Jeder hat wohl diese romantischen Vorstellungen im Kopf von riesigen
Schaffarmen im australischen Busch mit Schafzüchtern, die nach einem
anstrengenden Tag gemütlich am Lagerfeuer sitzen. So richtig idyllisch, was die
Leute auf dem Land so treiben. Kennt doch jeder jeden und hält gerne mal einen
kleinen Schnack. Doch in der Landwirtschaft ist es natürlich genau so wie in
jedem anderen Betrieb der Welt. Im Vordergrund steht die Gewinnerzielungsabsicht.
Wie hat sich das Wollgeschäft in Australien
entwickelt?
1788 traf das erste Schaf in Australien ein.
1807 wurde der erste Ballen Wolle nach England exportiert.
1830 lebten bereits um die zwei Millionen Schafe in Australien.
1843 gab es erste organisierte Wollauktionen.
1847 wurde, um lokalen Farmern den Absatz zu erleichtern und die
Verkaufspreise für ihre Schafwolle zu maximieren, eine regelmäßig stattfindende
Wollauktion in der Innenstadt von Melbourne, Victoria gegründet. 1892 gab es 106
Millionen Schafe in Australien.
1914 wurden fast die gesamten Wollvorräte bei Auktionen gehandelt.
1957 wurde ein Kontrollorgan etabliert, welches die Qualität der Wolle
für den Export bewertete.
1970 gab es 180 Millionen Schafe in Australien. Bei den Auktionen, die
in Sydney, Melbourne, Fremantle, Newcastle und Launceston stattfinden, werden
85 Prozent der australischen Wolle verkauft, davon gehen heute 70 Prozent nach
China.
China.
Und heute?
Die Bauern züchteten den Schafen Hautfalten an, sodass man mit ihnen
möglichst viel Wolle gewinnen kann. In diesen Falten sammeln sich Schweiß und
Urin, dies zieht Fliegen an. Um die Schafe vor dem Befall der
Fliegenmadenkrankheit zu schützen, werden ihnen große Hautstücke rund um den
Schwanz weggeschnitten, ohne Narkose. Einmal vernarbt können Fliegen in diese
Stellen keine Eier mehr legen. Die legen dann oft Eier in die offenen Wunden.
Die schmerzhafte Prozedur wird Mulesing genannt.
Tierschützer setzen sich weltweit für eine bessere Behandlung der Schafe
ein. Unternehmen wie H&M, Adidas und Hugo Boss nutzen zur Fertigung ihrer
Ware keine Wolle von Schafen, die gequält wurden. Die Australian Wool
Innovation (AWI) hat darauf reagiert und zugesagt, das Mulesing Ende 2010
auslaufen zu lassen und andere Methoden zur Überwachung des Fliegenbefalls
einzusetzen. Bis auf schöne Worte ist bis heute jedoch leider nichts passiert.
Die AWI behauptet, dass Alternativen zu Mulesing nicht ausreichend entwickelt
wären, dass Schafe deshalb anfällig für Fliegenbefall bleiben oder dass
Schafzüchter die Branche verlassen würden. Damit hat sich das Thema erledigt.
In Neuseeland, Südafrika, Südamerika und Deutschland teilt man diese
Einstellung nicht, dort gibt es kein Mulesing.
Tipp: Verbraucher können mit ihrem
Verhalten das Schicksal der Schafe bestimmen. Fragen Sie beim Kauf von Wolle
und Wollprodukten nach deren Herkunft. Erkundigen Sie sich, ob die Ware von
gequälten Schafen stammt. Wenn dem so ist, Finger weg und somit die Tierquälerei
beenden. Stellen Sie sich darauf ein, dass VerkäuferInnen in Australien nicht
gerne über das Thema sprechen.
Schöne Grüße
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