Sunday 17 July 2011

Australien. Lunch mit Brillenpelikanen!

Wenn ich mir vor Augen halte, wo ich hier wohne, wird mir oft ganz mulmig. Australien ist sehr weit weg von Europa! So um die 15.000 km. Um mich über diese Tatsache hinweg zu trösten, mache ich aber oft Ausflüge in die Natur, um dem Land und den einheimischen Tieren näher zu kommen. Am Wochenende heißt es deshalb für mich oft, einmal zum Auftanken der Energiereserven in die Natur bitte.

Eigentlich halte ich mich lieber in Städten auf, besuche Museen, Buchläden, Cafés, Restaurants, bestaune Denkmäler oder Ausgrabungsstätten. Doch nun habe ich den Schritt hierher zu ziehen nun mal gemacht, also komme ich auch nicht umhin, mich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Nach Australien ziehen und der Natur nichts abgewinnen zu können, dass macht den Schritt nicht gerade einfach. Geht man in einen Miu Miu Store, obwohl Handtaschen einen partout kalt lassen? Genau! War es doch vor einigen Jahren genug, davon zu träumen täglich an den Strand zu gehen, wird mir heute fast keine Wahl gelassen. Mittlerweile werde ich nervös, wenn der von mir abonnierte Rundbrief der ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Melbourne nicht pünktlich im Briefkasten liegt. Bestnote in Integration! Bin ich jetzt endlich angekommen?

Gestern hab ich Pelikane besucht. Wo auch immer man sich befindet, Pelikane sind nie weit. Auf Seen, Sümpfen, Flüssen, Inseln und an den Küsten kann man sie treffen. Hier in Australien trifft man auf den Pelecanus conspicillatus, den Brillenpelikan. Ihren Namen verdanken die Brillenpelikane ihrem Aussehen. Sie haben einen nackten, gelben Hautring um die Augen, der wie eine Brille aussieht.


Als Deutsche ziehe ich gerne Nutzen aus den Ausflügen, die ich mache. Kann ich halt nicht abstellen. Ich weiß jetzt über Brillenpelikane Bescheid. Dass habe ich alles von der netten Freiwilligen erfahren, die den Touristen zuliebe täglich am Pier die Pelikane mit Fisch füttert. 

Hier 16 Dinge, die ich über Brillenpelikane weiß.

1. Brillenpelikane sind Ruderfüßer und gehören zu den größten flugfähigen Vögeln.
2. Körperlänge 160 bis 180 cm
3. Flügelspannweite 230 bis 260 cm
4. Gewicht 5 bis 10 kg
5. Weibchen sind meistens kleiner als Männchen
6. Pelikandamen haben ca. acht Verehrer aus denen sie auswählen
7. Pelikankinder werden von beiden Eltern aufgezogen
8. Schnabel 40 bis 50 cm lang
9. Schnabel und Kehltasche sind hell Rosa
10. Kehltasche wird als Kescher genutzt
11. der kleine Haken am Schnabel hilft bei besonders glitschiger Nahrung
12. Lieblingsspeise Fisch, doch wenn Umstände es verlangen, auch Möwen
13. Pelikane können 24 Stunden in der Luft bleiben
14. Pelikane legen spielend viele Hunderte von Kilometern zurück
15. auf 1.000 m Höhe zu fliegen ist nicht ungewöhnlich für Pelikane
16. unterwegs sind die Pelikane mit einer Reisegeschwindigkeit um 55 km/h


Gestern habe ich also eine ganze Menge gelernt. Am meisten beeindruckt hat mich, dass ich mein gewonnenes Wissen bereits spielend auf dem Heimweg einsetzen konnte. Ich sinnierte so vor mich hin. Als ich die lahmen Autofahrer sah, merkte ich, dass ich wirklich endlich angekommen bin in Australien, und konzipierte basierend auf den gesammelten Fakten, einen neuen Ausspruch, von dem ich mir zukünftig erhoffe, besser zu den Australiern durchzudringen, wenn ich zu erklären versuche, dass sie doch tatsächlich etwas langsam fahren. Bahnbrechend! Anstatt alle mit einem vernichtenden "in Europa kriecht niemand so" zu verärgern, werde ich etwas ganz zu Australien Passendes sagen "Man, du fährst doch langsamer als ein Pelikan fliegt".

Bevor ich es vergesse, ich habe nie einen ornithologischen Rundbrief der Arbeitsgemeinschaft Melbourne abonniert.

Schöne Grüße aus Melbourne!


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