Monday 27 September 2010

Brisbane, Beamte fahren in einem ‘Pollizeiauto’ durch die Gegend!

Die besten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben und hier in Australien werden jeden Tag unzählige solcher guten Geschichten geschrieben. Die Polizei hatte einen Schaden an der Beifahrertür und diese musste ersetzt werden. Gesagt getan. Neue Tür wurde eingesetzt. Ups, plötzlich ein 'L' zuviel! Der Wagen wurde aber gebraucht, so mussten die Polizisten einen Tag lang in einem 'Pollizeiauto' herumfahren. Ein Polizeisprecher versicherte, dass die Beamten das zusätzliche 'L' zweifellos prompt bemerkt hätten. Klar, nie hätten wir auch nur eine Sekunde etwas anderes angenommen! Good Girls! Good Boys!

Ein witziges Ding. Köstlich. Jeder macht Fehler.

Noch viel unterhaltsamer ist die Art, in der sich die Leser der Zeitung darüber echauffieren, dass sich jetzt alle über die Polizei lustig machen und deren Aufgabe kritisieren. Die Beamten tun doch nun wirklich alles, um für Ordnung zu sorgen. Mit dem Durchsickern der Geschichte wird ihre Autorität untergraben. Die Polizei weiß schon am Besten, wie sie ihren Job zu machen hat bla bla bla...

Wären die Einfaltspinsel nicht mit dem Auto durch die Gegend gefahren, dann würden sie sich jetzt auch nicht in der Zeitung finden. Selber Schuld! Und, gibt es da keine Abnahme, bevor so eine Arbeit ausgeführt und die Folie aufgebracht wird? Hätten, können, wollen. Zu spät, jetzt lachen doch schon (fast) alle über das 'L'.

Doch der Fall zeigt mal wieder, Kritik, das ist hier nichts. Damit kann und möchte man hier beim besten Willen nicht umgehen. Da lässt man lieber alles den Bach runtergehen, als dem anderen Mal zu sagen, was los ist. Es ist wichtiger, dass alles harmonisch abläuft. Man ist kein guter Freund oder Kollege, wenn man den anderen auf einen Missstand aufmerksam macht. Wenn die Vernunft einem auch etwas ganz anderes sagt, besser ist, man hält einfach den Mund.

Ganz einfaches Beispiel. 1.000.000 Mal erlebt. Jemand fragt mich, ob es mir hier in Oz gefällt und ich antworte, "es ist hier sehr anders als in Europa". Das ist Fakt und keine Kritik an Australien! Doch oftmals hatte ich damit schon verloren. Warum werde ich nie verstehen.

Die ewig verstörten Gesichter konnte ich nur schwer ertragen. Ist doch so viel schöner, wenn alle fröhlich sind. Entgegnet heutzutage mein gereiftes Ich, "ja das Wetter ist spitze und die Kängurus voll niedlich", dann sind alle super glücklich. Das ich damit aber implizit das genau Gleiche gesagt habe, "es ist hier sehr anders als in Europa", das fällt niemandem auf. Oder doch? Aber es darf ja niemand was sagen? Sehr kompliziert. Mir will einfach nicht in den Kopf, warum fragt man eigentlich jemanden etwas, wenn man die Antwort gar nicht wissen möchte? Smalltalk kann ein 'Minenfeld' sein. In so einem unscheinbar aussehenden Alltagsgespräch können bei Australiern unterbewusst Prozesse ablaufen, von denen man als durchschnittlicheR DeutscheR auf den ersten Blick gar nichts ahnt. Eine kleine falsche Antwort und zack...!

Zurück zum 'L'. Man muss doch schon stark von Selbstzweifeln zerfressen sein, wenn man den Hinweis auf ein 'L zuviel auf der Tür' als Kritik auffasst. Ganz ehrlich, es ist nicht wirklich ein Verdachtsgrund für Dummheit, wenn man als Polizist mit einem 'Pollizeiauto' rum fährt. Es gibt Schlimmeres.

Kritik an der Polizei, dass sind ja gleich zwei schier unglaublich ungehörige Delikte. Erstens, Kritik ist, wie gesagt, nie gut. Zweitens, Kritik an der Polizei erst recht nicht. Oft sind die hier für meinen Geschmack etwas zu Obrigkeitshörig! Und gerade das, erzählen sie ja jedem, sind sie nicht. Sind sie aber doch.

Ja, und dann komme ich aus dem Staunen einfach nicht raus.

Auch schon mal irgendwo so ein lustiges ‚Pollizeiauto’ gesehen? Wenn ja, wo?

Schöne Grüße aus Melbourne!
Bild Tageszeitung Queensland 




No comments:

Post a Comment

Täglich kommen 400 Leser auf diese Seite. Ich freue mich über jeden Kommentar. Falls Ihr Angst habt, dass irgendwer Eure Meinung erfährt, dann kommentiert bitte ganz einfach anonym. Es gibt keinen Grund schüchtern zu sein. Ich bedanke mich im Voraus. Bis dahin.