Monday 8 August 2011

Australien, Kuba und Kunst!

Die Natur in Australien ist einmalig, traumhafte Strände, diese Weite, dieses Rot, diese Sonnenuntergänge und, und, und. Was viele aber gar nicht wissen, hier gibt es sogar auch Theater, das eine oder andere zumindest. Deshalb gönne ich mir heute auch mal was und mache mich auf den Weg ins Ballett. Ballet Revolución wurde hier großartig angekündigt und ich denke mir warum eigentlich nicht? Ballett mit TaenzerInnen aus Kuba, vielversprechend. Und ganz genau richtig, ich soll nicht enttäuscht werden und das aus den verschiedensten Gründen.

Eine Show in der Show?

Ich komme beim Theater an. Die eigentliche Show hat noch gar nicht begonnen und doch ist schon alles in vollem Gange. Mal wieder so ein Moment, in welchem ich, ach ich weiß es auch nicht! Auch auf die Gefahr hin, dass es jetzt arrogant klingt, doch haben die Leute eigentlich keinen Spiegel? ... Die meisten Zuschauerinnen sind allesamt so gekleidet, als seien sie auf dem Weg zu einer Kostümparty. Und leider befinden sich viele auf dem Weg zu einer sehr eigenwilligen Kostümparty. Frauen in zu hohen (Plastikleder) -schuhen, Leggings, Kleidern in Länge eines T-Shirts und mit Ausschnitten, die unter dem Bauchnabel enden, staksen im Foyer des Theaters um die Wette. „Billig? Da stehst du doch drauf!“ Übrigens haben hier eigentlich fast alle Frauen eine Brustvergrößerung über sich ergehen lassen? Haarverlängerungen und „große Ohren“, ist das in anderen Ländern auch zum Standard geworden? Hab ich was verpasst? So viele Fragen, ich brauche Antworten. Hier auf der Insel bekommt man ja nicht so viel mit, von dem Leben da draußen. Dicke Lippen gibt es auch, denn die sind auch grad so was von angesagt. Viele machen hier ganz offensichtlich in Kunst, wir sind ja schließlich auch im Arts Center, dem Zentrum für darstellende Künste und da darf jeder mitmachen.

Eine meiner Fragen kann ich mir selber beantworten, die haben alle einen Spiegel und sicherlich auch noch einen richtig grossen, vor den stellen sie sich und bewundern sich und ihren Aufzug, bevor sie ausgehen. Die wissen ja nicht, dass sie voll daneben aussehen. Stil hat man oder aber auch nicht.

Rhaberkompott mit Streuseln?

Los geht sie die eigentliche Vorführung. Die TänzerInnen sind alle so athletisch gebaut, dass ich mir nicht länger sicher bin, ob der Rhabarberkompott mit Streuseln und Eis zum Nachtisch wirklich nötig war. Alle scheinen sehr fähig und mehr als leidenschaftlich bei der Sache, sie springen und drehen Pirouetten und tanzen und ab und an gibt es auch einige Tutu-Trägerinnen im Bühnenbild. Bei der Show verschmelzen Ballett, zeitgenössischer Tanz und Hip-Hop! Und dann gibt es da auch eine Liveband, The Havana All Star Band spielt Musikstücke von Beyonce, Enrique Iglesias, Ricky Martin und Prince. Stücke von Prince nachzuahmen, immer heikel. Die Show ist dynamisch, jedoch irgendwie ziemlich zusammengewürfelt choreografiert. Die TänzerInnen können sicher alle viel mehr, als sie hier bei der Nummer zeigen dürfen. Das Publikum juchzt und freut sich und jubelt laut. Die Weibchen, ups Entschuldigung, ich meine natürlich die weiblichen Zuschauer pfeifen und kreischen die leicht bekleideten Tänzer an.

Minnie Maus trinkt jetzt schnell einen Savi B!

Eintritt habe ich fürs Ballett gezahlt, alles vor der Show und in der Pause ist also umsonst und ich genieße die großzügige Zugabe. Und es gibt genug zu bestaunen, bleibt es für die Zeit des Aufenthalts auch eine stetige Herausforderung das nicht zu offensichtlich zu machen. Pause. Ich habe Durst. Vor mir in der Warteschlange steht eine Dame, Rock sehr eng und kurz, genau genommen eigentlich kaum vorhanden, 12 cm Absätze, Haare sehr blond und sehr glatt. Als wäre das zusammengenommen alles nicht schon Schauspiel genug, öffnet sie den Mund und bestellt mit einer hohen Piepsstimme à la Minnie Maus einen Savi B (das hört sich so an: „Sawi Bie“). Der Kellner antwortet: „Gerne, einen Sauvignon Blanc.“ Die Pause ist kurz, Minnie Maus schlägt wohl deshalb beim Sprechen den kurzen Weg ein. Ich stehe knapp davor, baff zu sein, kann mich aber gerade noch zusammenreißen und bestelle, als ich an der Reihe bin ein Kaltgetränk.

Wie geht es nach der Pause weiter?

Zweite Hälfte, die anwesenden Damen nun anscheinend richtig ermuntert vom Savi B und Chardi, gehen bei den halbnackten Tänzern voll ab. Meine, mit einem Opernglas bewaffnete Sitznachbarin um die 55 lächelt mich aufgeregt an, sie ist "alleine vom Zugucken schon ganz erschöpft“ verrät sie mir mit geröteten Wangen. Die Stimmung ist gut und volksfestartig. Ballet Revolución! Kunst soll Spaß machen und köstlich unterhalten haben sich an diesem Abend doch wirklich alle, das ist die Hauptsache!


Schöne Grüße aus Melbourne!


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