Nina kommt aus dem Westen von Österreich und lebt seit
2011 in Sydney im Bundesstaat New South Wales. Sie ist Herausgeberin von
Australien No Worries. In ihrem Blog geht es seit 2012 um kulturelle
Unterschiede, allerlei Missverständnisse und den ganz normalen Alltag in
Oztralien.
Es gibt noch immer Menschen, die bloggen belächeln, vielleicht,
weil sie gar nicht wissen, was das ist? Bloggen wird oft verniedlicht
dargestellt als etwas, das kleine Mädchen in ihrer Freizeit machen. Geschieht
das nun aus Angst oder Unwissenheit? Es gab auch viele Menschen, die sich
anfangs gegen das Telefon ausgesprochen haben ...
Im Interview erzählt Nina von Liebe auf den ersten Blick,
ihrem Berufsleben als Grafikdesignerin in Oztralien und das sie sich nicht ausbeuten lässt, wie sie den typischen
Australier charakterisiert und auch vom Freundschaft schließen.
Dorothée Lefering: Wir alle wissen, die Zeit rennt und wir erleben viel. Erinnere
Dich doch bitte. Was hast Du gedacht, nachdem Du Deinen ersten Tag in
Australien verbracht hast?
An meinem ersten Tag in Australien habe ich einen sehr
netten Australier kennengelernt, der heute mein Verlobter ist. Das war im
Januar 2009, als ich als Backpackerin mit zwei Freundinnen durch Australien
gereist bin. An jenem Tag war ich einfach nur ziemlich müde von dem langen
Flug, viel gedacht habe ich mir da noch nicht. Was mir jedoch besonders seltsam
vorkam, war die Sprache, ich kann zwar sehr gut Englisch, habe aber kaum ein
Wort verstanden, wenn die Australier in ihrem Ozzie-Slang geredet haben.
Dorothée Lefering: Wie hast Du die Zeit des Einlebens empfunden, was war
während dieser Zeit das Schwierigste, was das Einfachste? Gab es jemals Momente,
in denen Du nur noch den nächsten Flug nach Hause nehmen wolltet?
Nach zwei Jahren
in Europa haben wir beschlossen, nach Australien zu ziehen. Der Anfang war besonders schwer für mich, weil ich nur meinem Freund zuliebe nach Sydney gezogen bin und nie die typisch deutsch-österreichische Vorstellung hatte, dass ich unbedingt nach Australien ziehen muss, weil hier alles so viel besser ist. Es gab viele Momente, wo ich alles hinschmeißen wollte. Das ist auch heute noch so. Doch je länger man wartet, desto mehr gewöhnt man sich an alles und desto schwieriger wird es, die Zelte irgendwann wieder abzubrechen.
in Europa haben wir beschlossen, nach Australien zu ziehen. Der Anfang war besonders schwer für mich, weil ich nur meinem Freund zuliebe nach Sydney gezogen bin und nie die typisch deutsch-österreichische Vorstellung hatte, dass ich unbedingt nach Australien ziehen muss, weil hier alles so viel besser ist. Es gab viele Momente, wo ich alles hinschmeißen wollte. Das ist auch heute noch so. Doch je länger man wartet, desto mehr gewöhnt man sich an alles und desto schwieriger wird es, die Zelte irgendwann wieder abzubrechen.
Dorothée Lefering: Viele stellen sich das Leben in Australien wie einen
exotischen Sommerurlaub vor. Das ist nicht so. Doch, wie unterscheidet sich der
Alltag in Australien von dem in Österreich?
Der typische Australier ist viel gemütlicher und mehr
"easy going" als unsereins, das spiegelt sich auch im Alltag wieder.
Einerseits ist eine relaxte Atmosphäre natürlich toll, andererseits geht sie
einem manchmal auch gehörig auf den Wecker - nämlich dann, wenn etwas
funktionieren sollte. Vor allem im Arbeitsleben fällt es mir oft schwer, die
australische Mentalität zu leben, denn leider ist ein Mensch, der alles sehr
locker nimmt, auch nicht gerade ein Beispiel an Verantwortungsbewusstsein und
Verlässlichkeit. Das ist wohl die Kehrseite der Medaille.
Dorothée Lefering: Drei in einer. Wie oft fliegst Du heim, wie oft hast Du
Besuch aus der Heimat, was ist Dein Hilfsmittel gegen Heimweh?
Ich bin in den letzten zwei Jahren nur einmal nach Hause
geflogen und das ist noch gar nicht so lange her. Im Nachhinein hätte ich wohl
viel früher einmal meine Heimat besuchen sollen. Erst wenn man eine Weile weg
von zu Hause ist, lernt man die Dinge, die man nicht mehr hat, zu schätzen und
freut sich dann auch umso mehr darüber. Andererseits habe ich mich bei meinem
Heimaturlaub aber auch oft dabei ertappt, wie ich gedacht habe: Man, in
Australien ist das aber viel besser. Es ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen,
wenn man in beiden Welten Dinge findet, die einem gefallen, da hat man das
Heimweh auch gleich viel besser unter Kontrolle.
Dorothée Lefering: Alles total anders in Australien! Was hat Dich wirklich
überrascht?
Da ich bereits vor dem großen Umzug mit einem Australier
zusammen war, dachte ich, mich kann nichts überraschen. Falsch gedacht! Das
Leben hier ist doch ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Überrascht
haben mich viele Dinge: Dass die Australier zwar ein sehr gastfreundliches Volk
sind, aber es doch schwierig ist, richtige Freundschaften zu schließen, dass
die gemütliche Arbeitsmoral auch ihre Schattenseiten hat, dass die Australier
so isoliert von der Welt leben und dass alles so unverschämt teuer ist ...
Dorothée Lefering: Wenn Australien eine Frau wäre, wie würdest Du sie
beschreiben?
Ich bin hier wahrscheinlich davon beeinflusst, dass ich
in Sydney lebe und mir sowieso schon oft wie ein Bauerntrampel vorkomme. Wenn
ich Australien als Frau beschreiben müsste, dann wohl so: Sehr freundlich und
gesprächig, ein umgänglicher Mensch, lächelt ständig und ist immer guter Laune,
trägt viel Make-Up, ein kurzes Röckchen, ist etwas oberflächlich und nicht 100%
ehrlich.
Dorothée Lefering: In Deutschland beuten Unternehmen engagierte Fotografen,
Grafikdesigner oder Texter aus. Sie verlangen schamlos, dass diese umsonst
arbeiten, ganz so, als leben kreative Menschen von Luft und Liebe allein. Du
bist Grafikdesignerin, würdest Du das in Australien auch so mit Dir machen
lassen?
Ich arbeite als selbstständige Grafikdesignerin und
verdiene lieber mein eigenes Geld, als mich von anderen ausbeuten zu lassen -
denn leider trifft diese Unart auf Sydney auch zu. Und dabei muss man bedenken,
dass das Leben hier um einiges teurer ist, als in Österreich und Deutschland.
Oft wird sogar von einem erwartet, dass man seine Arbeit erst einmal eine Weile
gratis anbietet - quasi um den guten Willen zu zeigen. Leider ist der Markt
hier derart mit arbeitslosen Designern überschwemmt, dass die Agenturen machen
können, was sie wollen. Das schlägt sich dann auch in der Bezahlung nieder.
Dorothée Lefering: Hinterher ist man immer schlauer! Was hättest Du gerne
vorher gewusst? Welchen Rat würdest Du Leuten geben, die nach Australien
auswandern möchten?
Wenn ich gewusst hätte, wie schwierig es ist, sich
in Sydney als Grafikdesigner durchzuschlagen, hätte ich wahrscheinlich ernste
Bedenken gehabt. Ich habe es mir beruflich viel einfacher vorgestellt und bin
in diesem Punkt wohl am meisten enttäuscht worden. Ich würde jedem potenziellen
Auswanderer den Rat geben, sich nicht nur von der paradiesischen Vorstellung
Australien blenden zu lassen, sondern wirklich auch die Fakten abzuwägen: Werde
ich hier Arbeit finden, kann ich meinen Lebensunterhalt finanzieren? Mein
Beweggrund nach Sydney zu ziehen ist mein Freund und ich würde es deshalb
wieder tun, ohne mit der Wimper zu zucken.
Dorothée Lefering: Danke Dir Nina. Ich wünsche Dir weiter alles erdenklich
Gute in Australien. Ganz viel Glück und Liebe, smooth sailing und weiter viel
Freude mit Australien No Worries.
Schöne
Grüße
Mädels, ihr seid einfach toll!! Macht weiter so und lasst euch nicht entmutigen!
ReplyDeleteEure Blogs sind kreativ, interessant und immer durchzogen von einer intensiven Auseinandersetzung mit eurer Umwelt. Ich habe schon Stunden zugebracht mit Lesen, wo ich doch nur mal kurz hineinschauen wollte....
Ich würde sie jedem empfehlen, der sich auf auf eine Reise vorbereitet oder sich sonst auf irgendeine Art mit anderen Ländern und deren Lebensweisen beschäftigen möchte.
Ganz liebe Grüße mit der Hoffnung, noch viele interessante, vergnügliche und auch kritische Blogs zu lesen
Hi
ReplyDeleteDanke, ich freue mich doll über das Kompliment. Klar mache ich so weiter ... Schöne Grüße