Tuesday, 24 May 2011

Augenzeugin. Yang aus China!

Heute habe ich mich mit Tracy zu Kaffee und Kuchen getroffen. Tracy ist eigentlich gar nicht ihr richtiger Name. Eigentlich heißt sie Yang, doch aufgrund der Erfahrung, dass ihren Namen hier in Australien niemand aussprechen kann und es ihr viel zu kompliziert ist, ihn dauernd zu buchstabieren hat Yang sich kurzerhand in Tracy umbenannt. Yang kommt aus Wuhan in China, so ziemlich genau aus der Mitte von China, wo sich der Jangtsekiang und der Han-Fluss treffen.

Yang war im Rahmen eines Forschungsprojekts auf der Suche nach Deutschen, die hier in Australien wohnen. Sie vergleicht anhand unterschiedlicher Kriterien die chinesische, australische und deutsche Kultur miteinander. Geradeheraus habe ich ihr auf alle Fragen geantwortet. Als ich ihr sagen sollte, was ich hier am allerschlimmsten finde, habe ich ihr meine drei „Lieblings-Aufrege-Themen“ genannt. Erstens, das Gesundheitssystem und die Ärzte sind unter aller Würde. Zweitens, das Autofahren grenzt an eine Comedyshow, da hier niemand ordentlich fahren kann. Drittens, hier gibt es zu viele Rassisten. Wie immer, hab ich für mich ganz alleine gesprochen!

Nachdem wir noch lange weiter über die Unterschiede zwischen den Chinesen und den Deutschen gefachsimpelt haben, durfte ich ihr netterweise auch ein paar Fragen für den heutigen Beitrag stellen.

Los geht’s!

Augenzeugin. Yang aus China!


Wie lange wohnen Sie schon hier in Australien?

Mein Vater hielt es für wichtig, dass ich die Welt kennenlerne. Nun lebe ich seit eineinhalb Jahren hier.

Wir alle wissen, die Zeit rennt und wir erleben viel. Erinnern Sie sich doch bitte. Was haben Sie gedacht, nachdem Sie Ihren ersten Tag hier verbracht hatten?

In China ist es selbstverständlich das jeder jedem hilft, die Menschen sind sehr gemeinschaftsorientiert und freundlich. Hier stand ich plötzlich alleine da, ohne dass mir viel erklärt wurde.

Wie haben Sie die Zeit des Einlebens empfunden, was war während dieser Zeit das schwierigste, was das einfachste?

Es ist mir leicht gefallen, Freundschaften mit Klassenkameraden und Lehrern an der Uni aufzubauen. Das führt leider zum schwierigsten Punkt. Es ist nicht so einfach, diese Kontakte mit meinen chinesischen Freunden die ich hier geschlossen habe zu vereinbaren. Chinesen gehen am liebsten in asiatische Restaurants und Bars, sie sind gerne unter sich.

Der in Australien gültige Urlaubsanspruch pro Jahr (plus Feiertage) beschränkt ungemein! Welche Sehenswürdigkeiten hatten Sie die Gelegenheit zu besuchen?

Ich war in Sydney, Brisbane und an der Gold Coast. 

Das mit dem wenigen Urlaubsanspruch wird hier zum Glück gar nicht so eng genommen. Das Lehrpersonal ist sehr freundlich und hilfsbereit, wenn man mal freihaben möchte. Wenn man es erklären kann, bekommt man auch ohne eine Krankschreibung vom Arzt frei und das, ohne das die Abwesenheit vermerkt wird.

Drei in einer. Wie oft fliegen Sie heim, wie oft haben Sie Besuch aus der Heimat, was ist Ihr bestes Hilfsmittel gegen Heimweh?

Seitdem ich hier wohne, war ich einmal daheim und meine Mutter hat mich einmal hier besucht. Ich habe manchmal Heimweh, so wie jeder andere auch.

Wenn ich beispielsweise das Essen vermisse, koche ich es mir halt selbst.

Alles total anders hier! Was hat Sie am meisten überrascht?

Am meisten überrascht hat es mich, dass die Leute in öffentlichen Verkehrsmitteln lesen und dass so viele Menschen in der Innenstadt auf der Wiese liegen, häufig auch noch in Bikinis und kurzen Shorts.

Beides wäre in China undenkbar.

Was lässt sich zum kulturellen Angebot in Australien sagen?

In Australien gibt es in dem Sinne keine Kultur. Die Kultur der Ureinwohner wird nicht besonders geachtet, ich frage mich warum? Und dann kamen irgendwann die Engländer und die anderen Nationalitäten hierher, die ihre Dinge mitgebracht haben. Hier gibt es viel Wasser, Wassersport ist wohl ein Teil der Kultur.

Wenn Australien eine Frau wäre, wie würden Sie sie beschreiben?

Wenn Australien eine Frau wäre, würde ich sie als männlich und lässig beschreiben. Ja genau!

Hinterher ist man immer schlauer! Was hätten Sie gerne vorher gewusst? Nach so einer langen Zeit, die Sie schon hier leben, kann man Sie ohne Weiteres als Experten bezeichnen. Jetzt bitte noch Ihren Rat für „auswanderungswütige“! Noch irgendwas, was Sie uns unbedingt noch gerne erzählen möchten?

Es wäre gut gewesen, vorab schon einige australische Phrasen aus dem Alltagsleben gewusst zu haben.

Auswanderungswütigen rate ich, sich vorzubereiten. Es ist anders als die Heimat, wenn man sich das klar macht und immer wieder vor Augen hält, kann man es hier gut aushalten.

Würden Sie wieder nach Australien auswandern?

Ja, ich würde es wieder machen. Besonders als älterer Mensch, die Natur hier ist sehr schön.

Danke sehr! Für Ihre Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute.


Und wer noch mehr Augenzeugen treffen möchte, bitte hier entlang ... Menschen, die hier in Australien wohnen und von ihren Erlebnissen berichten. 


Wer jetzt auch Lust bekommen hat hierher zu ziehen. Bei der Einwanderungsbehörde gibt es alle Informationen, die man braucht.  

Schöne Grüße aus Melbourne!

2 comments:

  1. warum wird in china nicht im bus gelesen?

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  2. Hallo

    Wusste sie auch nicht, fuer sie ist es das natuerlichste auf der Welt nicht in der Strassenbahn zu lesen. Als ich ihr verraten habe, dass in Europa auch in der Strassenbahn gelesen wird, hat sie riesengrosse Augen gemacht und erstaunt: "NEIN, ECHT?" gesagt. Ich stelle mir vor, dass es evtl. noch mit der Kulturrevolution zu tun hat, als Intellektuelle verpoent waren und gerne von der Regierung eingesperrt wurden? Noch heute verhalten sich in China viele mit Absicht so als seien sie ungebildet/dumm/Bauern ... Gewohnheit? Hier ein kurzer Beitrag von mir zu China

    http://www.stepin.de/weltneugier/nanjing-man-muss-sich-anpassen-konnen/

    Schöne Grüße aus Melbourne!

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