Friday 13 August 2010

Mein Wallfahrtsort in Melbourne


Oftmals ist es ja einfach nur cool hier. Und das ganz besonders in meinem Lieblingszeitschriftenladen. Dort findet man nationale und internationale Magazine zu allen nur erdenklichen Themengebieten. Mode, Politik, Nachrichten, Kochen, Restaurants, Stars und Sternchen, Hobbys, Sport- und Fitness, Wochenendtrips, Reisen, Fotografieren, Kunst und Kultur. Lesen und gucken! Wenn ich möchte, dann kann ich theoretisch in über 4000 Magazintiteln stöbern. Die 500 Zeitschriften übers Karpfen fischen, Bodybuilding, sticken, stricken und Schach spielen fallen ja schon mal weg, da sie mich nicht interessieren. Bleiben immerhin noch schlappe 3500 Titel. Die Inhaber und Leute, die dort arbeiten, müssen Magazine und Zeitschriften ebenso lieben wie ich. Anders kann ich mir das nicht vorstellen. Man darf alle Zeitschriften anfassen und sogar auch lesen, wenn einem danach ist. Bequem machen kann man es sich auch. Und super leckeren Capuccino gibt es auch noch. Ach und geniale Musik läuft auch immer. Und auf dem Sessel im Schaufenster kann man auch noch herrlich die Leute beobachten. Die Verkäufer sind sehr aufmerksam und sehr trendy. Himmel! Zu gut um wahr zu sein. Gibt es irgendwas Schöneres?

War also grad im Himmel, ach, im Zeitschriftenladen, mein ich. Als ich zur Tür rein kam lief The Cure, Just like Heaven. Hab sofort einen Kommentar gemacht auf den die super nette (wie sollte es im Himmel auch anders sein) Verkäuferin mir erklärte, dass gerade The Cure läuft und das die so eine Band aus den Achtzigern sind. Einfach süß!

Capuccino bestellt, Zeitschriften ausgesucht und meinen Platz im Schaufenster eingenommen. Angefangen zu lesen. Nach zwanzig Minuten kam die Verkäuferin zu mir und meinte, sie müsse jetzt mal eben zur Bank. Da niemand außer mir im Laden war, hielt sie den Zeitpunkt für mehr als geeignet. Ob mir das was ausmachen würde? Nein. So kam es, dass ich ganze fünfzehn Minuten lang alleine im Zeitschriftenhimmel war. Die Öffentlichkeit war ausgeschlossen. Die anderen Leselustigen, die schon bald vor der geschlossenen Ladentür mit den Füßen scharrten, habe ich dabei ganz freundlich ignoriert. Die wussten nicht, dass mir eine kleine Tür aufgeschlossen wurde, für den Fall das ein Feuer ausbrechen würde. Denn dann sollte ich ja auch in der Lage sein zu fliehen.

Das ist irgendwie das Geniale an Australien. Dieses Vertrauen in die Menschheit, dass man hier noch hat. Auch in der Großstadt. So etwas würde doch in Deutschland nie passieren. Wie könnte da jemand (nehmen wir zum Beispiel eine Verkäuferin in einem Zeitschriftenladen) einem komplett fremden Kunden (nehmen wir mich) den Laden überlassen? Ich hätte ja die Kasse ausräumen können, Zeitschriften in meine Handtasche stopfen oder wer was weiß anstellen können.

Kontrolle ist ja schön und gut. Doch Vertrauen fühlt sich auch verdammt gut an.

Schöne Grüße aus Melbourne!

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