Friday 10 December 2010

Alles in "Vegemite" in Oz

Oprah ist ja jetzt endlich hier und alle fühlen sich geehrt. Wie kann ich mich geehrt fühlen, einen TV-Star sehen zu dürfen? Es ist vielleicht aufregend oder witzig oder was auch immer. Aber geehrt? Na ja, kann ich mir nur schwer vorstellen. Doch, wenn man so ein absoluter Fernsehfanatiker ist, verwechselt man das eine oder andere schon mal …

Bilder werden uns hier gezeigt von glücklicher Oprah, auf denen sie noch glücklichere Ureinwohner Kinder in die Kamera hält. Nichts gegen Oprah, ich kenne die nicht, die macht das sicher alles ganz toll und engagiert sich wie Bolle. Das Leben ist doch einfach zu kurz. Also, Oprah hält fröhliche Ureinwohner Kinder in die Kamera. Ich frage mich, wo sie die herhat. Erst vor einigen Wochen war ich in der Gegend im NT und Südaustralien und habe da niemand glücklichen gesehen. Alle Ureinwohner, die ich gesehen habe, hingen in der Ecke ab, schliefen auf der Straße. Sie sind nicht integriert und haben nichts zu lachen hier in Australien. Man interessiert sich einfach nicht für sie. Meiner Einschätzung nach ist es für die Ossis so, sie sind dummerweise da, doch wenn man nicht drüber spricht, geht das Problem vielleicht von alleine weg?

Vergeblich warte ich auf den Tag, an dem ich die Zeitung aufschlage, um einen Bericht vorzufinden, dass die Regierung oder wer auch immer Programme vorschlägt, die die Situation ändern werden. Nichts, seit fünf Jahren bis auf die Entschuldigung einfach fast nichts. Nur das gleiche dumme Stammtischgerede, die sind alle Alkoholiker und schlagen sich nur. Es will ja noch nicht einmal jemand drüber sprechen. Absolutes tabu Thema!

Die Australier flippen schier aus vor Freude, weil Oprah gerade auf der Insel zu Besuch ist. Drei Millionen geben sie aus, um ihr Land in der Welt als fröhlich, sonnig, lustig, aufgeschlossen und cool zu verkaufen. Investiert werden sollte doch lieber in das Schließen der Lücke von 10 Jahren, die zwischen der Gesundheit und Lebenserwartung der Ureinwohner und der weißen Australier besteht.

Mir wird schlecht, alles so verlogen. Die Ureinwohner leben abgeschirmt, haben weniger Rechte als die weiße Bevölkerung, die Lebensumstände gleichen denen der Menschen in Entwicklungsländern. In manchen Gebieten hatte ich oft den Eindruck in Kambodscha unterwegs zu sein. Die Ureinwohner leben nicht in Würde, sie sind verarmt, haben nichts und sind von der Gesellschaft ausgestoßen. Angebettelt wurde ich von Kindern im NT. Als ich ihnen nichts gebe, da es deren Situation nur temporär aber nicht langfristig ändern würde, sondern eher verschlimmern, haben sie mich mit „Mother Fucker“ beschimpft. Das spiegelt doch ganz gut die Umstände wider, unter denen sie leben. Die Reaktion wirkt verzweifelt und zeigt wie ausgegrenzt sie sich hier fühlen, in ihrem eigenen Land.

Für die Oprah haben sie jetzt irgendwo aber ein paar echt glückliche Ureinwohner gefunden, die sie der Welt präsentieren. Australien ist eine tolle Insel. Alles in Butter im Paradies. Für die Kameras! Oder vielleicht lebe ich ja in einem ganz anderen Land? Oder die Oprah ist gerade in einem ganz anderen Land auf Tour?!

Sie ist wirklich hier, soeben hat sie auf dem Federation Square in Melbourne einen Vegemite Snack verdrückt. Was für ein geniales Land! Vegemite ist so eine Art Hefeschmiere-Brotaufstrich, welches sich ganz gut mit ekelhaft beschreiben lässt.

Schöne Grüße aus Melbourne!

2 comments:

  1. Hi Dorothee,

    Wir liegen ja irgendwie auf der gleichen Wellenlaenge. Nur ich bin tippfaul (Adlersuchsystem). Wenn Du lust hast einen "echten" haha (borne in M.) zu kontaktieren
    Skype: marko1961aus or ph, 08-65400900

    Cheers aus Perth
    Marko

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  2. Hi Mark

    Danke fuer Deinen Kommentar. Ich wuerde mich noch ueber viel mehr Kommentare freuen. Sei nicht so 'tippfaul', um so lebhafter wird es hier.

    Schöne Grüße aus Melbourne!

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