Monday 16 August 2010

Die Wedding Party

Neulich war ich auf der Hochzeitsfeier eines Melburnians und einer jungen Russin. Eingeladen hatte ich mich selber. Das war ganz einfach. Zugang verschaffte ich mir mit dem online Kauf eines Tickets für „The Wedding Party“ im Wert von AUD 17.50. Ein Film, der in Melbourne spielt. Versteht sich von selbst, dass ich mir den unbedingt anschauen musste. Ich war nicht allein auf dieser Hochzeit. Die Vorstellung war komplett ausverkauft. Als die Regisseurin uns ihren Film höchstpersönlich ankündigte, gerieten die Zuschauer förmlich außer Rand und Band. Ein Film, der in Melbourne spielt! Alle waren bereit Zeuge von etwas ganz großem zu werden. Mit dem Film wurde das Internationale Film Festival in Melbourne eröffnet. Der Film ist einfach aber lustig. Nicht anstrengend, teilweise ein ganz klein wenig langatmig, unterhält er einen über ganze 110 Minuten. Ein freundlicher Film, seichte Unterhaltung, ich habe mich echt amüsiert. Alles sehr witzig.

Ich bin doch auch immer ganz aus dem Häuschen, wenn ich mir den Bewegten Mann ansehe. Logo, verstehe ich da die Begeisterung der Melbourner für ‚ihren’ Film.

Die Geschichte zu dem Film wurde von einer Australierin geschrieben, Regie führte ebenfalls eine Australierin und die Schauspieler sind alle AustralierInnen. Australischer geht es kaum. So weit so gut. Die Story.

Melbourne. Ein verschuldeter Melbourner, liiert mit einer Lehrerin. Eine junge Russin, liiert mit einem Kellner. Der verschuldete Melbourner entschließt sich dazu, die junge Russin zu heiraten, um dieser zu einer Aufenthaltsgenehmigung zu verhelfen. Sie wird ihm AUD 25.000 dafür zahlen. Eine Hand wäscht die andere. Die sehr hübsche Russin wird sofort freundlich von seiner Familie aufgenommen, welche umgehend mit der Hochzeitsplanung beginnt. Die Familie zahlt dem Vater sogar den Flug von Russland nach Melbourne, damit er an der Hochzeit seiner Tochter teilnehmen kann. Dann gibt es auch noch eine 14-jährige zum ersten Mal verliebte Nichte, eine Schwester, einen Bruder, der Tierarzt ist und auf Sadomaso steht und einen Vater (Oberhaupt der Familie), der von der Mutter (Oberhaupt der Familie) getrennt lebt, weil er sie mit einer etwas jüngeren Frau betrogen hat.

Der Film möchte eine sexy romantische Komödie sein und das ist er ja wohl auch. Doch, ich kann mir nicht helfen. Da schrie in mir schon wieder alles Klischee, Klischee Klischee. Denn der Film bedient ja echt so ziemlich jedes gängige Klischee. Genau genommen, ist der Film eine einzige Aneinanderreihung von Klischees.

Alle Erdenbürger sind scharf darauf nach Australien einreisen zu können. Immigranten scheren sich einen Dreck darum, ob ihre Einreiseprozedur illegal ist. Die Australier begrüßen Ausländer mit offenen Armen und sie sind stets sehr hilfsbereit. Die guten Menschen sind Lehrer. Alle Russinnen sind schön. Alternde Männer betrügen ihre Ehefrauen, doch schon bald sehen sie ein, dass die neue Frau die falsche ist. Russen trinken viel Vodka. Am Ende siegt immer die Liebe.

Was wollte die Autorin mir jetzt sagen? Welche Botschaft wollte sie mir mit dem Film senden? Wollte sie mir zeigen, dass hier doch eigentlich gar niemand rassistisch ist? Kino ist ja immer ein wenig, La-La-Land! Wahrscheinlich liegt gar keine Absicht hinter der unrealistischen Darstellung. Australien ist das Beste Land der Welt und alle Erdenbürger sind scharf darauf nach Australien einreisen zu können und die Australier freuen sich über jeden Ausländer der hierher kommt. Wenn dem so ist, warum wurde dann heute diese Umfrage in der Tagezeitung gestartet „Glauben Sie das Tony Abbot die Asylbewerber Boote zum umkehren bewegen kann?“ Das ist kein Kinofilm. (Tony Abbot ist der Oppositionsführer). Und wenn alles schief läuft, wird er nächstes Wochenende zum neuen Premierminister gewählt werden.

The Wedding Party. Wenn man den Film nicht so kritisch betrachtet und das jetzt alles nicht so genau nimmt, und wie ich mir manchmal wünschte genau das fiele mir etwas leichter, bleibt ein wirklich netter Kinobesuch übrig. Kommt es wohl zur geplanten Hochzeit?

Schöne Grüße aus Melbourne!

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