Monday 14 October 2013

Interview mit Karin Czirr vom Australien WineStore

Begibt man sich in den Weiten des Internets auf die Suche nach australischem Wein, wird einem so ziemlich als erstes Suchergebnis der Australien WineStore in Kelkheim bei Frankfurt am Main angezeigt. Begeistert habe ich kurz darauf festgestellt, dass sich neben Wein auch Olivenöle, Chutneys und australische Kräuter im Sortiment befinden. Sofort wollte ich mehr über den Australien WineStore wissen. 

Es scheint, als verkaufen die Inhaber Karin und Olaf Czirr nur das, was sie lieben. Als Karin Czirr erzählt, warum sie das Geschäft eröffnet haben, wie sich der Markt für australischen Wein in den letzten 15 Jahren verändert hat und dabei gleichzeitig noch von Sonne und Gaumengenuss schwärmt, wird klar, dass sie in der Tat mit Leib und Seele dabei ist.

Dorothée Lefering: Warum haben Sie ein Geschäft für australischen Wein?

Sicherlich hat uns die Liebe zum Land kombiniert mit der australischen Gelassenheit auf den Geschmack für australischen Wein gebracht. Nun muss ich aber auch sagen, dass mein Mann eine stattliche Zahl von Verwandten in Down Under hat, die uns die feinen Tropfen aus der Fülle des Angebots schmackhaft gemacht haben. Kaum zu glauben, dass es schon 30 Jahre zurückliegt.

Dorothée Lefering: Was finden Sie an dem so viel spannender als an einem europäischen Wein?

Ich liebe die feinen Aromen, die enorme Fruchtfülle der Weißweine und den vollen Körper schwerer Rotweine. Auch wenn die Weine mit recht hohem Fruchtzuckergehalt geerntet werden, schaffen es die australischen Winemaker immer wieder, eine unglaublich gute Balance aus Frucht und Alkohol zu treffen, ein wahrer Gaumengenuss. Doch am spannendsten ist es, Weine zu entdecken, die jenseits des Mainstream liegen und eine besondere Individualität zeigen. Die australischen Weine sind einfach von der Sonne verwöhnt und wenn die auf gute Winemaker treffen, gibt es Qualitäten, die man hier schon aus klimatischen Gründen nicht erreichen kann.

Dorothée Lefering: Als sie Ihr Geschäft vor über fünfzehn Jahren eröffneten, was war die größte Herausforderung?

Das Rad, Weine aus Down Under zu importieren
, hatten einige andere Importeure bereits erfunden und uns war klar, dass wir ohne ein Alleinstellungsmerkmal nicht an den Start gehen müssen. Da unser Herz von Anfang an besonders für Western Australia geschlagen hat und das noch immer tut, hatten wir rasch unser Geschäfts-Motto gefunden. So ging der AustralienWineStore mit dem Logo "Just the Best from the West" ins Rennen. Und als unser damals erstes und einziges Weingut auch noch "Fully Organic" produzierte, dachten unsere damaligen Mitbewerber, dass hier ein paar komplette Greenies auf den Markt wollen. Natürlich hat sich unser Sortiment im Laufe der Jahre, was Regionalität und Individualität angeht, vergrößert, aber Western Australia ist noch immer unser Schwerpunkt. Aus einer anfangs großen Zahl von Australienimporteuren agieren heute noch eine Handvoll, die das Geschäft ernsthaft betreiben, AustralienWineStore ist einer von Ihnen und ich glaube, das war die größte Herausforderung für ein kleines Importunternehmen.

Dorothée Lefering: Wie hat sich der Markt für australischen Wein in den letzten fünfzehn Jahren verändert?

Wie schon angedeutet, einige Kollegen haben entweder den Import aufgegeben oder sich nachfragebedingt auf andere Länder verlegt. Unsere Kompetenz liegt im ganzheitlichen Thema Australien und ich denke, das schätzen unsere Kunden. Der europäische Markt ist in den letzten Jahren schwieriger geworden und wie nie zuvor vom Preis getrieben. Einige Produzenten dachten daher, sie müssten sich und ihre Weine anpassen und sind damit in den Strudel der Bedeutungslosigkeit geraten oder haben sich nur noch auf den asiatischen Markt konzentriert. Auf fast allen europäischen Märkten und sogar in UK hat das Folgen gehabt, was man auch daran erkennen kann, dass die offiziellen Vertreter der Weinindustrie, Wine Australia, ihre Präsenz und Aktivitäten auf dem europäischen Festland fast komplett beendet haben. Dazu kommt in Folge, dass sich nicht nur Kunden, sondern auch die hiesige Presse ein Stück von Australien verabschiedet haben.

Dorothée Lefering: Deutsche Urlauber landen meistens in Sydney oder Melbourne. Spontan empfinden sie es zunächst so, dass das Leben in Australien dem in Deutschland sehr ähnlich ist. Doch, wie unterscheiden sich das Verhalten australischer Unternehmer von deutschen? Gibt es ein spezifisch australisches Geschäftsgebaren?

Das ist natürlich auch ein ganzes Stück vom Produkt und der Art des Geschäftes getrieben. Die australische Weinwelt unterscheidet sich von deutschen Winzern weitestgehend darin, das australische Weingutsbesitzer fassungslos vor Steillagen wie Rheingau, Nahe oder Mosel stehen und überhaupt nicht begreifen können, wie man mit ein paar Reihen hier und da Weine produzieren kann und schon gar nicht für so kleine Preise. Kann ich auch nicht, wenn ich ehrlich sein darf, aber ich denke der große Unterschied ist, der Australier lässt machen. Für jeden Handgriff gibt es einen Mitarbeiter oder Manager, der Chef trägt die Verantwortung. Nur wenige Weingüter sind klein oder über Generation gewachsen und werden nicht im Nebenerwerb betrieben. Freizeit spielt ein ganz großes Thema und bei eiligen Nachfragen müssen wir oft viel Geduld aufbringen, da der zuständige Mitarbeiter gerade den guten Surf ausnutzen muss und erst morgen wieder da ist. No worries.

Dorothée Lefering: Wie halten Sie den Kontakt zu Ihren Geschäftspartnern in Australien? Stört Sie der Zeitunterschied bei Ihrer Arbeit?

Wir verständigen uns per E-Mail, Telefon, Skype und what not. In letzter Zeit haben wir es selber nicht mehr so oft nach Australien geschafft, aber dafür sind ein paar unserer Produzenten zu uns nach Deutschland gekommen, um sich unseren Kunden zu präsentieren, wie zum Beispiel auf unserer jährlichen Hausmesse. Die Zeitverschiebung ist kein Problem. Hin und wieder muss auch mal ein mitternächtliches Telefonat sein, aber in der Regel kommen wir in den üblichen Arbeitszeiten zurecht.

Dorothée Lefering: Was ist Ihre Philosophie? Was möchten Sie mit dem AustralienWineStore und für den australischen Wein in Deutschland noch erreichen?

Unserer Philosophie, den Kunden ausschließlich Premiumweine zu fairen Preisen anzubieten, bleiben wir treu. So, wie wir das auch in Zeiten von schlechten Wechselkursen gemacht haben. Wir wollen in den kommenden Jahren wieder etwas intensiver den gastronomischen Markt ausbauen, aber auch unsere australischen Kunden nicht vernachlässigen.

Ja, genau, seit Jahren wächst unser Kundenstamm in Australien, für die wir private Weinpräsente in Deutschland und auch in ganz Europa versenden dürfen. Das freut mich riesig wie auch die Tatsache, das viele australische Firmen dem AustralienWineStore als Dienstleiter sowohl für Präsente als auch für Ihre Events in Europa ihr Vertrauen schenken.

Dorothée Lefering: In Australien beginnt bald der Sommer. Bei uns steht der Winter vor der Tür. Welchen Wein empfehlen Sie für einen gemütlichen Abend am Kamin?

Oh, das ist einfach ... Shiraz ... Groß und schwer, am besten aus Margaret River oder dem Barossa Valley.

Dorothée Lefering: Danke Karin, ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg und Freude mit dem AustralienWineStore. 

Schöne Grüße



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