Monday 6 June 2011

In Australien auf dem Highway to hell ...

Strahlend blauer Himmel, doch trotzdem fängt die Woche nicht gut an. Schon zum Frühstück ersticke ich beinahe an einem Bissen Walnussbrot. Und das liegt nicht etwa daran, das ich das höchstpersönlich gebacken habe. Oft schießen mir ganz ungeplant Überschriften, passend zu den Situationen, in denen ich mich wiederfinde, durch den Kopf. Oder ich liebe es, Erlebtes in nur eine einzige Zeile zu packen. Australien, der Wahnsinn hat einen Namen. Das stimmt doch immer wieder.

Die Nachrichten reißen nicht ab. Hier sind immer noch alle außer sich. Für mich ist das wirklich kaum noch nachzuvollziehen, doch es wird noch immer über den Schweizer Skateboarder berichtet und geschimpft. Jetzt ist er im Gefängnis gelandet. Und Australien freut sich.

Ich verschlucke mich am Wallnussbrot ...

Die Polizei ist der Meinung, “als Tourist über ein begrenztes Verständnis der englischen Sprache zu verfügen, ist keine Entschuldigung für Dummheit“.

„Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.“ Abraham Lincoln.

Alles sehr peinlich und so anstrengend sich dauernd diesen sinnfreien Nachrichten ausgesetzt zu sehen. Als im letzten Monat die Polizei im Einsatz einen Mann abgeknallt hat, wurde darüber nicht diskutiert, es gab auch keine großartige Berichterstattung. Niemand hat gefragt, ob das so ohne Weiteres eigentlich richtig ist, einfach jemanden über den Haufen zu schießen? Und manch einer hat davon noch nicht einmal in der Zeitung gelesen, so schnell war die Nachricht auch schon wieder verschwunden.

Doch wenn ein Skateboardfahrer durch einen Autotunnel fährt, dann bricht hier die Hölle aus und alle sind geschockt und können ihre Fassungslosigkeit gar nicht richtig beschreiben, weil es doch so grausam ist. In 2008 haben Polizisten hier in Melbourne auch schon einen Skateboardfahrer erschossen, da passt der Schweizer wohl besser auf, damit ihn nicht das gleiche Schicksal ereilt! Geht ja schnell hier. Bitter!

Australien für Australier. Ich gewinne den Eindruck, dass hier mit zweierlei Mass gemessen wird. Benimmt man sich als Tourist oder Immigrant daneben, ist das der Gipfel der Unverschämtheit. Knallt man als australischer Polizist jemanden ab, ist das quasi Okay?

Immer wieder gigantisch mit anzusehen, wie die Australier in „Krisensituationen“ vereint zusammenstehen! 

Vom Lkw Fahrer bis zur Richterin sind sich alle einig, der Schweizer ist eine ganz unberechenbare Gefahr für Australien! Sogar an seinem Geisteszustand wird gezweifelt, ein psychiatrisches Gutachten wurde angefordert.

Atemberaubend. Mit einer weiteren Tasse Roibos Tee versuche ich, meine Nerven zu beruhigen.


Schöne Grüße aus Melbourne!


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