Tuesday 23 November 2010

Das Gesundheitssystem in Australien!

So, nach kurzer Zeit in einer neuen Stadt kennt man die Supermärkte, Bars, Cafés und Bushaltestellen. Man gewöhnt sich langsam ein und wird entspannter. Sogar ein paar Leute hat man schon kennengelernt. Alles scheint in bester Ordnung. War ja gar nicht so schwer, der Umzug nach Oz. Irgendwann bekommt man aber ganz sicher die ersten Zahnschmerzen, Schnupfen oder Rückenverspannungen. Mist, jetzt muss man zum Arzt. Wie wir alle wissen, taugt auch die beste Krankheit nichts. Und zack, wird man aufs Neue daran erinnert, dass man ja eigentlich gar nicht hierher gehört. Noch nicht so ganz richtig zumindest. Vor einem steht eines der größten Abenteuer Australiens. Arztbesuch und alles Drumherum!


Selbstbehalt-Tarife, Prämientarife (Beitragsrückgewähr-Tarife), Bonustarif, Kostenerstattungs-Tarif, Spezialtarif für chronisch Erkrankte, Krankengeld-Wahltarif. Möglichkeiten über Möglichkeiten gibt es hier, wie mittlerweile ja sogar auch in Deutschland.

Jeder Arbeitnehmer zahlt monatlich einkommensabhängig in die gesetzliche Pflicht-Krankenversicherung "Medicare" ein. Medicare ist eine staatliche finanzierte Krankenkasse mit rund 6.000 Mitarbeitern und ungefähr 21 Millionen Mitgliedern. Nur wer Staatsangehöriger ist (Oz und Neuseeland) oder über die permanente Aufenthaltsgenehmigung verfügt, partizipiert auch davon. Alle anderen hier Lebenden zahlen ein und bekommen den Betrag beim Lohnsteuerjahresausgleich zurück erstattet.

Grober Überblick, was deckt Medicare ab, was nicht

Mit Medicare abgedeckt sind. Arztbesuche, Röntgenbilder, Bluttests, Augentests, Operationen, Krankenhausaufenthalt in einem öffentlichen Krankenhaus.

Nicht abgedeckt sind: Aufenthalt im Privatkrankenhaus, Zahncheck, Krankenwagentransport, Heimkrankenschwester, Physiotherapie, Chiropraktik, Fußorthopädie, Ergotherapie, Brillen- und Kontaktlinsen, Hörgeräte, Prothesen, Medikamente, im Ausland entstandene Krankenhauskosten, unnötiger medizinischer Service (z.B. Schönheits-OPs).

Zunächst zahlt man für alle Leistungen in der Arztpraxis oder im Krankenhaus aus eigener Tasche. Man ist für die Leistungserbringer quasi ein Privatpatient. Medicare erstattet nach Einreichen der Rechnung einen Teil der Kosten, den Rest übernimmt der Patient selber. Neuerdings kann man sogar aber auch schon bei manchen Ärzten sofort mit Medicare abrechnen.

Für die Leistungen, die von Medicare nicht abgedeckt sind, gibt es zusätzliche Privatversicherungen. Da gibt es unendlich viele Optionen. Und wohl jede Person, die man fragt, hat da so ihre eigenen Vorstellungen. Im Falle eines Krankenhausaufenthalts kann man sich beispielsweise entscheiden, Leistungen bis zu einer bestimmten Summe selbst zu bezahlen. Oder, wenn man ein Jahr lang nicht so viel aufwendet, bekommt man eine Bonuszahlung. Einfach aktuell recherchieren in der kleinen überschaubaren Welt des Internets in Australien.

Gewöhnungsbedürftig ist es, bei den Ärzten nach den entstehenden Kosten zu fragen, denn natürlich berechnen alle unterschiedliche Sätze. Je nach Stadtteil und "Glam-Faktor"! Eine Konsultation, zehn Minuten, kostet um die AUD 60. AUD 32 bekommt man von Medicare erstattet (Plusminus ein oder zwei AUD). Findet man einen Arzt, der nur AUD 35 berechnet, hat man keinen Eigenanteil. Es fällt verdammt leicht nach dem Preis für ein Paar Schuhe zu fragen, doch nach dem Preis für eine Darmspiegelung ist schon etwas ungewohnt. Wer möchte kleinlich erscheinen? "Weil ich es mir nicht Wert bin?" Man gewöhnt sich an alles.

Wir merken uns Regel Nr. 1, bevor hier irgendwer Hand anlegt, immer erst die Kostenfrage klären. Wenn man im Krankenhaus ist, vor jeder Tätigkeit den Arzt fragen, ob diese von irgendeiner Krankenkasse übernommen wird (Privatversicherung oder Medicare). Jede Behandlung oder Anwendung, jeder Test muss einer Nummer zugeordnet werden können. Hat diese keine Nummer, gibt es auch nichts erstattet. Eine Endabrechnung im Krankenhaus sieht interessant aus. Herr Doktor Miller hat ihnen die Hand geschüttelt, das macht xxx AUD, Herr Dr Meyer hat sie in Narkose versetzt, das macht xxx AUD, Herr Dr Smith hat sie operiert, das macht xxx AUD usw.

Klar, medizinisches Personal wird jetzt denken, ist doch in Deutschland auch so. Für die, die das alles schon wussten, ist doch supi! Herzlichen Glückwunsch den Schlaubergern dieser Welt. Ich gehörte leider zu den Unwissenden und musste durch die harte Schule des Lebens.

Viel Erfolg beim Eruieren der richtigen Krankenversicherung und beim ersten Arztbesuch in Australien! Kopf hoch, wird schon werden. Man wächst ja auch an den Aufgaben.

Wenn man irgendwann so gut wie alles verstanden hat, wird man feststellen, dass die medizinische Versorgung hier viel günstiger als in Deutschland ist. Ob sie besser ist? Wer weiß das schon. Optimistisch, wie ich bin, tröste ich mich damit, dass hier viele Menschen fidel herumlaufen.

Jetzt muss man nur noch einen guten Arzt finden. 

Schöne Grüße aus Melbourne!


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