Tuesday 26 July 2011

Australien. Sonntags im Café! Mangelnde Sprachkenntnissse!

Vor einiger Zeit, im Herbst war das, machte ich mich beim Versuch meine Gäste in die geheimnisvolle Welt der Löffelsprache einzuführen, zum Gespött von allen Anwesenden. Erinnern, wie wir darauf kamen, kann ich mich nicht mehr. Um so verzweifelter ich versuchte die Idee rüberzubringen, um für so verrückter hielt die Runde mich. Ich hab Löffelsprache auf Englisch gesprochen, versteht sich. Nichts. Als ich ein Ass aus dem Ärmel zog und von meinen Freundinnen in Deutschland erzählte, die alle die Löffelsprache sprechen, galten diese ganz entgegen meiner Absicht auch als vollkommen daneben. Ich kam mir verloren vor, doch was soll’s? Das Leben geht weiter.

Die Löffelsprache, meine Freundinnen und ich, wir sprechen die sogar auch heute noch je nach Situation. Auch auf die Gefahr hin, dass sich das jetzt sehr melodramatisch anhören mag, aber Löffelsprache das ist Heimat für mich. Monate gingen ins Land, ohne das ich die Löffelsprache weder gesprochen, noch über sie nachgedacht habe und aus dem Herbst wurde Winter.

Am Sonntag ist mir etwas Fantastisches passiert, ja ein geringeres Wort kann es nicht beschreiben. Ich habe mich zum Kaffee und Kuchen mit einer neunzigjährigen Dame getroffen. Lilli, hier sprechen sich alle mit dem Vornamen an, wurde in Danzig geboren und ist 1948, um die 58 Jahre vor mir, nach Melbourne gekommen. Für die Dauer unseres Treffens hing ich an ihren Lippen, so ergreifend waren die Schilderungen ihres Lebens. Wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden und sie war begeistert, da ich ganz in der Nähe ihrer ehemaligen Arbeitsstätte wohne. Oftmals vermisst sie es unter Menschen zu sein und trotzdem, wie es wohl nur eine Dame ihres Alters kann, ist sie unbefangen, sie lacht sehr viel, ein ganz vergnügtes Lachen, von der Sorte, dass es heute eigentlich gar nicht mehr gibt. Ein ganz echtes Lachen. Lilli spricht sehr viel über Vergangenes, doch auch genau so ausgiebig über das hier und jetzt und heute, dass sie sich sehr aktiv gestaltet, sie nimmt Klavierunterricht, lernt spanisch und französisch und macht jeden Tag noch ein wenig Gymnastik. Als Geheimnis ihres langen Lebens nennt sie gesunde Ernährung.

Selten bringen Immigranten ihre Großeltern mit nach Australien. Deshalb fällt der Kontakt zu alten Leuten so gut wie weg, das ist Schade, können wir doch so viel lernen von ihnen. Nach dem Cafébesuch machen wir noch einen vergnügten Spaziergang zum Bahnhof, ich bin so dankbar für die Zeit die Lilli mit mir verbracht hat und habe nicht erwartet, dass es gleich noch besser kommt. Sie erzählt, dass sie damals oft die Erbsensprache gesprochen hat. Ich glaube zunächst, mich verhört zu haben. Doch wirklich, der Begriff Erbsensprache kam tatsächlich über ihre Lippen, und das von einem ihrer ansteckenden Lacher begleitet. Beim Zuhören stelle ich fest, dass die Erbsensprache die große Schwester der Löffelsprache ist. Bei der Erbsensprache, ähnlich wie bei der Löffelsprache, bei der ja bei jedem Vokal, dieser durch "lew + selber Vokal" ersetzt wird, werden hier nach jedem Buchstaben die drei Silben Er-be-sen angehängt. Bei Selbstlauten fällt das E der ersten Silbe jedes Mal weg. Einfach. Wir zwinkern uns zu. Räubersprache ist zeitlos. Ich fühle mich plötzlich so viel weniger verloren. Fantastisch.

Wer mehr von Lilli hören möchte, der kann das hier machen. „Lillis Jungbrunnen – eine Auswanderergeschichte”.


Aerbesen urbesen serbesen terbesen rerbesen arbesen lerbesen irbesen erbesen nerbesen. Arbesen merbesen arbesen nerbesen derbesen erbesen rerbesen erbesen nerbesen Erbesen nerbesen derbesen erbesen derbesen erbesen rerbesen Werbesen erbesen lerbesen terbesen ... Dalewas kalewann malewann wolewohl salewagelewen!

Über Kommentare, gerne auch auf Erbsen- oder aber auch auf Löffelsprache freue ich mich.

Schöne Grüße aus Melbourne!


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