen Ländern und Krisensituationen wieder und sehen sich extremen Situationen ausgesetzt. Sie besuchen Flüchtlings-Auffanglager in Australien, treffen Flüchtlinge aus dem Irak und Kongo und Burundi, schippern mit einem „Schrottkutter“ stundenlang über den Ozean ...
Manche Teilnehmer haben sich offensichtlich nie mit dem Thema auseinandergesetzt, schrecken aber trotzdem nicht davor zurück ihre eigene Meinung rauszuposaunen. Sie sehen es als die beste Lösung, Flüchtlinge zurückzusenden. Sie wirken alle naiv. Eine jedoch bringt großes Verständnis für die Flüchtlinge auf.
Das ist ein wahrhaft interessantes Projekt, doch alles ist sehr vorhersehbar. In dem Programm sind Menschen wie du und ich, hm, wäre ich Australierin meine ich.
Dabei ist ein Ex Soldat der australischen Armee, er lebt mit Familie in einer Vorort Siedlung, er fühlt sich hier in Australien „bombardiert mit Flüchtlingen“ und möchte „alle ohne Dokumente sofort wegschicken“. Im Programm trägt er immer eine Sonnenbrille, auch nachts, oft auch die australische Flagge als Kopftuch. Auch nachdem er einige Tage das Leben eines Flüchtlings gelebt hat und unterschiedliche Flüchtlinge aus dem Irak kennengelernt hat, zeigt er „kein Mitleid mit Menschen, die ihr Leben riskieren“.
Dann gibt es eine junge Frau, sie findet sich ein wenig rassistisch, kann Afrikaner nicht leiden, die braune Hautfarbe, ist stolze Australierin, wohnt in Sydney und will alle Afrikaner zurücksenden. Als sie mit afrikanischen Flüchtlingen lebt, findet sie es schwer denen vorzuspielen, freundlich zu sein. Nach dem mehrtägigen Besuch gibt sie zu, dass das jetzt eine nette Familie war, aber das heißt nicht das alle nett sind, im Hintergrund sieht man auf ihrem Nachttisch eine Weinflasche, beim Abendessen gab es keinen Alkohol, da die Gastfamilie muslemisch ist. Fühlt sie sich unwohl rutscht ihr auch schon mal das eine odere andere „Fuck“ raus.
Ein Rettungsschwimmer findet es „eine Schande, dass Millionen AUD für die Unterbringung von diesen kriminellen ausgegeben werden, wo doch das Geld viel besser für die Opfer des Hochwassers und des Zyklon Yasi gebraucht wird“. Er will alle Boat People „sofort zurücksenden“.
Ein Politiker der Kricket, Footy und Pub Besuche mag, die Regierung hasst und wie er sagt, freiheitsliebend ist, ist auch in der Gruppe. In Gesprächen mit Flüchtlingen zeigt er sich unbeholfen, reagiert auf persönliche Schilderungen sprachlos, er wirkt ehrlich erstaunt über das Unheil in der Welt und ist freundlich.
Es gibt auch eine Dame im Rentenalter, 63 Jahre, ehemalige Sozialarbeiterin, lebt auf einem großen Grundstück, reitet gerne und liebt ihre kleine heile Welt, bis zu dem Tag, an dem ein Flüchtlings-Auffanglager neben ihrem Grundstück eröffnet wurde. „Die haben da echt alles in der Anstalt, Fernseher, große Räume, Australien stellt ihnen alles zur Verfügung, mir ist es egal, wie schlecht es ihnen in den Ländern aus denen sie kommen, ging“. Ist sie gestresst, rutschen auch ihr unkontrolliert „Fuck's“ raus.
Eine junge Country-Sängerin und Musiklehrerin kann sich vorstellen auf ihrem Grundstück und in ihrem Heim Flüchtlingen eine vorübergehende Heimat zu bieten, sie wohnt auf dem Land. Sie wirkt offen und ehrlich interessiert an den Schicksalen der Flüchtlinge.
Soweit so gut, die Teilnehmer werden vorgestellt und sie sehen sich unterschiedlichen Situationen ausgesetzt. Sehr bald ist klar, die sind schlecht informiert, isoliert aufgewachsen, auf sich selbst zentriert und hatten nie viel mit der Außenwelt zu tun. Wenn die Flüchtlinge zu Wort kommen (auf Englisch), werden deshalb wohl auch Untertitel eingeblendet. Bislang ging ich davon aus, das Englisch die Amtssprache in Australien ist.
Die Labor und auch die Liberal Partei haben in den letzten Jahren dem Fernsehsender eine Steilvorlage geboten, indem sie es nie verpasst haben mit unqualifizierten Kommentaren die Australier von einer massiven Bedrohung durch Flüchtlinge zu überzeugen. Die Fernsehstation versucht nun mit der Show „Go back to where you came from“ die Zuschauer aufzuklären und von Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Xenophobie abzubringen. Flüchtlingen wird ein Gesicht gegeben, damit Zuschauer sich mit ihnen identifizieren können und Mitgefühl entwickeln.
Neue Informationen und Einblicke in das Leben von Flüchtlingen bietet die Show leider nicht. Nur schade, dass diejenigen, denen die Show neue Erkenntnisse bringen würde, wohl kaum den besagten Sender einstellen werden. Aber wer weiß, vielleicht bringt es ja auch was. Wie sagt man so schön? „Ich kenn die Welt ich war im Kino“.
Wer jetzt leider nicht hier lebt und traurig ist, dass er die Sendung in seinem Land nicht empfangen kann, das Konzept passt in jedes Land. Sicherlich wird es bald auch woanders gefilmt.
Und wer sich für die Lage in Australien interessiert, hier gibt es noch mehr dazu!
Schöne Grüße aus Melbourne!
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